: Opposition ruft zu Boykott auf
■ Bürgerunion in Serbien will nicht an Kosovo-Referendum teilnehmen. Tausende Albaner protestieren in Pristina. Präsident Rugova lehnt Treffen mit Serben ohne Beteiligung Dritter ab
Belgrad/Priština (dpa) – Zehn Tage vor dem Referendum in Serbien über den Kosovo-Konflikt macht die serbische Opposition gegen die Abstimmung mobil. Laut Angaben der Agentur Beta in Belgrad rief die Präsidentin der oppositionellen „Bürgerunion Serbiens“, Vesna Pesić, gestern zum Boykott des Referendums auf. Dabei sollen am 23. April die Bewohner Serbiens über eine mögliche internationale Beteiligung bei der Lösung des Konflikts in der vorwiegend von Albanern bewohnten südserbischen Provinz abstimmen. „Die Frage des Kosovo ist bereits internationalisiert“, wurde Vesna Pesić zitiert. Sie warf dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević vor, das Referendum als Alibi „für seine abenteuerliche und autoritäre Politik“ ausnützen zu wollen.
Unterdessen setzen die Albaner auch am Osterwochende ihren Widerstand gegen die serbische Gewaltherrschaft im Kosovo mit täglichen friedlichen Protestaktionen fort. Zehntausende versammelten sich landesweit zu „Protestspaziergängen gegen das Gefängnis Kosovo“, zu denen die wichtigsten politischen Verbände der Kosovo- Albaner am vergangenen Donnerstag aufgerufen hatten. Am Sonntag beteiligten sich nach Angaben von Beta in der Provinzhauptstadt Priština rund 5.000 Menschen an der halbstündigen Kundgebung. Die serbische Polizei schritt nicht ein. Albanerpräsident Ibrahim Rugova kündigte unterdessen die baldige Konstituierung von Parlament und Regierung der „Republik Kosovo“ an.
Bei einem Treffen mit der UN- Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata in Priština hatte Rugova am Freitag „dringende Präventivmaßnahmen der Vereinten Nationen“ gefordert, die neue Konflikte im Kosovo und eine „neue Flüchtlingswelle“ aus der Region verhindern sollten.
Rugova kündigte zudem an, daß die Albaner auch in dieser Woche nicht an den von Belgrad einberufenen Gesprächen über die Zukunft des Kosovo teilnehmen würden. „Ohne Beteiligung einer dritten Seite werden wir nicht verhandeln“, sagte er. Die bisherigen Gesprächsangebote aus Belgrad bezeichnete er als „Vorstellungen für die Öffentlichkeit, die jedoch keine Lösung der Probleme anstreben“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen