■ Standbild: Ohne Wodka-Exzesse
„Bella Block: Geldgier“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF
Der beste Satz fällt nach einer Viertelstunde: „Kein Schwanz ist so hart wie das Leben.“ Der stand aber nicht im Drehbuch von Michael Albers und Fabian Thaesler, sondern wurde spontan am Set erfunden – von Hannelore Hoger in ihrer Hauptrolle als Kommissarin Bella Block. Dieser Satz macht deutlich, daß sich die TV-Protagonistin nach teils preisgekrönten Folgen („Die Kommissarin“, „Liebestod“, Regie und Buch Max Färberböck) von der gleichnamigen Hauptfigur aus Doris Gerckes Kriminalromanen emanzipiert hat. Dank Hannelore Hoger konnte sie inzwischen ein eigenes markantes Profil entwickeln.
In ihrem dritten Fall geht es um die Aufklärung einer Entführung und die Suche nach den versteckten Lösegeld-Millionen. Anlaß ist die Freilassung des Mittäters Georg Hoppe (Armin Rhode) nach elf Jahren Haft. Zeitgleich wird der suspendierte Polizist Peter Grabowski aus dem Hamburger Hafen gefischt. War er in die Geschichte verwickelt? Das soll Bella Block klären. Sie kannte den Exkollegen persönlich – zum Leidwesen ihrer Mitarbeiter. Ihr „Chef“ versteckt die Betroffenheit über den Tod des Freundes hinter zickigen Kurzkommentaren.
Die Story kommt diesmal ohne viel Action, Wodka-Exzesse der Ermittlerin oder Techtelmechtel mit jüngeren Polizeispunden aus, sondern verläßt sich vielmehr auf lange Kameraeinstellungen oder die beinahe schon minimalistischen Bemerkungen von Bella Block. Das ist keineswegs ein Manko, im Gegenteil, spannend bleibt es trotzdem. Besonders wenn der entlassene Kidnapper noch einmal mit seinem psychisch gezeichneten Opfer zusammentrifft. „Sie riechen ganz anders“, stellt der Millionärssohn Mommsen fest, aber „ich habe keine Angst mehr vor ihnen.“ Erinnerungen an die Reemtsma-Entführung und das Buch „Im Keller“ werden wach. Verstärkt wird das durch schnelle Zwischenschnitte, die fiktive Titelseiten der Hamburger Morgenpost zeigen.
Schade nur, daß der Showdown versucht, eine Dramatik nachzuholen, die bis dahin nicht vermißt wurde. Da fuchtelt Georg Hoppe zähe Minuten lang mit der Pistole an mehreren Schläfen herum, bis er sich schließlich vor den Augen von Bella Block die Kugel selbst in den Kopf jagt. Die runzelt nur kurz leicht angeekelt die Stirn, dreht sich um und geht nach Hause. Caroline Schmidt-Gross
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