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Organspenden von TotenNeue Zweifel am Hirntod

Werden Organe von einem Toten entnommen, muss der Hirntod eingetreten sein. Doch ist der Mensch dann wirklich tot? Experten melden Zweifel an.

Vor der Organentnahme muss der Hirntod sicher festgestellt worden sein. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist auf "Informationstour". Ihre Kampagne "Organpaten werden" macht derzeit Station in Einkaufszentren deutscher Großstädte. So sollen Bürger und Bürgerinnen motiviert werden, ihre Bereitschaft zur Entnahme von Nieren, Lebern, Lungen und Herzen vorab zu erklären - für den seltenen, aber möglichen Fall ihres "Hirntods".

Der Begriff steht gemäß Transplantationsgesetz (TPG) für den "endgültigen, nicht behebbaren Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms". Diese Diagnose bedeute, dass der Betreffende tot sei. Daran gebe es "keine wissenschaftlichen Zweifel", betont die BZgA, auch die Kirchen sähen das so.

Andere Informationen verbreitet die Physikerin und Medizinethikerin Sabine Müller vom Berliner Universitätsklinikum Charité. In ihrem Aufsatz "Revival der Hirntod-Debatte", erschienen im Fachblatt "Ethik in der Medizin", liest man: Die seit Jahrzehnten vertretene, biologische Begründung für das Konzept vom Hirntod sei "empirisch widerlegt". Müller beruft sich vor allem auf ein 2008 veröffentlichtes "White Paper" (Weißbuch) des US-amerikanischen President's Council on Bioethics.

Dieses Politikberatungsgremium, eine Art Pendant zum Deutschen Ethikrat, habe eingeräumt, dass das integrierte Funktionieren des Körpers "nicht unbedingt kurz nach Eintritt des Hirntodes aufhöre". Also sei das Hauptargument derjenigen entkräftet, die den Hirntod mit dem Tod des Menschen gleichsetzen, folgert Müller.

Der US-Ethikrat verweist auf Veröffentlichungen von Alan Shewmon. Der Neurologe hatte bis 1998 über 170 dokumentierte Fälle gefunden, in denen zwischen Feststellung des Hirntodes und Eintritt des Herzstillstands viel Zeit vergangen war: Die Spannen reichten von mindestens einer Woche bis zu 14 Jahren.

Pflicht zum Ja oder Nein?

Der oberste Ethikrat in Deutschland wird sich wieder einmal mit der Organspende beschäftigen. Nachdem 2007 der Nationale Ethikrat eine Stellungnahme veröffentlichte, hat jetzt das Nachfolgegremium, der Deutsche Ethikrat, eine Arbeitsgruppe zur Organspende eingesetzt. Er soll speziell Empfehlungen "bezüglich einer möglichen Äußerungspflicht erarbeiten". Den Vorschlag, dass jeder verpflichtet werden soll, ein Ja oder Nein zur Organspende abzugeben, gibt es schon seit den achtziger Jahren. Unter anderem aus verfassungsrechtlichen Gründen wurde er abgelehnt. (taz)

Die durchschnittlichen Überlebenszeiten, so Müller, wären noch höher, wenn nicht der Tod der künstlich beatmeten Patienten durch Entnehmen von Organen oder Abbrechen lebenserhaltender Maßnahmen eingetreten wäre; die Behauptung, kurz nach dem Hirntod trete unweigerlich der Tod ein, schreibt die Berliner Ethikerin mit Verweis auf den US-Ethikrat, sei "kaum überprüft und sogar eine selbsterfüllende Prophezeiung".

Bis 2003, bilanziert Müller, seien "zehn erfolgreiche Schwangerschaften von Hirntoten dokumentiert". Zudem haben Shewmon und andere Wissenschaftler beobachtet, dass Hirntote ihre Körpertemperatur regulieren, Infektionen und Verletzungen bekämpfen, auf Schmerzreize reagieren, verdauen und ausscheiden. Hirntote Kinder können wachsen und ihre Geschlechtsentwicklung fortsetzen.

Shewmon, früher ein bekannter Befürworter des Hirntod-Konzeptes, meint inzwischen, dass das Gehirn nicht als zentraler Integrator aller menschlichen Körperfunktionen wirke. Die Integration sei vielmehr eine Eigenschaft des gesamten Organismus, erläutert das White Paper.

"Organentnahmen von Hirntoten", folgert Müller aus den empirischen Befunden, "sehe ich als Tötung an." Würden Ärzte dies eingestehen, müsse dies aber nicht das Ende der Transplantationsmedizin bedeuten. "Man könnte darüber nachdenken", so Müller, "ob man eine solche Tötung bei informierter Zustimmung des Organspenders aufgrund altruistischer Motive legalisieren sollte." Für Mediziner solle die Explantation straffrei bleiben, "auch wenn sie dadurch Leben beenden".

Im Ergebnis ähnlich argumentiert der Düsseldorfer Bioethiker Dieter Birnbacher, der seit Jahren in Gremien der Bundesärztekammer (BÄK) mitwirkt: "Wir müssen anerkennen, dass hirntote Menschen eben noch nicht tot sind, dass wir sie aber dennoch als Organspender heranziehen können." Professor Birnbacher "erwägt", das heikle Thema in die Zentrale Ethikkommission der BÄK einzubringen.

Im Transplantationsgesetz wurde die BÄK ermächtigt, verbindliche Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes zu formulieren, jeweils auf dem Stand der medizinischen Wissenschaft; die derzeit geltende Version wurde Mitte 1998 bekannt gegeben. Noch hüllt sich die BÄK in Schweigen - auf Anfrage der taz äußerte sich der zuständige Wissenschaftliche Beirat der BÄK weder zum White Paper aus den USA noch zur Auffassung des BÄK-Beraters Birnbacher.

Wissenschaftlich umstritten ist nicht nur, wann ein Mensch tot ist. Zweifel gibt es auch, ob die Feststellung des Hirntodes stets verlässlich erfolgt.

Sabine Müller verweist auf "etliche", in der Fachliteratur beschriebene, Patienten, die aufgrund klinischer Diagnostik zwar als hirntot klassifiziert worden seien, "bei denen aber mit apparativer Diagnostik zerebraler Blutfluss oder elektrische Hirnaktivität nachgewiesen wurde". Der Einsatz bildgebender Verfahren ist gemäß BÄK-Richtlinien nur in wenigen Fällen verpflichtend: bei Kindern vor dem dritten Lebensjahr und bei bestimmten Hirnschädigungen. In den Richtlinien heißt es: "Der Hirntod kann in jeder Intensivstation auch ohne ergänzende apparative Diagnostik festgestellt werden."

Vorgeschrieben ist unter anderem, dass hirngeschädigte Menschen durch zwei erfahrene Ärzte unabhängig voneinander untersucht und mindestens zwölf Stunden beobachtet werden. Die Ärzte, meist Neurologen und Intensivmediziner, müssen ihre abschließende Diagnose in einem Protokoll dokumentieren.

"Aus ethischen Gründen sollte eine Hirntoddiagnostik auf dem Stand der besten verfügbaren Technologie gesetzlich vorgeschrieben werden", meint Sabine Müller. Notwendig sei "zumindest" die zerebrale Angiographie - ein Röntgenverfahren, das die Hirnarterien sichtbar machen kann. Diese Anregung ist Fachkreisen geläufig: Bereits 2009 hatte Professor Günter Kirste, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), die BÄK aufgefordert, die Angiographie der Hirngefäße sowie neue Techniken der CT-gestützten Untersuchung in die Richtlinie aufzunehmen.

Bislang hat die BÄK dies weder getan noch in Aussicht gestellt. Der Ruf nach zusätzlichen, technischen Untersuchungen stoße hierzulande auf Widerstand, vermutet Müller - aus Kostengründen und "auch weil eine verbesserte Hirntoddiagnostik das Organaufkommen verringern könnte".

Überraschende Nachrichten erreichten die Fachöffentlichkeit im Juni. Die American Academy of Neurology (AAN), in den USA zuständig für die Standards der Hirntoddiagnostik, fordert, deren Qualität mittels kontrollierter Studien zu überprüfen. Viele Details der klinischen Untersuchungen für die Hirntoddiagnostik, vorgegeben aufgrund von Expertenmeinungen, "können nicht den Kriterien einer evidenzbasierten Medizin entsprechen", erklärte ein AAN-Ausschuss im Fachblatt Neurology.

Die AAN vermisst unter anderem systematische Studien zur Frage, wie lang man Patienten mindestens beobachten müsse, um sicher zu sein, dass der Verlust ihrer Hirnfunktionen tatsächlich unumkehrbar sei. Notwendig sei es auch, neue apparative Diagnostikverfahren empirisch unter die Lupe zu nehmen.

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54 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • H
    Helena

    In diesem ganzen Artikel hat mich am meisten die Aussage erschüttert:"Für Mediziner solle die Explantation straffrei bleiben, auch wenn sie dadurch Leben beenden".Ganz nebenbei gibt es dieses Gesetz schon im StGB.Die Damen und Herren Mediziner befinden sich bereits auf der sicheren Seite.Im Gegensatz zu ihren Patienten.Endlich ist die Katze aus dem Sack.Wo soll das alles hinführen?Da öffnet sich ein weites Betätigungsfeld:

    .Organspendeverweigerungen verschwinden wie Nadeln im Heuhaufen.

    ."Hirntote" werden explantiert -eine archaische Sterbehilfe - auch in humanerer Form zur Zeit noch strikt verboten.

    .Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium, Wachkoma - Patienten, unumkehrbare schwerste Krankheitsverläufe, psychisch Kranke, geistig Behinderte oder altersverwirrte Menschen (Ballast für die Gesellschaft) könnten eines Tages ins Vizir genommen werden.

    Neue Begriffe und die entsprechenden Definitionen lassen sich finden - notfalls bemüht man wieder Harvard.

     

    P.S.Bioethik: Sandoe und Kappel

    eingeben und lesen!

  • C
    Christina

    Nur weil die Medizin viel kann und auch macht, bedeutet es noch lange nicht, das dies auch gut für den Menschen ist. Wieviele Menschen werden reanimiert und landen dann auf den sogenannten Wachkomastationen wo dann in ihren Unterlagen zu lesen ist, Zustand nach erfolgreicher Reanimation.

    Wäre es nicht besser, diese Menschen wären an den Folgen ihres Unfalles oder Krankheit verstorben, so wie die Natur es für den Menschen vorgesehen hätte?

     

    Ebenso empfinde ich es auch wenn es um die Organspende geht. Warum werden Organspender unter der Entnahme in Narkose gelegt, warum transpirieren sie, warum erhalten sie Schmerzmedikation, warum steigt der Blutdruck? Warum wachsen hirntote Kinder, warum, warum warum.

     

    Ich kann Familien verstehen, die einem Familienmitglied im Falle eines Falles ein Organ spenden wollen, wenn dies möglich ist.

     

    Letztendlich aber ist alles nur ein Geschäft machen, am Ende müssen schwarze Zahlen geschrieben werden.

     

    Derjenige, der ein Organ erhalten hat, hat nur für den Moment gewonnen.

     

    Ich persönlich lehne eine Organspende und Reanimation für mich ab und ich möchte auch nichts erhalten.

     

    Jeder, der beim Zahnarzt, Schönheitschirurgen oder in der Klinik organisches Material implantiert bekommt, Sehnen, Knorpel, Haut usw. erhält ein Gewebestück einer Leiche.

  • I
    ichselbst

    Meine Meinung zum Thema :

     

    Solange ethische und moralische Bedenken im Zuammenhang mit dem Lebensende eines Menschen und der medizinisch festgelegten Hirntoddefinition von den Organspendebefürwortern allwissend und über jeden Zweifel erhaben beiseite geschoben und der wissenschaftstheoretischen Lächerlichkeit preisgegeben werden, bleibt mir der Aufruf zur Organspende sehr suspekt.

     

    Ist man schon ein Spinner wenn man auf die Tatsache hinweist, dass niemand weiß was nach dem Tod eines Menschen und jedes anderen Lebewesens mit diesem geschieht ?

     

    Und wer gibt selbst einem Angehörigen aber letztendlich trotzdem körperlich nicht betroffenen Außenstehenden in diesem Zusammenhang das Recht über die körperliche Unversehrtheit eines anderen Menschen zu entscheiden ?

     

    Müßte nicht auch hier in Anlehnung an einen allgemein anerkannten Rechtsgrundsatz gelten, "Im Zweifel für den selbst betroffenen ?"

  • A
    Andrea

    Wie haben als Angehörige die Zustimmung zur Organentnahme gegeben. In der tiefen Bestürzung und em Schock über den bevorstehenden Tod, musste man in kurzer Zeit in dieser Situation diese wichtige Entscheidung treffen. Fakt ist, dass man als Angehöriger den Menschen nicht in seinem Tod begleiten kann, Sterbebegleiter sind die Transplatationsmediziner. Der Mensch wird aufgeschnitten, mit Kühlflüssigkeit ausgegossen....Schmerzmittel gegeben....oder er wird angeschnallt, da ansonsten noch Reaktionen bei der Entnahme befürchtet werden. Erst wenn mir all diese Informationen und noch einige mehr bekannt wären, könnte ich eine wirkliche Entscheidung zur Organentnahme ( für mich und andere)treffen. Wir leiden als Familie sehr darunter in unserer Unwissenheit die Zustimmung gegeben zu haben und wollten dem frühen Tod so noch einen Sinn geben. Aber dieser Trost bleibt aus.

    Vielleicht ist auch dieser Film interessant:

    http://www.kathtube.de/player.php?id=18627

  • ED
    Eva dombrowski

    Ein wichtiger Artikel.

    Wer wusste übrigens, dass die "Toten" vor einer Organentnahme grundsätzlich unter Vollnarkose gesetzt werden?

    Warum wird diese Tatsache (!) nicht öffentlich bekannt gemacht?

    Wenn man das (angehenden) Krankenschwestern oder Ärzten erzählt, kann es einem passieren, dass man übel angegiftet wird. Selbst mehrmals erlebt. Wieso? Wenn dabei doch alles mit rechten Dingen zugeht!?

    Mir ist klar, dass man als Gesunder da recht locker drüber reden kann. Aber trotzdem wird man ja wohl sich - und anderen - die Frage stellen dürfen, ob Organtransplantation nicht doch auch wieder einen Schritt in Richtung Entmenschlichung und Maschinisierung bedeutet.

    Wenn man dafür primitivst angepöbelt wird, dann ist da was oberfaul!

    Ich wünsche mir jedenfalls, dass ich als Kranker die Kraft hätte, eine Organimplantation abzulehnen.

    Ach ja - um das nicht zu vergessen - Organtransplantation ist ein RIESEN-Geschäft!!! Schon alleine das finde ich absolut ekelhaft. Wenn es den Mitwirkenden wirklich um humanitäre Motive ginge, dann würden sie ALLE sich mit sehr mäßigen Verdiensten bzw. Gewinnen begnügen. Tun sie aber nicht. Ekelhaft! Und höchst verdächtig!

  • D
    Dörte

    @ Tim, Bertram in Mainz, Nikomann und Nico

    Ich finde es sehr bedenklich, wenn hier für gestorbene oder sterbende Menschen Formulierungen verwendet werden wie: "Ein Hirntoter mag äußerlich wie ein Mensch aussehen" oder "eine große Anhäufung von miteinander funktionierenden Zellen" oder "zuckende biologische Masse" oder "unterscheidet sich nicht von einem primitiven Tier". Ich möchte davor warnen, Menschen, in welchem Zustand auch immer sie sein mögen, das Menschsein abzusprechen. Wo soll das hinführen? Bitte, denkt noch einmal nach!

  • M
    Mike

    Schade dass nur im Nebensatz erwähnt wird, dass diese tehorethischen Überlegungen in der Praxis kaum was ausmachen. Insgesamt erwecken Artikel und Überschrift einen falschen Eindruck. Bild Style...

  • K
    K.W.

    @Steffi

     

    Jeder darf und soll seine persönliche Meinung äußern. Und wenn Gockeline den Eindruck hat, es würde moralischer Druck ausgeübt, um sich "konform" zu entscheiden, dann darf er/sie/es das auch schreiben.

     

    Und wenn du (ich duze einfach mal wegen des Nicknames) anderer Meinung bist, darfst Du das ebenfalls schreiben - solltest aber imho etwas höfflicher bleiben.

     

    Ich kann jeden Satz von Gockeline nachvollziehen ... und jeden deiner Sätze ebenso. Ich habe insgesamt nicht den Eindruck, dass die Diskussion besonders sachlich ist - und durch dein "Rumgepampe" wird das nicht besser.

  • S
    Steffi

    @Gockeline:

     

    So ein Quatsch!

    Es wird keineswegs verurteilt, wenn man eine Organspende ablehnt.

    Es wird nur verurteilt, wenn man zu faul und zu feige ist, sich bereits zu Lebzeiten ausdrücklich schriftlich dazu zu äußern, wie man das sieht und damit diese Entscheidung rücksichtslos auf seine zukünftigen Hinterbliebenen abwälzt, eine sehr schwere Entscheidung, die sie dann außerdem noch in einer schlimmen Stresssituation und unter großem Zeitdruck treffen müssen.

     

    Auf einem Organspendeausweis kann man schließlich auch ankreuzen, dass man eine Organspende unter allen Umständen und für alle Organe ablehnt.

     

    Und wer sich auch nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, bevor er den Hals aufreißt, der weiß das auch.

  • R
    Rod

    Der "Hirntod" lässt sich überhaupt nicht diagnostizieren. Denn technisch ist es lediglich möglich die äußersten Hirnschichten zu untersuchen. Wenn aber nur außere Schichten des Gehirns inaktiv sind, heißt das noch lange nicht, dass das komplette Gehirn tot ist. Es kann sich genauso gut wieder fangen, wenn für eine entsprechende Versorgung gesorgt wird.

     

    Für eine wirklich treffsichere Diagnose müßte man die tieferen Schichten des Gehirns untersuchen. Das ist jedoch nicht möglich ohne einen Menschen zu töten, denn dazu müßte man das Gehirn aufschneiden.

     

    Prinzipiell gilt in der Medizin das Prinzip der Profitmaximierung. Schwer diagnostizierbare Erkrankungen mit Auslegungsspielraum wie z.B. Borreliose deklariert man bei unklarer Serologie gerne als Rheuma, wenn möglich als MS. Hier bekommt der Arzt ein großzügiges Budget für einen chronisch Kranken, der dann unter der Falschdiagnose "Rheuma" mit teuren Schmerzmitteln ruhiggestellt wird. Hier liegt für Arzt und Pharmaindustrie das Profitmaximum. Im Krankenhaus ist es ähnlich. Wenn es möglich ist, einen Patienten so zu halten, dass man teure Behandlungen abrechnen kann, den Auslastungsgrad der Apparate zu erhöhen, den großzügigsten Ärzte-Beschenkern der Pharmakonzerne ein paar teure Medikamente abkaufen kann, dann wird das getan. Gelegentlich kann es auch lukrativer sein, einem reichen Patienten schnell ein Spenderorgan zukommen zu lassen. Wer weiß über welche Connections da welche Gelder fließen?

  • G
    Gastleserin

    Kleine Provokation!

     

    Tod ist doch tot! Oder?

     

    Seit wann kann man Abgestorbenes einem Lebendigen

    einpflanzen? ;)) :((

     

    Also ist Hirntod die halbe Wahrheit.

    Und dann sollte man zumindest dafür sorgen, auch dem Hirntoten bei der Organentnahme dieselbe Betäubung zukommen zu lassen, wie bei einer Organspende von Lebenden zu Lebenden.

    Oder hat man dem SPD-Herrn Steinmeier die Niere für seine Frau ohne Narkose entnommen?

    ...Aber, die Ethik bestimmter Fachleute ist ganz gewiss um der Effizenz und der Ehre willen manchmal erheblich verkümmert - wie es scheint!

  • D
    denninger

    Was seid Ihr nur für Kleingeister!

    Wer par tout glauben will, dass er nach dem "Hirntod" noch lebt soll halt seinen Organspendeausweis verbrennen.

    Ich für meinen Teil habe beschlossen, dass nach einer zweimaligen Diagnose eines unwarscheinlichen Aufwachens der Denninger zur Plünderung freigegeben ist.

    So unersetzlich bin ich auch nun wieder nicht!

    Vielleicht kriegt der "vic" ja mein Herz (SCNR).

  • S
    Steffi

    Nun, dass der Hirntod mit Hilfe sämtlicher aktuell zur Verfügung stehender Verfahren erst eindeutig festgestellt zu werden hat, ist selbstverständlich eine einsehbare Forderung.

     

    Aber dass man mit dem Hirntod nicht auch komplett physisch tod ist, ist doch komplett irrelevant. Nichts, was einen mal als Persönlichkeit ausgemacht hat, existiert noch und - anders als im Koma - steht auch fest, dass man nie wieder aufwachen wird.

     

    Also einem Menschen, der zu Lebzeiten ausdrücklich zu Protokoll gegeben hat, dass er einer Organspende ausdrücklich zustimmt, können sie meinetwegen nach einem einwandfrei festgestellten Hirntod gerne alles rausnehmen - ob der evtl. noch jahrzehntelang auf pflanzlichem Niveau existiert hätte oder nicht, interessiert doch nicht.

     

    Von solchen Spezialfällen wie evtl noch erfolgreich auszutragenden Schwangerschaften ´natürlich abgesehen, aber so etwas kann man ja im Detail regeln.

    Man könnte auch auf Organspendeausweisen für weibliche Personen einfach mit vorsehen, dass sie sich auch dazu äußern, wie in so einem Fall nach ihrem Willen zu verfahren ist.

     

    Ein zusätzlich zu beachtendes Detail ist das zweifellos - ein grundsätzliches Gegenargument gegen eine Organentnahme nach Hirntod mitnichten.

  • V
    vic

    Wie wär`s wenn wir jedem Menschen selbst überlassen, diese Entscheidung zu treffen?

    Ich plädiere für die grundsätzliche Zustimmung zur Organspende, sollte keine gegenteilige schriftliche Anweisung des Patienten vorliegen.

    Man muss schon verlangen können, dass alle sich damit abfinden, nicht ewig zu leben. Und darum möglichst ein paar Zeilen vorbereiten und hinterlassen.

  • H
    Hortensia

    Wieso ist denn das Gehirn das was ein Individuum ausmacht? Das ist doch alles. Jede Zelle, jedes Organ. Und vielleicht gibts ja auch noch sowas wie ne Seele?

  • G
    Gockeline

    Diese Debatte gefällt mir nicht!

    Niemals möchte ich an eine Organspende denken müßen!

    Weder bei mir noch bei meinen Anghörigen.

    Dass man verurteilt wird ,

    wenn man sich verweigert,das stört mich.

    Alle sprechen davon wie gut eine Organspende sei?

    Wir debattieren über Moral und Anstand und wie man mit Gewalt alles haben will, was gemacht werden kann!

    Wir treiben ab, weil uns der Zeitpunkt

    oder der Erzeuger nicht passt.

    Wir nehmen jahrelang chemische Verhütung

    und wundern uns, wenn wir dann keine Kinder bekommen.

    Dann wird mit Gewalt Kinder gezeugt,egal wie!

    Nun suchen wir nach menschlichen Ersatzteillagern?

    Wer kein Geld hat verdient sich durch Spende?

    (so geschehen im Ausland)

    Wer viel Geld hat bezahlt alles.

    Ammeisten verdienen die Ärzte und Krankenhäuser,

    die Krankenkassen zahlen sich dusselich.

    Organspende ist ein teures Geschäft.

    Meist mit viel Medikamente bis ans Ende seines Lebens?

    Zwischendurch muß ein Organ sogar erneuert werden.

    Und wir sprechen von den zu hohen Kosten der Krankenkassen?

  • R
    Reiner

    So unwahrscheinlich es für die klingt, die davon noch nichts gehört haben: wir besitzen jede/r drei Gehirne: das Großhirn, das Kleinhirn, und - das sog. Bauchhirn. Wenn also festgestellt ist, dass Großhirn und wohl auch Kleinhirn ihre Tätigkeit eingestellt haben, muss das noch lange nicht für das Bauchhirn gelten. Näheres dazu findet sich z.B. in einem längeren Geo-artikel:

     

    http://www.geo.de/GEO/mensch/medizin/686.html?p=1

     

    Also bedeutet "hirntot" offensichtlich noch lange nicht "Erlöschen aller Hirnfunktionen", und es wäre zu fragen, ob das Bauchhirn, das, wie bei Experimenten an Tieren festgestellt wurde, selbst bei Kappung sämtlicher Verbindungen zum Kopf noch funktioniert, als AUCH-Sitz des internen Bewusstseins spezifisch zur Persönlichkeit gehört und dann logischerweise erst nach seinem Nichtmehrarbeiten wirklich von Hirntod gesprochen werden kann mit der Dann-Erlaubbarkeit zur Organentnahme.

  • H
    hto

    Bertram in Mainz: "Geist" und "Seele" sind letztlich Phänomene der Informationsverarbeitung im Gehirn.

     

    Wenn das Leben also wirklich nur eine phänomenale Sinnhaftigkeit von zufälliger Einmaligkeit ist, dann haben Selbstmörder die höchste Moral / das größte Verantwortungsbewußtsein, angesichts einer "Vernunft" wie ein Krebsgeschwür, und mal ehrlich, dann sollten wir diese im TOTALEN Wettbewerb mit maximaler Eskalation ausleben - alles was wir uns in der Vergangenheit gesagt haben, bzw. worauf sich unsere "Werte" gründen um heute hirnverbrannte Scheiße zu produzieren, sind offenbar nicht nur Resultat von geistigem Stillstand, sondern vielmehr vorrauseilender Hirntod mit Kadaver- / Zombiebewußtsein!?

  • L
    lifeday

    Also, gleich einmal vorab, ich bin weder christlich noch würde ich auf solcher Grundlage hier über diese Problematik schreiben wollen. Allerdings finde ich es schon harten Tobak, welche Forderungen hier von einigen Diskutanten aufgestellt werden, die nicht abwägen wollen, was tatsächlich passiert mit dem Körper, wenn er zwar für klinisch Tod erklärt wird, es aber nicht wirklich ist.

     

    Bitte schön, es bleibt doch erstens jedem selbst überlassen, ein Antwort für sich für oder gegen eine Organ-Spende zu finden, und 2. finde ich die Art und Weise einiger hier eingestellter Reaktionen über ein festgestelltes Schmerzempfinden auch über den Hirntod hinaus, als ein Hinwegtrampeln über die Persönlichkeit des Organspenders (denn dieser ist entgegen einiger Kommentare nach wie vor kein Ding oder eine Sache, die man benutzen oder wegwerfen kann) und die dann auch noch für ein Verschweigen, also keine Diskussion dieser Thematik eintreten, statt einen sachlich guten Weg zu finden - wie den Einsatz von Narkosemitteln grundsätzlich vor jeder Entnahme mit flapsiger Überheblichkeit, Arroganz Respektlosigkeit begegnen, indem sie eben für keine Forschung und keine Diskussion eintreten.

    So gewinnt man keine neuen Organspender, denn diese Thematik ist ja nicht ganz so neu, und Zweifel bei dem Für der Wider Organspende sollten nicht auf die leichte Schulter genommen oder unter den Teppich gekehrt werden, auch wenn es momentan vielleicht einfacher erscheint.

     

    Spenden ja, aber nur dann, wenn auch der Spender mit Respekt behandelt und sichergestellt wird, dass der Körper - der hier für tot abgehandelt wird, keine Schmerzen mehr empfinden kann bei der Entnahme.

     

    Sorry, soviel Zeit, Anstand und Mitgefühl gegenüber dem Spender sollte sein, damit die Spendenbereitschaft nicht total versiegt.

     

    Außerdem ist es eine Unart, Menschen, die nicht bereit sind, ihre Organe (aus welchen Gründen auch immer) zu spenden, durch böswillige Kommentare oder erhobenen Zeigefinger zu diskreditieren.

     

    Und, solange man über den Fortgang der Forschung schweigt und verschweigt, dass evtl... und so weiter, solange werde ich mich einer Transplantation verweigern.

  • BL
    Bürger Lars

    Die Frage des Hirntods ist doch nur wichtig um aus diesen Menschen dessen Organe entnehmen zu können. Was macht man mit diesen Organen? Man setzt sie anderen Menschen ein, die eben ohne diese Organtransplantation Herztod oder Nierentod oder Lebertod wären.

    Ich habe diese ganzen Fragen noch nicht abschließend durchdacht. Aber für mich die Entscheidung getroffen niemals ein fremdes Organ ZU WOLLEN, aber auch keines ZU GEBEN. Der Mensch sollte sich nicht in diese "Kette" / Folge einmischen, auch wenn der Mensch die Fähigkeit erworben hat, diese Todesfolgen zu verändern.

  • DS
    der Sätzer

    Ich habe keinerlei Zweifel mehr am Hirntod deutscher

    PolitikerInnen; alles nur noch Zombies, gesteuert aus Washington und Brüssel. Einfach traurig, diese Leute kann man einfach vergessen.

  • J
    janedo

    Ein sehr gutes Buch zum Thema:

    Anna Bergmann: "Der entseelte Patient - die moderne Medizin und der Tod" (2004)

  • H
    Hirnlebendig

    Die Frage, ob hirntot auch wirklich tot bzw. geeignet zur ethisch bedenkenlosen Organentnahme ist, kann jeder für sich entscheiden. Insofern sind "Neue Zweifel am Hirntod" für mich persönlich wenig relevant. Ich habe meine Entscheidung getroffen.

    Der viel wichtigere Aspekt dieses Artikels ist für mich aber die Tatsache, dass es Zweifel an der Hirntod-Diagnose gibt. Organentnahme ist nur dann moralisch vertretbar, wenn die Diagnose sorgfältig und unvoreingenommen durchgeführt wird und zu einem eindeutigen, zweifelsfreien Ergebnis kommt.

    Solange diese Unsicherheit besteht, werden sicherlich viele potentielle Organspender vom Ausfüllen eines Spenderausweises abgehalten.

  • N
    Nico

    @gruselkabinett

     

    Wenn die Gehirnfunktionen wirklich vollständig zum erliegen gekommen sind, ist es kaum möglich, dass Schmerzsignale verarbeitet und als solche von der betroffenen Person tatsächlich wahrgenommen werden.

  • N
    Nico

    Ein Mensch, dessen Gehirn nicht funktioniert und auch nie wieder, in keinster Weise, funktionieren wird unterscheidet sich nicht von einem primitiven Tier.

    Viel weniger noch: Er kann sich nicht bewegen, durch nichts kommunizieren und hat auch keine Möglichkeit irgendeine Art von Entscheidung zu treffen.

     

    Gerade aus ethischer Sicht muss doch klar sein, dass somit alles, was den Menschen ausmacht, nicht mehr existiert!

  • I
    IRR

    Wie wäre es mit einer Narkose-Pflicht bei der Entnahme der Organe? Man kann das auch im Organspendeausweis vermerken.

  • B
    BrainDAD

    Auch ich habe mehr als Zeifel an "geist(heil-)igen Vätern"!

  • O
    Odysseus_8

    Das es menschliches Leben und Handeln auch ohne Gehirnfunktion gibt, zeigen die AKW-Demonstrantenen, welche nicht in die Innenstadt von Berlin oder Gorleben gehen, sondern sich bei dem Wetter in den Schlamm wagen, wo doch klar ist, dass der Transport auf jeden Fall durchgesetzt werden wird.

     

    Aber Scherz beiseite:

    Den pragmatischen Ansatz von Sabine Müller finde ich gut. Die Diskussion offenbart das, was die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, schon lange denken.

  • A
    Anna

    Viel wichtiger als der wissenschaftliche Aspekt ist doch das kriminelle Potenzial, das durch Organhandel entsteht. Die Wissenschaft weiß im Grunde nichts, oder weiß jemand, was nach dem Tod kommt? Organe sind auch Handelsware, und wieder sind es vor allem die reichen, mächtigen Leute, die eher an gute Organe kommen, als Menschen z.B. in Entwicklungsländern, die auch (ungewollt) als "Organspender" dienen. Ich glaube diese ganze Organgeschichte nützt den Ärzten und der Pharmaindustrie am meisten. Wieviele Menschen könnte man mit dem Geld, was mit Organtransplantantion und ähnliches ausgeben wird, retten, wenn dieses für normale ärztliche Versorgung in Entwicklungsländern ausgeben würde? Aber anscheinend gibt es in den Köpfen, auch von Medizinern, immer noch wertvolle und nicht so wertvolle Leben. Wertvolle sind die, die viel Geld bezahlen können. Nein, falls ich wirklich mal Organe spende, dann höchstens an Menschen, die ich kenne und mag, wahrscheinlich nur eigene Kinder kämen da für mich in Frage. Es gibt schließlich auch Beobachtungen, dass mit dem Organ Eigenschaften des Menschen auf den anderen übergehen. Das will ich schon selbst entscheiden, wie und bei wem ein Teil von mir weiterlebt. Aber eigentlich habe ich die Auffassung, das zum Leben auch der Tod gehört, gerade unsere Kultur kann das nicht akzeptieren und verlängert Leben künstlich, ohne nach Lebensqualität zu fragen. Ich will auf jeden Fall niemals Organe von jemand anderes haben, auch weil ich dann abhängig von Ärzten und Medikamenten bin.

  • JR
    Josef Riga

    @Bertram aus Mainz

     

    Nicht "Geist und Seele sind Phänomene der Informationsverarbeitung im Gehirn", wie Sie schreiben, sondern Hirnfunktionen sind Äußerungen des Verbundenseins von Geist/Seele mit einem physisch wahrnehmbaren, naturwissenschaftlich verstehbaren, physikalisch bearbeitbaren Körper. Lösen sich Geist oder Seele von diesem Körper ab - für uns teilweise mess- und sichtbar durch das Schwinden der "Funktionen" (Hirnströme, Reflexe etc.)- wird der Körper langsam zur Sache. Aber er ist und bleibt bis zu seiner völligen Verwesung eine besondere Sache, quasi ein postmortales, aber eben nicht posthumes(!) Eigentum des Versterbenden, dann des Verstorbenen. Entsprechend muss mit diesem Leib umgegangen werden: keine Organentnahme gegen den erklärten Willen des Besitzers, zu welch edlem Zweck auch immer. Das Ausschlachten eines Sterbenden ist kein Mord - korrekt- es ist nur ein Raub an ihm, begangen mit Skalpell und bestimmt zur baldigen Verwendung.

  • L
    lalbaba

    Diese ganze Ersatzteilmentalität ist doch schrecklich. Leben ist ein inhalt und nicht ein organischer vorgang. Das Leben wird degradiert zum "arbeitsplatz haben und altersvorsorgung und handy-tarif" und dann kommt man auch auf so blöde ideen, wie menschen aufschnippeln, herz rausnehmen und jemand anderem einsetzen, wie ein verbeulter kotflügel.

    das leben aber ist ein komplexes ding und besteht aus vielen leben. wenn ich krank bin und das auch noch totkrank, dann sterbe ich eben und komme dann wieder. nicht dazwischen funken, denn leben ist keine soap-opera oder keine statistische aktion.

    hier irgendwelche wissenschaftliche ausführungen zu schreiben, die uns sagen wollen, was Tod ist, ist deswegen schwachsinn, weil die naturwissenschaft sehr begrenzt ist und die vierte dimension ausklammert.

    wäre dieses denken vorhanden, kein schäuble könnte jemand öffentlich erniedrigen und kein terrorist hätte irgendwas in der hand, denn sterben tut lediglich der körper.

    wenn das wissenschaftler mit einbeziehen würden, würden sie auch keine atomkraft erfinden, die länger strahlt als irgendeine wissenschaft existieren wird. das system "denken" ist dem machtpolitschen kalkül unterworfen worden und ermöglicht somit die ganze "weltlische" scheisse.

    die welt ist krank, transplantieren kann man hier nichts mehr. es ist ein haufen von lügen und machintrigen und die kommen nur aus diesem begrenzten denken.

    in einer vernünftigen welt weiss man, das man nicht einfach irgendwo rumschnippelt, und komischerweise kriegen bonzen sofort ihr neues organ ...

  • V
    vic

    "Der Neurologe hatte bis 1998 über 170 dokumentierte Fälle gefunden, in denen zwischen Feststellung des Hirntodes und Eintritt des Herzstillstands viel Zeit vergangen war: Die Spannen reichten von mindestens einer Woche bis zu 14 Jahren"

     

    Ob das Überleben des Körpers nach dem Hirntod erstrebenswert war, konnte er diese "Fälle" jedoch leider nicht fragen.

     

    Ich bin selbstverständlich Organspender. Ich will, dass meine Organe frühest möglich gespendet werden.

    Nicht erst, wenn Haare oder Fingernägel nicht mehr wachsen, oder sonst irgendwas nicht mehr zuckt.

  • N
    Nikomann

    Ein wenig Polemik:

    Im Gegensatz zum Koma ist ein Hirntoter wie ein Huhn dem der Kopf abgeschlagen worden ist. Es flattert noch herum, aber sein biologisches Leben als Individuum ist vorbei. Mir scheinen die zumeist "christlichen" Ethiker zu vergessen/verdrängen, daß unser Körper quasi ein biologischer Apparat ist der seine Individualität aus einem funktionierendem Gehirn entwickelt. Bildlich gesprochen sind wir ohne vollständig funktionierendes Gehirn nur zuckende biologische Masse. Klingt hart, ist aber wohl so. Da hilft auch keine romatische Metaphysik.

     

    Chefärzte verdienen wohl mit bei Transplantationen, aber das liegt an der Hierarchie unter Ärzten.

    Mißtrauen und Angst sind vielleicht angebracht, aber keine guten Ratgeber.

  • R
    Randbemerker

    Entsetzen macht sich in mir breit bei solch aufmerksamsheischender Schreiberei.

     

    Sicherlich bedarf es weiterer Anstrengung den physiologischen Prozess des Sterbens weiter zu verstehen. Sicher werden wir dabei neue Erkenntnisse gewinnen. Aber sollten wir dabei nicht zufällig ein bisher unentdecktes Nebenhirn finden gibt es keinen Grund der Gleichsetzung von Ende der Stoffwechselaktivität im Gehirn mit dem Erlöschen der Persönlickeit abzugehen.

     

    Die Unterstellung, apparative Diagnostik würde aus Kostengründen abgehnt ist eine beleidigende und unbewiesene Tatsachenbehauptung, die alle die schon einmal mit einem schwerstkranken Menschen zu solcher Diagnostik waren vor den Kopf stösst. Das ist eine hochkomplexe Angelegenheit, bei der schon oft Genug Menschen zu Schaden kamen. Es ist eben nicht so einfach wie die Frau Ethikerin sich das auf Ihrem hohen moralischen Ross so vorstellt.

     

    Ach und die "Schmerzreaktionen"... Dass sich dieser Unfug immer noch in wissenschaftliche Publikationen einschleichen darf.

    Reflexe, die ohne Integrationsleistung auf Rückenmarksebene umgeschaltet werden können in Muskelkontraktionen enden. Sollte ein Mensch tatsächlich Schmerz empfinden (= messbare Rwaktion des Gehirns) ist dieser Mensch nicht tot. Auch wenns gruslig aussieht, die vermeintliche Reaktion auf den Hautschnitt ist der sogenannte Bauchhautreflex. Aber schwafeln ist ja soo viel einfacher als denken.

     

    Allerdings sollten wir versuchen einen Weg zu finden, wie wir mit dem biologischen Existieren des Körpers nach dem Hirntod umgehen. Es erfüllt viele Kriterin für das was wir Leben nennen, aber es hat auch nichts mehr mit dem zu tun was wir als soziales und bewusstes Sein empfinden.

    Es stellt wohl einen Schritt dar auf dem Weg des Lebens...

  • VB
    vorlaut boy

    Frau Müller fordert also vor allem,

    dass noch eine teure CT-Untersuchung durchgeführt wird, die völlig sinnlos ist.

    Wie das Gehirn noch durchblutet wird, sagt nichts darüber aus, ob die Nerven noch funktionieren.

     

    Von welcher Firma ist die Arbeit gesponsert?

  • T
    Tim

    Mit Interesse habe ich den Artikel und die Kommentare gelesen, mich sehr gefreut, dass die Mehrheit eine vernünftige, pragmatische Auffassung des Themengebiets hat.

    Tod ist nicht gleich Tod und da vermischen sich philosophisch-religiöse mit naturwissenschaftlichen Ansichten und selbst in diesen beiden Untergruppen gibt es verschiedene Ansätze, wann gestorben war und wann noch nicht.

     

    Zunächst möchte ich den Artikel dahingehend kritisieren, dass er eine klassisch stark christlich-religiös geprägte Meinung vertritt (hätte ich von der TAZ nicht erwartet, oder es ist nur ein Griff daneben gewesen...).

     

    Als Arzt bin ich in erster Linie meinen Patienten verpflichtet und immer am abwägen und aufwiegen, für und wider. Was ist mir, bzw. uns als Gesellschaft wichtiger: eine große Anhäufung von miteinander funktionierenden Zellen, mit einem nahezu (kommt auf die Zeit an) morphologisch untergegangenen Gehirn, die ohne äussere Hilfe sehr schnell nicht mehr lebensfähig wäre?

    Oder ein Mensch der selbst lebensfähig ist, falls man ihm eine Niere spendiert?

     

    Über die Definition Tod lässt sich dann streiten, die Kirche vertritt die Ansicht, dass ein Hirntoter nicht tot ist, weil sein Herz noch schlägt (das ist seine Aufgabe und dazu benötigt es kein Hirn).

    Auch die Atmung (Schmerz) und Temperaturregulierung kann noch funktionieren, da dies im Hirnstamm geregelt wird, also nur ein paar Zentimeter über dem Rückenmark. Das alleine macht uns aber noch nicht zum Menschen, höchstens zu einem schlechteren Reptil.

  • HG
    Herbert Gutzer

    Schwieriges Thema!

    Ich persönlich möchte meine Organe nicht spenden und ich möchte auch keine Spende erhalten. Weder kann ich mir ein fremdes Herz in mir vorstellen, noch mein Herz in einem anderen Körper.

    Irrational? Mag sein.

    Wer allerdings an den "Hirntod" glaubt, sollte mal "Bauchhirn" googeln. Dieses besteht aus immerhin 100 Millionen Neuronen. Das sind zwar nur 0,1% der 100 Milliarden Neuronen des "Kopfhirns". Aber: Ein Fliegenhirn ist mit ca. 100.000 Neuronen nochmal um den Faktor 1000 kleiner und ermöglicht seiner Besitzerin immerhin Leistungen, die wir Menschen nicht annähernd zu erbringen vermögen.

    Ich bewohne nicht nur mein Gehirn, sondern meinen ganzen Körper.

    Ein Teil meiner Person existiert auch noch, wenn mein Gehirn nicht mehr funktioniert. (Tot ist es ja auch dann noch nicht: die Zellen leben weitgehend noch.)

     

    Fazit: Wer spenden will, soll das tun. Und wer nicht spenden will, sollte nicht von Andersdenkenden moralisch unter Druck gesetzt werden! Im Besitz der Wahrheit sind wir alle nicht.

  • DB
    Daniel Blauberger

    Ach ja - was an ihrem Beitrag stimmt ist, dass es einen Unterschied zwischen Hirntod und körperlichem Tod gibt - das weiss die Medizin seit ca 100 Jahren. Der rechtliche Todeszeitpunkt hat sich dementsprechend häufig geändert - alle Körperfunktionen, das Herz, und nun das Hirn. Nur: es ist eben eine Defintion von Tod - also eine Festlegung, über die man trefflich streiten kann. Aber sie wird nicht widerlegt durch die Feststellung, dass der Körper ja noch lebt. Die Hirntod Defintiion sagt: wir betrachten den MEnschen ab dem Zeitpunkt als Tod, ab dem seine Hirnfunktionen irreversibel zerstört sind, weil damit Bewusstsein, psychsiches Erleben etc nicht mehr eintreten können. Wenn das widerlegt werden würde, hätten wir eine Neuigkeit. Aber das lässt sich aus prinzipiellen Gründen schon kaum widerlegen. Es geht also um eine Wertedebatte, nicht um eine medizinische Fachdebatte - sie wird seit langer Zeit geführt, und man kann ja auch einen anderen Todeszeitpunkt für relevant halten (wie es islamische Länder mE tun). Nur hat das eben auch die Folge, dass man dann Menschen, die keine Schmerzen mehr empfinden können (against meine Vorrednerin) und auhc nie wieder empfinden werden können, eben im Zweifel noch Jahre klinisch am Leben erhalten muss. Also - die Medizin kann da einfach nichts neues zu beitragen, weil es um eine ethische Frage geht. Die fakten sind seit Jahrzehnten bekannt. Der empörte Stil des taz Artikels leider total verfehlt...

  • BI
    Bertram in Mainz

    Das, was den Menschen als Person ausmacht, ist ausschließlich im Gehirn. "Geist" und "Seele" sind letztlich Phänomene der Informationsverarbeitung im Gehirn. Ein Hirntoter mag äußerlich wie ein Mensch aussehen. Aber seine Persönlichkeit existiert nicht mehr. Leider eignen sich nur solche Menschen als Spender, bei denen der übrige Organismus noch eine Weile funktioniert. Der Hirntod darf nicht mit einem Koma verwechselt werden, bei dem das Gehirn nicht vollständig zerstört ist!

     

    Meine dringende Mahnung: Was man sich zu sagen hat, sollte man sich zu Lebzeiten sagen! Alles Spätere erreicht den Empfänger nicht mehr. Auch dann, wenn er (oder sie) als Hirntoter scheinbar noch lebt. Eine Verweigerung von Organspende erscheint mir wie ein Versuch, den Tod zu verleugnen.

  • HS
    Helmut Springer

    Ohne in die Standardkritik verfallen zu wollen: etwas Recherche zum Thema haette dem Artikel sicher gut getan.

     

    Der Hirntod wird als "Tod des Menschen" definiert, da mit der irreversiblen Zerstoerung des Gehirns, festgestellt durch Erloeschen aller relevanten Hirntaetigkeit, der Mensch nach Stand des Wissens als Individuum aufgehoert hat zu existieren.

     

    Ob der Koerper weiterhin eingeschraenkt lebensfaehig ist, oder nicht, spielt per Definition keine Rolle.

     

    Darueber kann man sicher unter ethischen oder religioesen Aspekten diskutieren. Aber es ist weder neu noch gar eine neue Erkenntis.

  • G
    gruselkabinett

    danke für die kritische berichterstattung! nein, neu ist die debatte um den hirntod nicht. sie wird aber selten über die fachkreise hinaus getragen.

     

    was bei der sektion zur organentnahme ganz besonders schwer wiegt: hirntote zeigen - wie im artikel erwähnt - mitunter noch schmerzreaktionen (durch muskelkontraktionen).

     

    ich denke, die empörten pro-organspende-komentatoren hier möchten auch nicht narkosefrei ihre innereien herausgeschnitten bekommen, wenn schmerzfreiheit nicht garantiert ist, oder? ganau das ist aber usus.

  • G
    gruselkabinett

    danke für die kritische berichterstattung! nein, neu ist die debatte um den hirntod nicht. sie wird aber selten über die fachkreise hinaus getragen.

     

    was bei der sektion zur organentnahme ganz besonders schwer wiegt: hirntote zeigen - wie im artikel erwähnt - mitunter noch schmerzreaktionen (durch muskelkontraktionen).

     

    ich denke, die empörten pro-organspende-komentatoren hier möchten auch nicht narkosefrei ihre innereien herausgeschnitten bekommen, wenn schmerzfreiheit nicht garantiert ist, oder? ganau das ist aber usus.

  • E
    Entsetzter

    Ich kann Elvenpath nur zustimmen.

     

    Gibt es nicht das Zitat:

     

    >>Ich denke also bin ich.

  • B
    Ben

    @Elvenpath & Jan

    Ich stimme euch absolut zu. Natürlich ist es eine ethische Zwickmühle, einem hirntoten Menschen sein "Leben" zu nehmen und dafür einem anderen ein gesundes Leben zurückzuschenken. Aber jeder Mensch sollte sich wirklich die Zeit nehmen und sich fragen, ob er/sie nach Feststellung des Hirntods weiterleben möchte. Gesichert ist doch ab diesem Punkt, dass Hirngewebe zugrunde gegangen ist und auf keinen Fall ein Leben so weitergelebt werden kann, wie das vorher noch ging. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so viele Menschen Ambitionen haben, als Pflegefall weiterzuvegetieren.

     

    Auch das oft gehörte Argument der "organgieriegen Ärzte" lässt mich nur den Kopf schütteln. Möchte mal wissen, was der Arzt selbst von der Transplantation hat (gut, der Chirurg vielleicht, denn er wird fürs Aufschneiden bezahlt, aber selbst der wird doch nicht pro Operation oder gar Transplantation bezahlt) außer noch mehr Stress, Zeitdruck und Papierkram.

     

    @hto

    Dich will ich sehen, wenn du tatsächlich eines Tages ein Organ benötigen solltest...

    Ich hoffe, du hast einen Organspendeausweis, auf dem du deine Entscheidung angegeben hast? Im Falle des Falles ersparst du deinen Verwandten und dem behandelnden Arzt ein unangenehmes Gespräch.

    Ich respektiere deine Entscheidung, aber einen Ausweis sollte jeder haben.

  • AG
    Alexander Gerberding

    @ Elvenpath und @ Jan:

    Ich sehe das ähnlich!

     

    Sicherlich sollten kranke Menschen nicht vorschnell für hirntot erklärt werden - nur um der Organentnahme willen.

    Aber das Dahinsiechen von möglicherweise hunderttausenden oder gar Millionen "hirntoter-aber-vielleicht-doch-noch-lebendiger" Menschen ist auf keinen Fall eine Alternative. Klar, es mag ab und zu Wunder geben, und Menschen erwachen wieder aus Koma und komaähnlichen Zuständen, aber ich möchte nicht jahrelang an Maschinen angeschlossen auf irgendeiner ITS vor mich hinsiechen, abhängig von künstlicher Beatmung und was weiß ich nicht noch. Stattdessen gebe ich meine Organe lieber zur Spende frei und erlöse mich selbst. Es könnten auch meine Angehörigen sein, denen das Glück eines Organempfangs durch Organspender zuteil wird.

  • E
    eomanis

    Meines Erachtens verbreitet Frau Müller in sensationsheischender Weise Gemeinplätze.

     

    Jeder Person, die ihren gesunden Menschenverstand heranzieht, wird klar sein, dass beim "Hirntod" vom Tod im Sinne von "bleibender Verlust sämtlicher Stoffwechseltätigkeit" nicht die Rede sein kann. Wenn letztere Situation eingetreten ist, kann man die zu transplantierenden Organe auch nicht mehr für Transplantationen verwenden.

     

    Der Begriff "Hirntod" ist in dieser Hinsicht möglicherweise irreführend, das wars dann auch schon.

     

    Diese künstliche Diskussion um die Auslegung des Begriffs "Tod" ist meiner Ansicht nach Haarspalterei.

  • V
    vic

    Bis zu 14 Jahre mit arbeitender Pumpe und totem Hirn vor mich hin sabbern? Nein Danke.

    Wer spenden will soll`s tun.

    Wer`s nicht will soll`s lassen.

    Wie weit soll das denn noch gehen...

  • M
    martin

    @Elvenpath

     

    Genau meine Meinung.

    Hätte es selbst nicht besser sagen können.

  • H
    hto

    Neu sind diese "Zweifel" nicht - meine Organe gibts jedenfalls nicht, so wie ich eure auch nicht will, weil wir mit einen stumpfsinnig-intrigantem System im geistigen Stillstand "zusammenleben", egal wie tot ich bin ;-)

  • J
    Jan

    Ich finde das eine gefährliche Debatte, die dazu angetan ist, die konservativ-christlichen EthikerInnen wieder auf den Plan zu rufen und wichige Fortschritte zu verhindern. Es sterben heute schon viel zu viele Menschen, die ganz normal leben könnten, weil es viel zu wenig Organspenden gibt. Erklär mal einem 20jährigen Mukoviszidose-Patienten, dass er leider keine Lungsntransplantation erhalten kann und demnächst sterben muss, weil die Wissenschaft sich nicht sicher war, ob der potentielle Spender nicht womöglich noch ein paar Wochen (oder Jahre, von mir aus) unter künstlicher Beatmung und ohne Hirnfunktion in der Intensivmedizin hätte "leben" können.

  • V
    Volkmann

    Time for Paradigm-shift!

     

    Megaintressanter Artikel & toll berichtet!

  • G
    Gastleser

    Vielen Dank TAZ, für diesen Artikel.

    Mich hat schon eine Weile geärgert, dass diese Kampagne jetzt so kritiklos laufen gelassen wird. Es gab zwar mal einen kritischen Fernsehbeitrag zur Organspende, aber der ist lange vergessen bzw. nicht gesehen worden.

  • E
    Elvenpath

    Wenn mein Gehirn so zerstört ist, dass alles, was mich als Individuum ausmacht, nie wieder funktionieren wird, bin ich tot. Es gibt mich nicht mehr. Dass der restliche Körper seine Funktionen sinnlos weiterefüllen kann, ist dann völlig bedeutungslos.

    Meine Persönlichkeit existiert nur im Gehirn. Der Rest ist dazu da, dieses Gehirn zu versorgen und mit Funktionen zu unterstützen. Ohne Gehirn ist der Körper nur eine biologische Maschine, die nicht mehr benötigt wird. Teile daraus können anderen, wirklich lebenden Menschen, helfen.

  • H
    Hubert

    Wann ist ein Menschen tot und wann darf man die Organe für anderen entnehmen?

    Ich habe immer gedacht, dass mit der Feststellung des Hirntod ein Mensch nach unserer heutigen Sichtweite und Wissenschaft auch als tot zählt.

    Sicherlich entwickelt sich die Wissenschaft und die Erkenntnisse weiter und so wie wir heute die Welt wahrnehmen ist sie vielleicht Morgen schon falsch,aber sollte man denn nicht immer von den jetzigen Wissensstand und deren Sichtweite ausgehen?