Oppositionsführer in Togo verhaftet: „Alles auf den Kopf gestellt“
Die Gendarmerie holt Agbéyomé Kodjo mit Gewalt aus seinem Haus. Ihm wird vorgeworfen, sich zum Sieger der Wahlen in Togo im Februar erklärt zu haben.
„Das war ein großer Schock“, sagt Jean-Guillaume Kodjo, Sohn des togoischen Politikers, zur taz. In der Nacht zu Dienstag habe das Militär das Haus der Familie in der Hauptstadt Lomé umstellt und versucht, mit Gewalt einzudringen. Meine Geschwister haben mir Fotos geschickt. Das ist doch nicht fair“, kritisiert Jean-Guillaume Kodjo, der in Deutschland lebt.
Nach staatlichen Angaben wurde Kodjo verhaftet und zur Gendarmerie gebracht, weil er sich bei seinen beiden letzten Vorladungen durch Anwälte hatte vertreten lassen. Das geschah allerdings lediglich „aus gesundheitlichen Gründen“, so der Sohn. Dem Oppositionspolitiker wird vorgeworfen, die staatliche Sicherheit zu stören, weil er sich mehrfach als „demokratisch gewählter Präsident“ bezeichnet hatte. Auch wird er beschuldigt, staatliche Embleme illegal zu verwenden.
Kodjos Immunität ist aufgehoben
Kodjo hatte bei Togos Präsidentschaftswahl im Februar knapp 19,5 Prozent der Stimmen erhalten und war hinter Amtsinhaber Faure Gnassingbé (gut 72 Prozent) Zweiter geworden. Bereits am Ende des Wahltages war Kodjos Haus von Soldaten umstellt worden. Während mehrerer Pressekonferenzen behaupteten er sowie Anhänger*innen seiner Partei MPDD (Patriotische Bewegung für Demokratie und Entwicklung) später, er habe die Wahl gewonnen. Das Oberste Gericht des Landes bestätigte schließlich Gnassingbés Wahlsieg – aber Kodjo blieb bei seiner Darstellung.
Kodjos Immunität, die er als Parlamentsabgeordneter hat, ist deswegen mittlerweile aufgehoben worden. „In einem fehlerhaften Verfahren“, sagt Sohn Jean-Guillaume. Seiner Meinung nach soll sein Vater zum Schweigen gebracht werden. „Diese Vorgehensweise ist alles andere als demokratisch.“
Wo sich Agbéyomé Kodjo derzeit aufhält und wann er wieder entlassen wird, weiß die Familie bisher nicht.
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