piwik no script img

Opposition kopflos

Nach Hagues Rücktritt gilt Exminister Portillo als Favorit

Zum Schluss haben nicht einmal seine eigenen Anhänger geglaubt, dass er einen guten Premierminister abgeben würde. Gestern gab Tory-Chef William Hague seinen Rücktritt bekannt – und schon ist bei den Konservativen der Kampf um seine Nachfolge entbrannt.

Hoher Favorit bei den Buchmachern ist Michael Portillo, der Schatzkanzler im Tory-Schattenkabinett. Er galt einst als Rechtsaußen der Partei und war der Lieblingsschüler von Margaret Thatcher. Wahrscheinlich wäre der damalige Verteidigungsminister schon nach der letzten Wahlniederlage vor vier Jahren Parteichef geworden, hätte er nicht seinen Wahlkreis überraschend verloren.

Das war sein Glück, denn die erneute Wahlniederlage am Donnerstag hätte auch er nicht verhindern können. Erst durch eine Nachwahl vor zwei Jahren rückte Portillo wieder ins Unterhaus – als gewandelter Mensch. Seine äußerst rechte Ideologie hat er abgelegt, stattdessen predigt er einen sozialen Liberalismus. Sein Eingeständnis, in seiner Jugend „homosexuell experimentiert“ zu haben, hat ihm in der Partei viele Feinde gemacht.

Lieblingskandidatin des rechten Flügels ist nach Portillos Läuterung die Innenministerin des Tory-Schattenkabinetts, Ann Widdecombe. Sie befürwortet eine erbarmungslose Law-and-Order-Politik. Als die protestantische Kirche Frauen für das Priesteramt zuließ, trat sie zum Katholizismus über. Für den moderaten Parteiflügel wird der frühere Innenminister und Schatzkanzler Ken Clarke kandidieren. Er gilt als europafreundlich. Aus den Bewerbern wählen die Abgeordneten zwei Kandidaten aus, danach stimmen die 350.000 Parteimitglieder ab. RASO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen