Olympia in Berlin?: Künast: Nicht im Alleingang
Sportchefs kritisieren Wowereit für Vorstoß zu erneuter Olympia-Bewerbung Berlins. Renate Künast auch.
Plänen von Klaus Wowereit für eine erneute Olympia-Bewerbung Berlins fehlt der Rückhalt führender Sportfunktionäre. Für Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast ist das ein entscheidender Grund, eine Bewerbung skeptisch zu betrachten: Ohne die Sportverbände könne man keine Sportveranstaltung durchziehen. Olympische Spiele in der Hauptstadt lehnt sie zwar nicht grundsätzlich ab, angesichts der Haushaltsnotlage Berlins sieht sie aber kein Geld für die nötigen Investititionen. "Wir dürfen nicht glauben, dass wir so etwas wie Olympische Spiele aus eigener Kraft stemmen können", sagte Künast am Mittwoch.
Die Diskussion über eine mögliche Bewerbung Berlins für die Sommerspiele 2020 war entbrannt, nachdem München bei der Vergabe der Winterspiele 2018 vor einer Woche durchgefallen war. Berlin hatte sich bereits 1993 erfolgslos für die Sommerspiele 2000 beworben.
Wowereit hatte in einem Tagesspiegel-Interview gesagt: "Berlin ist bereit für Olympische Spiele. Denn Berlin hat alle Voraussetzungen: die Stadien, die Infrastruktur, die Hotellerie, die Begeisterung der Menschen für den Sport." Das sieht auch CDU-Fraktionschef Frank Henkel so: "Berlin verfügt über alle Voraussetzungen und hat eine leistungsfähige Infrastruktur", sagte Henkel. Land, Bund und Sport müssten eine Bewerbung aber gemeinsam finanzieren.
Künast widersprach der impliziten Annahme, Berlin verfüge im Grunde bereits über alle nötigen Sportanlagen. "Man kann nicht mit einer 1994 gebauten Schwimmhalle im Jahr 2024 Olympische Spiele ausrichten", sagte Künast, offenbar in Anspielung auf die für Olympia 2000 gedachte Schwimm- und Sprunghalle Landsberger Allee.
Auch führende Sportpolitiker äußerten sich skeptisch zu Wowereits Vorstoß. Der Chef des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Thomas Bach, sagte, man wolle eine erneute Bewerbung "sorgfältig und ohne Zeitdruck" prüfen. Eine Kandidatur für die Sommerspiele 2020 sei hingegen wegen der Ende des Monats endenden Abgabefrist ausgeschlossen.
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, als früherer Grünen-Landesminister in Nordrhein-Westfalen selbst politikerfahren, hielt Wowereit indirekt vor, Sportbegeisterung mit Blick auf die Abgeordnetenhauswahl im September politisch auszuschlachten. Im Deutschlandradio Kultur sagte er: "Olympia gehört nicht in Wahlkämpfe."
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