: Opposition gescheitert
■ Zentrum siegt bei Marrokos Senatswahlen. Linker Opposition droht jetzt Zerreißprobe
Madrid (taz) – Der Traum vom Regieren dürfte für Marokkos Oppositionsbündnis Koutla ausgeträumt sein. Nach dem knappen Sieg bei den Parlamentswahlen vor einem Monat scheiterte der Zusammenschluß aus der Union der Sozialistischen Volkskräfte (USFP), der nationalistischen Istiqlal sowie der kommunistischen Partei für Fortschritt und Sozialismus und der marxistischen Organisation der demokratischen Volksaktion jetzt haushoch bei den Wahlen zum Senat. Ohne eine Mehrheit in der zweiten Kammer ist es unwahrscheinlich, daß König HassanII. den Regierungschef aus den Reihen der Koutla bestimmt.
Nach den am Samstag veröffentlichten Ergebnissen der Wahlen vom Vortag sind die Zentrumsparteien mit 90 Sitzen klare Gewinner. Das bisherige Regierungsbündnis Wifak, dessen Parteien sich hauptsächlich aus der Verwaltung des Landes rekrutieren, erzielte 76 Mandate. Koutla erhielt nur 44 Sitze. Die 270 Senatsabgeordenten wurden in indirekten Wahlen von 43.000 Vertretern der Gemeinden, Berufsverbände und Gewerkschaften gewählt.
Nachdem sich die großen Oppositionsparteien USFP und Istiqlal erneut nach den Parlamentswahlen im November gegenseitig des Wahlbetrugs bezichtigt hatten dürfte das jetzige Wahlergebnis Koutla endgültig einer Zerreißprobe aussetzen. Vor allem bei den Sozialisten sprechen immer mehr von einem Scheitern des Oppositionsbündnisses und der von König HassanII. versprochenen Demokratisierung Marokkos.
Angesichts des für Ende 1998 anstehenden UN-Referendums über die Unabhängigkeit der von Marokko besetzten Westsahara wird erwartet, daß der König versucht eine Regierung der nationalen Einheit unter Beteiligung aller politischen Kräfte zu bilden. Kern einer solchen Koalition könnte die stärkste Einzelpartei, die Zentrumskraft Nationale Versammlung der Unabhängigen (RNI) von Ahmed Osman, dem Schwager des Monarchen, sein. Reiner Wandler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen