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Olympia Tag 14 – Die NachtSieg im Schummelkrieg

Die Mutter Gottes bezwingt alle Gegnerinnen über 5.000 Meter. Eine Hammerwerferin bezwingt einen Schummelcomputer und ein Fußballer bezwingt die britischen Staffelläufer.

Aus dem BH gezaubert: Maria. Meseret Defar nach ihrem Sieg über 5.000 Meter Bild: dapd

Der Wettkampf der Nacht: Mal abgesehen von der 4x100 Meter Staffel der Frauen mit pulverisiertem DDR-Rekord, der 4x400 Meter Staffel der Männer mit dem bahamitischen Sieg auf den letzten Metern und dem Stabhochsprung der Männer mit dem packenden Triofinale mit zwei deutschen Höhenflügen ist wohl das Kampfrichterchaos beim Hammerwerfen der Frauen der Wettkampf der Nacht.

Die Deutsche Betty Heidler wirft in ihrem fünften Wurf eine Weite von 77,13 Metern. Das jedenfalls messen die Kampfrichter, vergessen aber, den Wert in den Ergebniscomputer einzugeben (Ist es ein Schummelcomputer?). Der Versuch wird als ungültig gewertet. Heidler liegt auf Platz acht. Der Wettbewerb geht weiter.

Doch die ganze Zeit wird diskutiert und gestritten und gebrüllt und geschimpft. Erst lange nach Ende des Wettkampfs wird Heidlers Wurf doch anerkannt und sie holt Bronze. Gold geht an die Russin Tatjana Lysenko, Silber an die Polin Anita Wlodarczyk. Die Chinesen legen Protest ein. Medaillenzeremonie und Pressekonferenz werden deshalb abgesagt.

Die Athletin der Nacht: Maria, Mutter Gottes. Nur mit ihrer Hilfe gewinnt Meseret Defar aus Äthiopien den 5.000-Meter-Lauf – jedenfalls zieht sie gerade die Ziellinie überlaufend, einen Stofffetzen aus ihrem BH, auf dem Maria mit dem Jesuskind abgebildet ist.

Und was war das für ein Rennen: Die Glocke erklingt nach 4.600 Metern und drei Äthiopierinnen und drei Kenianerinnen sind vorne. Gab es das jemals knapper? Meseret Defar siegt in in 15:04,25 Minuten, dahinter die Kenianerin Vivian Cheruiyot in 15:04,73. Die Favoritin Tirunesh Dibaba aus Äthiopien, Goldmedaillengewinnerin über 10.000 Meter, wird Dritte.

Der Fehlstart der Nacht: Adam Gemili. Der britische Schlussläufer der 4x100-Meter-Staffel läuft viel zu früh los, greift ein, zwei, drei Mal hinter sich und als er das Staffelholz dann endlich in der Hand hält, ist er quasi schon kurz vor der Ziellinie. Die Briten hätten sich als Zweite locker für das Finale qualifizieren können.

So aber findet der krönende Abschluss der olympischen Leichtathletik ohne den Gastgeber statt. Was für ein Drama, zumal Gemili die größte Nachwuchshoffnung der britischen Sprinter ist. Ob er sich ärgert, den FC Dagenham & Redbridge verlassen und es beim FC Chelsea nicht versucht zu haben?

Die Schlussfolgerung: Die Schiris schieben jetzt die Schummelschuld auf die Computer. Dabei können die armen Dinger ja nun wirklich nichts dafür. Schließlich mussten sie sich nicht für Olympia qualifizieren, sondern wurden zur Teilnahme gezwungen.

Wer noch?

Lesbengold: Die niederländischen Hockeyspielerinnen (drei offene Lesben im Team – mehr dazu hier) erspielen sich die Goldmedaille mit 2:0 gegen Argentinien. Bronze geht an Großbritannien (3:1 gegen Neuseeland).

Ihren Beitrag zur Erfüllung der ministiriellen Medaillenvorgaben liefert Elena Fromm. Nach zwöf Jahren holt sie wieder eine deutsche olympische Medaillle (Bronze) in dieser Sportart, die sich anhört wie eine erkältete Nachtigall: Taekwondo. Die Sükoreanerin Hwang Kyung Seon verteidigt ihren Titel in der Gewichtsklasse bis 67 Kilo und wird Olympiasiegerin. Nur Tatar schließlich holt eine schummelfreie Silbermedaille für die Türkei.

Apropos Türkei: Im Rennen über 1.500 Meter holt die Türkin Asli Cakir Alptekin in 4:10,23 Minuten Gold. Silber geht an ihre Landsfrau Gamze Bulut, die ab der Häfte das Tempo macht, dann von drei Läuferinnen überholt wird und sich im Schlusssprint den zweiten Platz erkämpft. Für die Türkei ist es der erste Doppelsieg in der olympischen Leichtathletik.

Taekwondo bis 80 Kilo (Männer): Sebastián Crismanich (Argentinien), Silber: Nicolás García (Spanien), Bronze: Lutalo Muhammad (Großbritannien) und Mauro Sarmiento (Italien)

Taekwondo bis 67 Kilo (Frauen): Gold: Hwang Kyung Seon (Sükorea) | Silber: Nur Tatar (Silber) | Bronze: Elena Fromm (Deutschland) und Paige McPherson (USA)

Ringen, Freistil, Fliegengewicht bis 55 Kilo (Männer): Gold: Dschamal Otarsultanow (Russland) | Silber: Wladimer Chintschegaschwili (Georgien) | Bronze: Yang Kyong-Il (Nordkorea) und Shinichi Yumoto (Japan)

Ringen, Freistil, Weltergewicht bis 74 Kilo (Männer): Gold: Jordan Burroughs (USA) | Silber: Sadegh Saeed Goudarzi (Iran) | Bronze: Soslan Tigiev (Usbekistan) und Denis Zargusch (Russland)

Leichtathletik, Stabhochsprung (Männer): Gold: Renaud Lavillenie (Frankreich) | Silber: Björn Otto (Deutschland) | Bronze: Rapahel Holzdeppe (Deutschland)

Leichtathletik, 1.500 Meter-Lauf (Frauen): Gold: Asli Cakir Alptekin (Türkei) | Silber: Gamze Bulut (Türkei) | Bronze: Maryam Yusuf Jamal (Bahrain)

Leichtathletik, 5.000 Meter-Lauf (Frauen): Gold: Meseret Defar (Äthiopien) | Silber: Vivian Cheruiyot (Kenia) | Bronze Tirunesh (Äthiopien)

Leichtathletik, Hammerwerfen (Frauen): Gold: Tatjana Lysenko (Russland) | Silber: Anita Wlodarczyk (Polen) | Bronze: Betty Heidler (Deutschland)

Leichtathletik, 4x100 Meter-Staffellauf (Frauen): Gold: USA (Tianna Madison, Allyson Felix, Bianca Knight und Carmelita Jeter) in 40,82 Sek. (Weltrekord) | Silber: Jamaika (Shelly-Ann Fraser-Pryce, Sherone Simpson, Veronica Campbell-Brown und Kerron Stewart) | Bronze: Ukraine (Alesja Powg, Grystyna Stuj, Marija Rjemjen und Jelysaweta Brysgina)

Leichtathletik, 4x400 Meter-Staffellauf (Männer): Gold: Bahamas (Chris Brown, Demetrius Pinder, Michael Mathieu und Ramon Miller) | Silber: USA (Bryshon Nellum, Joshua Mance, Tony McQuay und Angelo Taylor) | Bronze: Trinidad und Tobago (Lalonde Gordon, Jarrin Solomon, Ade Alleyne-Forte und Deon Lendore)

Fußball (Männer): Südkorea besiegt im Spiel um Platz Drei Japan mit 2:0. Das Finale am Samstagnachmittag (16 Uhr) spielen Brasilien und Mexiko.

Was noch?

Basketball, Halbfinale (Männer): Spanien besiegt Russland in einer schwachen Partie mit 67:59. Die USA schlagen Argentinien klar mit 109:83. Das erwartete Finale zwischen dem Dreamteam und dem Dauer-Europameister ist am Sonntagnachmittag (16.00 Uhr MEZ).

Volleyball, Halbfinale (Männer): Brasilien besiegt Italien deutlich mit 3:0 (25:21, 25:12, 25:21). Deutlich mehr Mühe haben die Russen mit den Bulgaren, die zuvor die deutsche Mannschaft aus dem Turnier geworfen hatten. Am Ende steht es 3:1 (25:21, 25:15, 23:25, 25:23). Das Finale zwischen Weltmeister Brasilien und Russland ist ebenfalls am Sonntag und zwar um 14 Uhr.

Handball, Halbfinale (Männer): Ungarn – Schweden 26:27 | Frankreich – Kroatien 25:22. Finale: Sonntag, 16 Uhr.

Wasserball, Halbfinale (Männer): Kroatien besiegt Montenegro mit 7:5. Italien schlägt Serbien mit 9:7. Der Kampf der Italiener gegen drei Ex-Jugo-Teams endet am Sonntagnachmittag (16.50 Uhr).

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5 Kommentare

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  • KA
    Karin Austmeyer

    Lesbengold? Homosexuelle Athleten?

    Was zum Teufel hat die sexuelle Ausrichtung eines Menschen mit Sport zu tun. Der Autor dieses Artikels ist mir schon mehrfach mit solchen und ähnlichen Äusserungen aufgefallen.

    Es sind noch andere Entgleisungen des Autors in diesem Artikel. Ih bin nur froh, daß ich keine Geld für eine solche Zeitung ausgegeben habe.

  • A
    antiprodukt

    Lesbengold, srsly?

    BILD-Niveau (sogar Alliterationen "Schummelschuld"), Mutter-Gottes-Gelaber, Rassismus..

     

    taz, hallo, bist dus?

     

    Überarbeitet bitte diesen unsäglichen Beitrag.

  • M
    Micha

    Was für ein bescheuerter Artikel.

    Aha, Staatsbürgerschaften und Messfehler zählen neuerdings also als Schummelei... BILD-Niveau vom Feinsten.

  • A
    aloisius

    Sonderlich viel habe ich von diesen Olympischen Spielen zwar nicht gesehen, aber gestern beim Stabhochsprung war ich TV-mäßig voll auf der Höhe der Latte. Offenbar hatte ich den Medaillensegen für die deutschen Stabhochspringer vorausgeahnt. Dass einer der drei deutschen Stabhochspringer (der mit der Sonnenbrille) recht früh ausschied, fand ich nicht so schlimm, da ich Sonnenbrillen beim Stabhochsprung ausgesprochen albern und affektiert finde. Sehr interessant fand ich auch diese neckischen Hütchen der Kampfrichter. Wer solche Hütchen tragen muss, trifft wohl schon fast zwangsläufig auch die eine oder andere neckische Entscheidung.

  • AA
    Arbeiter Ali

    Jaja liebe taz Tazegül holt ne Schummelmedaille für die Türkei. Ja nee ist klar!!! Das ist schon echt dreist, dass man darauf bereits seit 2 Tagen besteht.

     

    Schummelmedaille? Nicht das ich lache! Tazegül ist Türke und tritt für die Türkei an und holt Gold. Es ist wurscht ob Tazegül in Deutschland lebt oder in Timbuktu - er ist Türke. Damit ist die Medaille für die Türkei völlig verdient.

     

    Die taz sollte mal die Medaillen von Ngyuen, Ovtcharov, Tasiadis und Co als Schummelmedaillen betiteln. Ich weiß, damit begebe ich mich auf ein tiefes Niveau, doch genau auf diesem bewegt sich nun einmal auch die taz.