Online-Roulette: Mehr Beschaffungskriminalität
Die Lizensierung des Online-Roulettes widerspricht den eigenen Zielen des Senates. Der will Drogenmissbrauch bekämpfen und die Kriminalität in Hamburg senken. Indem er aber weitere Spielsüchtige produziert, heizt er auch deren Beschaffungskriminalität an. Glücksspiel ist die teuerste Sucht.
Kommentar von ELKE SPANNER
Dass bei der Bekämpfung der Drogenszene der Senat zweierlei Maß anlegt, hat sich schon früher gezeigt. Als nämlich Innensenator Ronald Schill im Frühjahr verfügte, Junkies auf der Straße, nicht aber Kokain-KonsumentInnen in der „Schickimicki“-Szene zu verfolgen. Jetzt fördert der Senat Suchterkrankung, weil er daran verdienen kann.
Während man in Casinos Jetons setzt und noch etwas in der Hand hat, das an Geld erinnert, wird beim Online-Spiel der Verlust von der Kreditkarte abgebucht. Leicht können Spieler im Rausch vergessen, dass sie per Tastendruck echtes Geld setzen. Wie es auf dem Konto aussieht, erfährt man erst Wochen später.
Und ein Spieler gibt seine Leidenschaft nicht auf, wenn Ebbe auf dem Konto ist. Im Gegenteil: Gerade die Panik, zuviel verspielt zu haben, schürt den Willen, Verluste wieder rauszuholen. Gelingt das nicht, wird das Geld anders beschafft. 89,3 Prozent aller „pathologischen Spieler“ haben einer Studie zufolge Beschaffungskriminalität eingeräumt. Die Zahlen werden steigen. Dank des Senates, der angetreten ist, die Kriminalität zu senken.
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