: Opfer wollte Geld
■ Prozeß um Mord an Chinesen-Kalle: Sollte Angeklagter Schulden bezahlen?
Im Prozeß um den Mord an Dieter Jagdmann alias Chinesen-Kalle hat dessen frühere Lebensgefährtin gestern vor dem Landgericht erklärt, das Opfer habe von dem angeklagten Sozialpädagogen Geld zurückgefordert.
Die 42jährige Rechtsanwalts- Angestellte erklärte, Jagdmann habe den Angeklagten kurz vor seinem Tod im September letzten Jahres als Betrüger bezeichnet. Am Tag der Ermordung seien die beiden Männer zur Rückgabe der beträchtlichen Geldsumme verabredet gewesen.
In der letzten Zeit vor seiner Ermordung war Chinesen-Kalle nach Aussagen der Zeugin „ein seelisches Wrack, krank, verzweifelt und haßerfüllt“. Er habe befürchtet, daß sein Leben „wie ein Kartenhaus zusammenbreche“, wenn er die Gelder nicht zurückerhalte. Die Zeugin schätzte das Gesamtvermögen Jagdmanns auf knapp zwei Millionen Mark. Einkünfte seien aus einer Diskothek und aus Darlehensvergabe geflossen. Die Zeugin sprach auch von „dunklen Geschäften“, über die sie jedoch nicht informiert sei.
Racheakte aus dem Rotlichtmilieu seien nicht ausgeschlossen, so die Verteidigung. Auf Befragen sagte Jagdmanns Ex-Freundin, „Kalle“ sei als Polizeispitzel beschimpft worden, bevor er im Sommer 1989 bei einer Box-Veranstaltung zusammengeschlagen wurde. In einem anderen Fall soll sich jemand mit einer Pistole in Jagdmanns früherer Sexfilm-Bar nach ihm erkundigt haben. dpa
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