Opernsänger über die Erkältungszeit: „Ich gehe da offensiv ran“
Wie bleibt man im Winter fit? Das weiß kaum jemand besser als Günter Papendell, Bariton im Ensemble der Komischen Oper Berlin.
taz: Herr Papendell, auch wenn alles um Sie herum hustet und schnieft, müssen Sie fit bleiben und Ihre Stimme behalten. Wie machen Sie das?
Günter Papendell: In gewisser Weise ist das eine Trainingssache – physisch und mental. Ich habe zwei Kinder, die ständig Bakterien aus der Schule anschleppen und das Opernhaus ist ein einziger Bakterienherd. Ich kann ja aber nicht dauernd mit Desinfektionsspray rumrennen, das ist doch total unsexy! Viele Kollegen haben Angst, sich anzustecken, und meiden dann Gesellschaft und gehen auf keine Party mehr. Ich gehe da eher offensiv ran und denke: Wenn ich krank sein soll, ist’s eben so. Meistens hilft es schon, wenn man weiß: Okay, die Strecke habe ich jetzt zu gehen, bis dahin muss ich fit sein – die Psyche spielt da eine große Rolle.
Was hilft, wenn die Stimme Probleme macht?
Wenn ich merke, dass Halsschmerzen kommen, fange ich an, wahnsinnig viel Tee zu trinken oder warmes Ingwer-Wasser mit Honig. Ich schlafe ausreichend, inhaliere viel und in der Winterzeit mache ich täglich Nasenduschen. Wenn ich Zeit habe, gehe ich in die Sauna, und ich mache viel Sport – also eine Art Abhärtungstraining. Und ich fahre Fahrrad, auch bei diesen Temperaturen. Aktiv werden ist besser als sich dauernd zu sorgen, wo man sich überall anstecken könnte.
42, ist seit 2007 Teil des Ensembles der Komischen Oper Berlin. Seit 2014 singt der Bariton dort in der Inszenierung von Herbert Fritsch den Don Giovanni, so auch in der aktuellen Spielzeit.
Oder, abseits der Bühne, gar nicht mehr zu reden?
Ich habe tatsächlich von Sängerpaaren gehört, die das so gemacht haben. Die haben wochenlang nicht miteinander geredet, weil beide Auftritte hatten. So was gibt’s bei mir nicht.
Manchmal versagt die Stimme auch vor Aufregung. Was tun Sie bei Lampenfieber?
Es gibt die unterschiedlichsten Auswirkungen von Lampenfieber. Bei mir ist es selten so, dass die Stimme versagt, was für meinen Beruf natürlich förderlich ist. Wenn ich großes Lampenfieber entwickele, dann meistens aus der Angst heraus, etwas zu vergessen, zum Beispiel meinen Text. Einfach vorher ein bisschen zu meditieren oder Atemübungen zu machen, löst aber oft schon die Spannung. Wenn’s wirklich mal schlimm kommt, rufe ich jemanden an und der macht dann „Fernreiki“, das hilft meistens ganz gut.
Singen Sie denn auch unter der Dusche?
Es gibt Kollegen, die hören nie auf, die müssen immer singen, auch wenn sie frei haben. Das kann anstrengend sein. Da gehöre ich nicht unbedingt dazu. Aber wenn ich Bock habe, dann singe ich auch unter der Dusche, wobei ich dort jetzt selten aussinge. Das würden weder meine Ohren noch die meiner Nachbarn mögen.
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