■ Olympias Sieger: Erfolgreich auch im kleinen Nabelfreien: Nico Motchebon (erfreut Präsidenten)
Als Helmut Digel Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes wurde, startete er nicht nur eine umfassende Image-Reinigung, sondern auch eine Goodwill- Kampagne, um den Athleten den zu erwartenden Frust zu nehmen. Die Öffentlichkeit möge doch auch Finalteilnahmen würdigen, sechste Plätze sollten fürderhin gar wie Siege gefeiert werden. Die ersten Früchte: Jeder am Zwischenlauf Gescheiterte verkündet sein „Ich bin zufrieden“ und erntet Abnicken bei geläuterten Medaillenmathematikern. Und wenn sich Heike Meißner und Silvia Rieger nach 400m Hürden freuen über persönliche Bestzeiten, schwingt auch immer unausgesprochen mit,
Nico Nickelbrille Foto: Archiv
daß es weiter vorne womöglich nicht mit rechten Dingen zugeht.
Der neue Star dieser neuen Zeiten ist Nico Motchebon. Als Digel 1993 vom Leistungssportkritiker zum Großen Vorsitzenden mutierte, stieg der 26jährige gerade vom Modernen Fünfkampf auf die 800 Meter um und gründete dann die „Clean Athletics Berlin“. Von Bronze bei der Hallen-WM bis zum vierten Platz bei der letztjährigen WM in Göteborg ging es zur Freude seines Präsidenten sauber und stetig bergauf. Nun hat er einen fünften olympischen Platz gewonnen. Das Finale wollte er erreichen und zum erstenmal unter 1:44 Minuten laufen. Beides hat er geschafft und mit 1:43,91 den angegrauten deutschen Rekord von Willi Wühlbeck nur knapp verpaßt. Mehr aber „ging da nicht, „einfach zu schnell war das Rennen“ von Anfang an.
Ob Berliner Kodderschnauze oder schicke Freikörperkulturfotos für Anti-Doping-Plakate, Motchebon ist sich seiner Wirkung sehr wohl bewußt. Auch wenn er als einziger aus dem deutschen Team im kleinen Nabelfreien die Bahn hinuntertrabt. „Das ist die offizielle Kleidung“, sagt er grinsend. Helmut Digel wird sich freuen, wenn da nun kommt, was er schon vor Jahren angemahnt hat: „Wir wollen Spitzensportler und keine Softies.“ Thomas Winkler
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