piwik no script img

Online-Magazin hofiert Krah und BystronDie Dreckschleuder der Geschassten

Das Online-Magazin „Deutschland Kurier“ bietet den verbrannten AfD-Kandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron weiter eine Plattform für EU-Wahlkampf.

Da durfte er noch live: Wahlkampfauftritt von Maximilian Krah in einem Wirtshaus im bayerischen Holzkirchen am 11. Mai 2024 Foto: dpa | Stefan Puchner

D as Online-Magazin „Deutschland Kurier“ (DK) bietet den verbrannten AfD-Europawahlkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron die Möglichkeit, weiter Wahlkampf zu machen, obwohl ihnen die AfD-Bundesspitze öffentliche Auftritte verboten hat. Beide hatten sich wegen mutmaßlicher Verbindungen zu China und Russland unmöglich gemacht, der Spitzenkandidat Krah zuletzt durch eine Äußerung zur Waffen-SS.

Nichtsdestotrotz findet sich auf der Startseite des „Deutschland Kuriers“ ein Foto, auf dem Maximilian Krah das Attentat in Mannheim kommentiert. Dort hatte ein aus Afghanistan stammender Mann am 31. Mai mehrere Menschen mit einem Messer verletzt und einen Polizeibeamten getötet. „Mannheim zeigt: Masseneinwanderung ist tödlich!“, darf Krah kommentieren. „Deutschland wandelt sich zu einer Dystopie! Daher ist ‚Grenzen zu!‘ das Gebot der Stunde!“

Dass Krah im Wahlkampf der eigenen Partei eigentlich nicht mehr erscheinen soll, ist für diesen Blog offensichtlich nicht relevant. Krah hat hier sogar eine Kolumne: „Hier kräht Krah.“ Auch der zweite Spitzenkandidat, Petr Bystron, der im Verdacht steht, Gelder aus Russland erhalten zu haben, schreibt hier eine Kolumne: „Bystrons Blattschuss“. Durch den DK sind die Herren wie weitere AfD-Politiker*innen in den sozialen Medien präsent. Bei Youtube hat der DK allein 228.000 Abonnenten, bei Facebook 135.300 Fans und bei Tiktok 97.900 Follower.

Formal ist der DK mit Sitz am noblen Neuen Wall in der Hamburger Innenstadt auch kein Parteiprojekt. Er gehört aber zum medialen Netzwerk, das die AfD unterstützt. Der Untertitel des DK, „Konservativ. Freiheitlich. Unabhängig“, darf hinterfragt werden. In reißerischer Form wird dort die Politik der rot-grün-gelben Bundesregierung angefeindet. Die bestehende politische Ordnung wird nicht minder überzeichnet angegriffen. So erklärt die AfD-Bundestagsabgeordnete Christina Baum: „Von Pressefreiheit kann in Deutschland keine Rede sein!“ Und der ehemalige AfD-Funktionär Dubravko Mandic erkennt einen „‚totalen Krieg‘ des Systems gegen die AfD“.

Mediale Unterstützung für die AfD

Der DK wird heute von der „Conservare Communication GmbH“ herausgegeben. Als Geschäftsführer tritt David Bendels auf. 2018 wurde die Firma beim Amtsgericht Hamburg mit einem Startkapital von 25.000 Euro eingetragen. Zwei Jahre zuvor, 2016, hatte Bendels den Vorsitz und die Geschäftsführung des „Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“ übernommen, der zunächst den DK herausgab.

Gründer des Vereins war Rolf Schlierer, ein ehemaliger Bundesvorsitzender der rechtsex­tremen Republikaner. Der Verein unterstützte die AfD bei verschiedenen Landtagswahlen mit Plakaten, Internetwerbespots und Gratiszeitungen. In Schleswig-Holstein veröffentlichte er dazu ein Extrablatt.

Die weitreichende Unterstützung der AfD in Millionenhöhe zog die Aufmerksamkeit der Bundestagsverwaltung auf sich. Ihr Verdacht: unzulässige Parteifinanzierung. Schnell ging die AfD offiziell auf Distanz. Mit einer Unterlassungserklärung forderte sie den Verein auf, weitere Wahlwerbung einzustellen – und der DK ging zügig in die neu gegründete „Conservare Communication GmbH“ über.

Die Themen des DK sind die Themen der AfD in deren Jargon – eine Rhetorik, die politische Debatten emotionalisiert und auf diese Weise radikalisiert. Einer der Hauptfeinde scheinen die Grünen zu sein. 2021 ließ die GmbH großflächige Plakate aufstellen. Die Botschaft auf grünen Grund mit Sonnenblumen: „Masseneinwanderung, Arbeitslosigkeit. Klimasozialismus – #GrünerMist“.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Andreas Speit
Autor
Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).
Mehr zum Thema

0 Kommentare