Olympia – Stabhochsprung: Königin der Stäbe wird bronziert
Wenn es drauf ankommt, patzen sie: Die mitfavorisierten deutschen Stabhochspringerinnen holen nichts, Königin Jelena Issinbajewa Bronze und Jennifer Suhr Gold.
Die Startbedingungen: Eigentlich galten die drei deutschen Athletinnen als mitfavorisiert und Jelena Issinbajewa, sowohl in Athen 2004 als auch in Peking 2008 Olympiasiegerin im Stabhochsprung, als Außenseiterin. Sie hat nur wenige Wettkämpfe dieses Jahr absolviert, ihr sagt man ein schütteres Nervenkostüm nach, ein Salto Nullo wäre bei ihr keine Sensation gewesen.
Die Entscheidung: Als es dann darauf ankommt, sind die Deutschen – so wie die meisten deutschen Olympionistas in London – eher unkonzentriert, bar allen Goldinstinkts. Als erste verabschiedet sich Lisa Ryzih aus der Konkurrenz, sie schafft lediglich 4,45 Meter. Martina Strutz hingegen gelingen zehn Zentimeter mehr. Aber auch sie, gedrungen gebaut, von hochmuskulöser Statur, in den vergangenen Jahren durchaus nervenstark bei internationalen Ereignissen, misslingt, in den Kampf um die Medaillen ernsthaft einzugreifen.
Platz 5 aber wird sich für sie in den statistisch-historischen Olympiabüchern über die Spiele 2012 nobel niederschlagen. Guter Kampf, aber sie wirkt viel zu wenig energisch und selbstbewusst. Liegt es am gelegentlichen Niesel, der vom Himmel dröppelt? Silke Spiegelburg belegt den vierten Rang mit 4,65 Meter – weinend vor Verzweiflung.
Das Drama: Nach Startschwierigkeiten in den Wettbewerb bewältigt Issinbajewa alles in allem 4,70 Meter. Die Sprünge, die sie dazu bringen, sich über die Latte zu schlängeln, sehen spektakulär schön aus. Aber höher als eben einen Fuß lang vor der magischen Fünfmeterhürde geht es für sie nicht.
Die Athletinnen der Stunden sind hingegen die US-Amerikanerin Jennifer Suhr, Silbermedaillengewinnerin von Peking, die locker über fast jede Höhe kommt, bis hin zu 4,75 Meter. Und die Kubanerin Yarisley Silva, die ebenfalls diese Höhe erzielt. Sie sind die einzigen, die so hoch kommen. Aber Silva hat einen Fehlversuch mehr als die Delegierte des Systems auf der anderen Seite des Golfs von Mexiko, von Kuba aus gesehen. Silva, erst seit wenigen Jahren im Hochleistungssport engagiert, kommt nicht zur Pointe, die favorisierte Suhr zu schlagen.
Die Schlussfolgerung: Silva ist jetzt schon die heißeste Kandidatin in diesem Wettbewerb im Hinblick auf Rio de Janeiro 2016. Und Suhr wird dann endgültig nicht mehr auf Stabroutine zurückgreifen zu können – in vier Jahren wird ihr Hüftspeck Höhen über drei Meter nicht mehr zulassen.
Und sonst? Issinbajewa, die genialste Springerin aller an diesem Abend, hat die Konkurrenz nicht mehr so recht ernst genommen. Was soll's! Sie hat diese Disziplin so lange dominiert wie keine sonst vor ihr. Die deutschen Spiegelburg ff sollen nicht traurig sein. Die Kubanerin hatte die Medaille offenbar nötiger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wirtschaftspolitik der FDP
Falsch und verlogen
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Trumps Sieg bei US-Präsidentschaftswahl
Harris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?
Grüne nach Ampel-Aus
Wahlkampf in der Einarbeitungsphase