piwik no script img

Oscar-Film schafft ÖffentlichkeitWeiter Delfinblut in "der Bucht"

In japanischen Taiji hat die Delfin-Jagdsaison wieder begonnen – in diesem Jahr schaut aber die ganze Welt zu. Die Oscar-gekrönte Dokumentation "Die Bucht" sorgt für mehr Öffentlichkeit.

Anti-Delfinjagd-Aktivist Ric O' Barry auf dem Weg zur US-Botschaft. Bild: ap

TOKIO dpa/taz | Die blutige Jagd auf Delfine hat wieder begonnen. Mehrere Boote liefen am Mittwoch in Taiji im Südwesten des Landes aus. Nach Befürchtung der Biologin Sandra Altherr werden auch in diesem Jahr viele hundert Tiere getötet. Altherr befürchtet jetzt , dass sich ein Teil der Jagd auf das offene Meer verlagert. Die Fischer aus Taiji treiben jedes Jahr rund 2000 Delfine in einer abgelegenen Bucht zusammen. Einige werden gefangen und in Delfinarien gebracht, die restlichen werden mit Harpunen getötet und zum Verzehr verarbeitet. Insgesamt werden der Biologin zufolge in Taiji sowie in anderen Orten und vor der Küste des Landes jährlich bis zu 15.000 Delfine und Kleinwale gefangen und getötet.

Weltweit bekanntgeworden war die Information über die blutige Delfinjagd vor allem auch durch den Oscar-gekrönten Film "Die Bucht". Das Team um Regisseur Louie Psihoyos hatte die umstrittene Tradition für "The Cove" ("Die Bucht") teils mit versteckten Kameras gefilmt. Die Bilder von dem Delfin-Schlachten wurden in diesem Jahr mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Der aus dem Film bekannte Aktivist Ric O'Barry von der Organisation "Rettet Japans Delfine" bloggte jetzt, er habe einen geplanten Besuch in Taiji abgesagt, nachdem er vor einer Konfrontation mit "extremen nationalistischen Gruppen" gewarnt worden sei. Stattdessen kündigte O'Barry an, am Donnerstag vor der US-Botschaft in Tokio symbolisch 1,7 Millionen Unterschriften aus 151 Ländern gegen die Delfinjagd zu übergeben.

Japanische Nationalisten hatten den Film im Sommer als anti-japanisch beschimpft und Kinos mehrfach erfolgreich an der Aufführung gehindert. Die erste kommerzielle Vorstellung in Tokio fand im Juli unter Polizeischutz statt. Inzwischen laufe "Die Bucht" nach anfänglich heftigen Protesten aber "erstaunlich erfolgreich" in japanischen Kinos, berichtete Altherr. "Viele Aufführungen sind ausverkauft."

Trotz des Films halte man an der Delfinjagd fest, so ein Behördensprecher, der anonym bleiben wollte: "Unser Standpunkt bleibt gleich. Die Stadt wird auch weiterhin Delfine jagen", sagte der Behördensprecher mit Blick auf diverse Ausländer, die mit Kameras in dem 3700-Einwohner-Ort gesichtet wurden. Konfrontationen zwischen Tierschützern und nationalistischen Delfinjagd-Befürwortern habe es bislang nicht gegeben. Altherr zufolge ist die Stimmung in der Stadt aber "ziemlich aufgewühlt".

Zwar sei von der japanischen Politik trotz weltweiter öffentlicher Proteste kein Einlenken zu erwarten, so die Biologin Altherr. In der Bevölkerung jedoch sähen Tierschützer aber Anzeichen für einen Bewusstseinswandel. Bis heute wüssten viele Japaner gar nicht, dass Delfinjagden an ihrer Küste stattfänden, da die Medien bislang kaum darüber berichteten. "Das ändert sich nun langsam."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

13 Kommentare

 / 
  • DB
    Don Breitenstein

    Also, ich bin wirklich erschüttert was ich hier an Kommentaren lesen muss! Angefangen von wir würden Bären und Hirsche Jagen und Schweine schlachten! Mag alles sein, ja es ist so aber das ist kein Argument dafür, das Tiere wie Delfine auf so grausame Art sterben müssen! Vieleicht sollten die "Versteher" der Delfinschlachterei sich den Doku-Film von O'Barry anschauen! Artgerechte Haltung, darum geht es doch garnicht, es geht darum, wie sie geschlachtet werden! Jeden normal denkenden Menschen, auch wenn er eine Vorliebe für Steak hat, muss es erschüttern wenn er sehen kann wie die Fischer von Taiji die Delfine töten, nein schlachten und leiden lassen!

  • P
    pette

    @Lukas Kohl

    Norman Frey

    bob

     

    Sorry, ihr habt leider überhaupt keine Ahnung...

     

    schaut euch den Film zumindestens an oder lest ne Kritik davon.. und selbst dann hat man das Thema nicht zur Gänze durchschaut...

  • F
    Fast-Vegetarier

    Woah, hier wird ja einen auf Kulturrelativismus gemacht. Einige Gegengenargumente:

     

    1) Der Film bringt das Thema in den Blickpunkt der JAPANISCHEN Öffentlichkeit. Sicherlich dürfen die JAPANER SELBER entscheiden, ob sie weiter Delphine jagen wollen oder nicht, aber dazu müssen sie wissen, dass sie zur Zeit Delphine jagen.

     

    2) Falls eine hochindustrialisierte Gesellschaft wie Japan nicht in der Lage sein sollte, ihren Lebensmittelbedarf zu decken ohne Delphine zu jagen (weil die ihnen die Fische wegfressen würden), dann stimmt dort eh etwas nicht. Wir reden hier nicht über einen Ort in Afrika...

     

    3) Selbst wenn es kulturell bedingt wäre, dass Delphine als 'niedlicher' empfunden werden als Schweine, Schafe und Rinder, so würden die Japaner wahrscheinlich trotzdem was verdienen können, wenn sie die Delphine Touristen zeigen anstatt sie zu jagen. Unabhängig davon handelt es sich bei Schweinen, Rindern, etc. um Tierarten die von Menschen nicht zuletzt wegen ihres Fleisches gezüchtet wurden. Was Wildschweine, Feldhasen und dergl. betrifft, so bin ich auch der Meinung, dass die Jagd auf Wildtiere in Deutschland eingestellt werden sollte, sofern sie nicht UNBEDINGT zu Kontrolle der Populationen erforderlich ist. (Wildtiere erst durchfüttern und dann jagen zählt nicht.)

  • T
    Thomas

    Ich denke dass es in erster Linie um die Brutalität geht und nicht um das Töten der Tiere. Man sticht ja auch nicht in anderen zivilisierten Ländern wahllos auf Tiere ein, zumindest nicht in diesem Ausmaß und auch nicht zu kommerziellen Zwecken.

  • A
    Armin

    An Lukas, Norman und Bob:

    Es geht nicht darum was gegesen wird, sondern um zwei Dinge, falls Ihr drei das noch nicht begriffen habt.

    1. Die Art, wie die Tiere geschlachtet werden. Ausbluten lassen, ohne Betäubung, also ein langer Tod. Ähnlich dem kosheren Schlachten der Juden und Moslems. Schaut euch doch mal den Film "Earthlings" an und haltet den auch die gesamten 1,5 h durch, dann reden wir weiter.

    2. Wenn man solche Mengen an Tiere schlachtet, soll man auch das Ökosystem berücksichtigen, ob vielleicht hier etwas auf der Kippe steht. Nein?

  • E
    emil

    na ihr wisst doch,

    schweine sind schmutzig

     

    delfine sind süß

     

    noch fragen?

  • TD
    Tyler Durden

    Wunderbar ehrlich diese ersten drei Kommentare.

     

    Von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung..... deutsche Medienlandschaft.

    Die Argumente zum Thema sind bekannt, interessieren aber nicht.

    Ich bin Deutsch! Ich weiss. Basta!

  • NF
    Norman Frey

    Ok ich korrigiere mich: Ich, die Macher einer US-amerikanischen Zeichentrickserie und die anderen Kommentatoren hier.

  • P
    p3t3r

    komische einstellung die hier vertreten wird von den kommentatoren

     

    delfine sind hoch intelligente tiere, die eine kommunikation beherrschen von der wir nur träumen können

    (stichwort telepathie)

    delfinforscher wie zb dr. john c. lilly gehen davon aus das sie eine 40 millionen jahre alte geschichte haben, von der sie wissen.

    dies wurde wohl menschen schon übermittelt. ihre sprache ist in der modulation wohl 10mal schneller als unsere und wurde mit computern übersetzt.

    dazu gibt es noch viel mehr zusagen, als hier möglich ist.

     

    die kommentatoren vergessen wohl das menschen auch nur eine tierrasse ist und damit auch gejagt werden kann.

     

    viel spass noch

  • EA
    Enzo Aduro

    Ich weiß gar nicht warum sich da jemand aufregt. Die Delfine können in Freiheit leben und werden bejagt. Es ist schlichtweg die an Rassismus und Faschismus grenzende Arroganz der westlichen Kultur und das daraus erhebende Überlebenheitsgefühl die sich hier stößt. Wir essen Fleisch aus Züchtung und Japan bejagt in diesem Fall eine nicht vom Aussterben bedrohte Tierart.

     

    Es ist die pure Willkür der selbsternannten "Tierschützer" das sie das eine OK finden und das andere Grausam.

     

    Diese Tiere haben ein tiergerechteres Leben als jede Biokuh und jedes Freilaufhuhn.

  • LK
    Lukas Kohl

    Die Delfinjagd hat einen ganz einfachen Grund in Japan. Es ist der selbe Grund weswegen wir Bären und Wölfe gejagt haben. DElfine fressen zu viele Meerestiere, die den Japanern als Nahrung dienen, also werden sie bejagt. Was gibt es da nicht zu verstehen? Bei uns wird ja auch Wild gejagt, auch wenn es nicht auf den Speiseplan kommt. Was soll die Aufregung und die Heuchelei. Die Japaner brauchen das Meer, da 80% der Landmasse nicht für Landwirtschaft nutzbar ist. Die kritisieren uns ja auch nicht für unsere Essgewohnheiten. Ich habe in Japan jedenfalls noch nie hetzerische Artikel über die brutale, blutige Wildschweinjagd gelesen. Werdet endlich erwachsen!

  • NF
    Norman Frey

    Wieso dürfen wir eigentlich Hühner, Schweine, Rinder, Rehe etc. jagen, schlachten, essen, fangen und dressieren aber die Japaner keine Delphine? Sind ich und die Macher einer amerikanischen Zeichentrickserie (http://www.southpark.de/alleEpisoden/1311) eigentlich die einzigen, denen das irgendwie doppelmoralisch vorkommt?

     

    Etwas anderes ist es, wenn die dortigen Delphine vom Aussterben bedroht sind, aber davon ist im Artikel mit keinem Wort die rede, wenn ich mich nicht verlesen habe. Ich würde mich ber mehr Aufklärung diesbezüglich in der taz freuen.

  • B
    bob

    ...und in Deutschland werden Kaninchen geschlachtet.

     

    Verbietet uns Indien den Verzehr von Rindern? Gibt es diplomatische Spannungen mit Saudi-Arabien, weil bei uns Schweine geschlachtet werden?

     

    Der einzige Grund eine Tierart nicht zu jagen ist die Arterhaltung, aber da sind diese Delfine wohl nicht bedroht. Zumindest steht davon nichts im Artikel.