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Olympiakandidat MünchenDa steppt der Bayer

Morgen wird München zum deutschen Kandidaten für die Olympischen Winterspiele 2018 gekürt. Doch trotz erklecklicher Ungereimtheiten in der Planung findet sich keine Opposition.

Trotz einiger Ungereimtheiten zeigt sich München ganz und gar selbstbewusst, wenn es um die Olympia-Bewerbung geht. Bild: dpa

Diesmal soll alles anders werden. Drei deutsche Olympiabewerbungen sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten schmachvoll gescheitert (Berchtesgaden bewarb sich für 1992, Berlin für 2000 und zuletzt Leipzig für 2012). Das kann, darf und soll mit München als Kandidat für die Olympischen Winterspiele 2018 nicht wieder passieren. Da sind sich Politiker und Sportfunktionäre einig.

Und bislang läuft die Stimmungsmache pro Olympia ganz gut an. Umfragen deuten auf große Zustimmung in der Bevölkerung hin. Die ersten kleinen Konfliktherde sind schnell erstickt worden. Und an diesem Samstag wird die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit großer Mehrheit München offiziell ins Bewerbungsrennen schicken. Auch die Sommersportverbände, die zunächst als mögliche Quertreiber galten, sind auf Linie. "Ich erwarte eine ganz breite Unterstützung, bisher haben sich sämtliche Gremien einstimmig dafür ausgesprochen, ob Sommer oder Winter", sagt Christa Thiel, Präsidentin der Schwimmer und zugleich Sprecherin der Fachverbände. Clemens Prokop, Chef der Leichtathleten, sekundiert: "Wir haben eine gute Chance, Olympia nach Deutschland zu holen - die dürfen wir nicht verspielen."

Eine hörbare Opposition gegen das Münchner Projekt gibt es bislang nicht. Dabei lassen sich durchaus einige Aspekte hinterfragen. Das fängt schon an bei Prokops Annahme, die Chancen Münchens seien gut. Dem liegt eine zweifelhafte Interpretation der Weltkarte zugrunde. Es ist davon auszugehen, dass Olympische Spiele nicht zweimal hintereinander auf dem gleichen Kontinent vergeben werden. 2014 aber ist das russische Sotschi Ausrichter - und das schlagen die Verfechter der Münchner Bewerbung ganz generös Asien zu. Zudem bewirbt sich München nun zum ersten Mal, was erfahrungsgemäß ein Ausschlusskriterium ist. Der südkoreanische Retorten-Skiort Pyeongchang wird vermutlich zum dritten Mal antreten und hätte nach der knappen Niederlage gegen Sotschi nun wohl gute Aussichten.

München wirbt dagegen mit der romantischen Idee, die erste Stadt zu sein, die Winter- und Sommerspiele austrägt. Doch dass Romantik für die Entscheidungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) keine Rolle spielt, bewies gerade die absurde Kür des Sommerferienortes Sotschi.

Die Münchner Verantwortlichen werden sich zudem in den kommenden Jahren bis zur Vorauswahl 2010 und der Vergabe im Jahr darauf kritische Fragen zu ihrem Konzept anhören müssen. Denn das flachländische München ist alles andere als eine traditionelle Wintersportstadt. Zwar fahren die Stadtbewohner über das Wochenende gern mal zum Skifahren, müssen dafür aber hin und zurück mindestens 150 Kilometer Weg einkalkulieren. Wie also den Forderungen des IOC nach Kompaktheit Genüge tun? "München plus zwei" heißt die Zauberformel, mit der die Olympier ruhiggestellt werden sollen.

"Plus zwei" bedeutet, dass einerseits im 90 Kilometer von München entfernten Garmisch-Partenkirchen alle Wettbewerbe auf Schnee stattfinden sollen (für den Ort wären es die zweiten Winterspiele nach 1936). München selbst soll Zentrum für die Eissportarten werden und hätte damit weniger Wettbewerbe als Garmisch. Andererseits bezieht sich der Zusatz auf Schönau am Königssee. Dort existiert bereits eine Eisbahn für Rodler, Bob- und Skeletonathleten.

Statt eines ökologisch und ökonomisch kaum zu vermittelnden Neubaus wären lediglich etwa zehn Millionen Euro für die Modernisierung der Rinne nötig. Gegen Schönau und damit auch gegen die gesamte Olympiabewerbung Münchens spricht allerdings, dass der Königssee etwa 160 Kilometer entfernt ist, eine ähnliche Distanz wie nach Nürnberg oder Ulm. Wer auf die verwegene Idee kommt, von Garmisch zum Königssee zu fahren, braucht laut Routenplaner für die 200 Kilometer derzeit zweieinhalb Stunden. Die zumindest nahe bei Garmisch-Partenkirchen gelegene Eisbahn im österreichischen Igls spielt in den Planungen derzeit keine Rolle. Olympia kompakt auf bayerische Art.

An den Distanzen wird sich auch durch die verbesserten Verkehrswege, die in der vom Frankfurter Architekturbüro Albert Speers erstellten Machbarkeitsstudie eingefordert werden, wenig ändern. Die erwartungsgemäß freundlich ausgefallene Studie kostete gut 200.000 Euro. Ein Kinkerlitzchen im Vergleich mit den 30 Millionen Euro, die die offizielle Bewerbung verschlingen würde. Diese Summe soll aber, das vergessen die Olympiabefürworter nie zu erwähnen, allein bei der Privatwirtschaft eingetrieben werden.

Ein wenig Ärger immerhin hat es gegeben. Orte wie Ruhpolding, die Welthauptstadt des Biathlon, die Eisschnelllaufhochburg Inzell und Oberstdorf, das deutsche Zentrum des nordischen Skisports, hätten die Formel "Plus Zwei" gern erweitert gesehen. Der Aufschrei der Ausgebooteten aber verstummte im Sommer schnell. Der Freistaat Bayern sicherte den Orten generös Unterstützung bei ihren jeweiligen WM-Bewerbungen zu, Ereignisse, um die sie sich ohnehin bemüht hätten. Außerdem wird ihnen garantiert, dass ihre Bedeutung als Wintersportzentrum durch Olympia nicht langfristig gefährdet sei.

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