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Opposition in SüdafrikaDie Partei der langen Messer

Südafrikas größte Oppositionspartei MK zerlegt sich gerade. Es geht um erbitterte Machtkämpfe und männliche Egos.

Floyd Shivambu verkündet auf seiner Pressekonferenz eine neue Partei zu gründen zu wollen Foto: Per-Anders Pettersson/getty images

Johannesburg taz | Seit Südafrika vor rund einem Jahr eine Regierung der Nationalen Einheit aus dem ANC und diversen Koalitionspartnern bekam, ist die größte Oppositionspartei im Parlament die ANC-Abspaltung uMkhonto weSizwe (MK) des früheren Präsidenten Jacob Zuma. Statt aber diese Position zu nutzen, um die Unzulänglichkeiten der Regierung im Umgang mit Südafrikas Problemen aufzuzeigen, beschäftigt sie sich vor allem mit sich selbst.

Ein Machtkampf zwischen Zuma und dem vor Kurzem abgesetzten MK-Generalsekretär Floyd Shivambu zerreißt die junge Partei. Der 83-jährige Zuma kommt vom ANC und gründete MK im Dezember 2023. Der 42-jährige Shivambu stieß erst im August 2024 dazu, also nach den Wahlen 2024. Er wurde der bereits siebte Generalsekretär in der noch kurzen Geschichte von MK, was darauf hindeutet, dass er nicht der erste mit Problemen ist. Floyd Shivambu ist eine Art „Rolling Stone“ der südafrikanischen Politik. Seine politische Karriere startete er im ANC, wo der damalige Parteichef Jacob Zuma ihn hinauswarf. Es folgte die linkspopulistische Oppositionspartei Economic Freedom Fighters (EFF) und schließlich MK. Nun fragt sich das Land: Was kommt als nächstes?

Für Kontroversen sorgte Shivambu bereits als MK-Generalsekretär. So traf er Ostern 2025 in Malawi den kontroversen Sektenführer Shepherd Bushiri – einen der reichsten Kirchenführer Afrikas, der in Südafrika wegen Geldwäsche und Betrug angeklagt ist und sich noch vor Prozessbeginn in seine malawische Heimat abgesetzt hat. Da hatte er sich bereits mit Duduzile Zuma-Sambudla, der Tochter seines Parteichefs, zerstritten, die weithin als die wahre Chefin von MK angesehen wird. Sie beschimpfte Shivambu als „nutzlos“, entschuldigte sich dann auf Geheiß ihres Vaters Jacob Zuma, der danach selber anfing, Shivambu und alle seine Vorgänger als MK-Generalsekretäre zu beschimpfen.

Am 3. Juni wurde Shivambu als MK-Generalsekretär abgesetzt und zum einfachen Parlamentsabgeordneten degradiert. Er hat sich aber nicht als Abgeordneter vereidigen lassen und hält damit den Machtkampf am Leben. Zuma erklärte auf einer Veranstaltung am 16. Juni: „Wir hatten schon sieben Generalsekretäre und wir betreiben keine Spielchen. Es ist uns egal, wie gut und wie beliebt sie sind. Es ist uns egal!“ Shivambu lud daraufhin zu einer Pressekonferenz ein, auf der er erzählte, wie man ihm fälschlicherweise vorgeworfen habe, Zuma stürzen zu wollen.

Es droht der Fall ins Bodenlose

Nun kann ganz Südafrika zusehen, wie sich die jüngste aufstrebende Oppositionskraft des Landes zerfleischt. Shivambu weist Gerüchte zurück, er werde nach dem ANC und EFF nun auch MK verlassen und zu ANC oder EFF zurückkehren. Er bleibe MK treu, sagte er vor der Presse, gekleidet in den Parteifarben Grün und Schwarz. „Ich habe uMkhonto weSizwe nicht verlassen und ich werde ­uMkhonto weSizwe nie verlassen, ich bin ein Mitglied“, sagte er. „Die MK-Satzung verbietet es Mitgliedern, an Aktivitäten politischer Parteien teilzunehmen, deren Ziele den Zielen von uMkhonto weSizwe widersprechen.“ Das lässt aber die Möglichkeit offen, dass er eine eigene neue Partei gründet.

Sein Gebaren erinnert an das von Jacob Zuma, als dieser noch im ANC tätig war, als erbitterter Gegner seines Nachfolgers als Staats- und Parteichef Cyril Ramaphosa. Zuma gründete MK, beharrte aber auf weitere ANC-Mitgliedschaft. Der ANC musste ihn hinauswerfen. Noch keiner ANC-Abspaltung ist es gelungen, sich selbst dauerhaft zu etablieren ohne weitere Abspaltungen.

Dazu gehören der Congress of the Poeople (COPE), von dem niemand mehr spricht; die eher marginale United Democratic Movement (UDM), die jetzt Teil der ANC-geführten Koalitionsregierung ist, und die durch die MK-Gründung deutlich geschwächte EFF. Nun könnte auch MK dieses Schicksal bevorstehen.

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