Ortsbegehung im Kulturzentrum: Knutschen in der Kesselhalle
Im Bremer Schlachthof ist Raum für Jazzmessen und Unipartys. Wenn es richtig voll ist, wird auf den oberen Rängen die Luft knapp.
Irgendwo dazwischen gibt es Theater, Lesungen, ein Magazin und wahrscheinlich hundert andere Projekte. „Von totem Fleisch zur lebendigen Kultur“ ist das Motto auf Instagram. Der Schlachthof ist aus Bremen nicht wegzudenken. Trotz der Nähe zum Bahnhof befindet sich das Kulturzentrum geografisch in Findorff, dem Viertel mit dem langweiligsten Ruf in Bremen („Keine Straßenbahn“, „nur Familien“) – offensichtlich zu Unrecht. Wer das Gelände betritt, muss grundsätzlich darauf achten, nicht von Menschen auf Skateboards überfahren zu werden.
Obwohl der schrabbelige Backstage-Raum der Kesselhalle keine Duschen und auch nicht wirklich Privatsphäre hat, erzählte ich hier mal bei der Künstler:innenbetreuung allen, die es hören wollten, dass die Atmosphäre auf der Bühne dafür viel besonderer ist als in den benachbarten Messehallen. Spätestens nach dem Konzert stimmten alle zu, alle lieben die Backsteine und die alte Industriearchitektur, die so ganz im Gegensatz steht zur den kalten Glas- und Stahlkonstruktionen von nebenan.
Kultur und Geschichte
Der Schlachthof ist ein pulsierendes Organ in der Bremer Kulturszene, pulsierend genug, um der Pandemie zu trotzen – anders als viele kleinere Orte. Er ist Kultur, aber auch Geschichte. Während sich bei der jährlichen Gedenkveranstaltung eher die ältere Generation versammelt, gibt es auch junge Menschen, die ihn als Gedenkort, wo 1943 Tausende Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert wurden, betrachten. Das muss so bleiben.
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