Interview: Sabine Grund: „Ohne Netz“
■ Die „unabhängige GAL-Linke“ über ihre Kandidatur als Hamburger Partei-Chefin
taz: Warum tritt die „unabhängige Linke“ Sabine Grund gegen die „Linke“ Kordula Leites an?
Sabine Grund: Ich kandidiere nicht gegen Kordula, ich kandidiere für bestimmte politische Inhalte. Die GAL muß mehr als bisher mit den Menschen Politik machen, nicht nur angeblich für die Menschen. Die Mobilisierung der Leute für politische Ziele muß künftig wichtiger genommen werden.
Diese Mobilisierung ist zur Zeit offenbar die Domäne der CDU, siehe Doppelpaß...
Daran zeigt sich, daß wir etwas falsch gemacht haben. Wir hätten die Ängste der Menschen ernster nehmen müssen, wir hätten früher und besser über unsere Argumente informieren müssen. Da haben die Pro-Kampagne gefehlt und die Vermittlung eines gesellschaftspolitischen Anliegens.
Sie wollen eine strukturelle Erneuerung der GAL befördern. Klingt gut, aber was verstehen Sie darunter?
Wir müssen uns öffnen gegenüber anderen Gruppen und Verbänden und der Gesellschaft insgesamt. Die Grünen haben einen Teil ihrer Dialogfähigkeit eingebüßt, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Wir müssen aber wieder sensibel werden für gesellschaftliche Analysen und Interessen.
Sie gelten nicht unbedingt als vehemente Kritikerin von Rot-Grün.
Ich finde, die GAL sollte ein generell konstruktives Verhältnis zu Rot-Grün entwickeln. Grüne Politik kann man nur durchsetzen, wenn man Politik gestalten kann, und das geht in erster Linie in einer Regierung.
Hinter Kordula Leites steht der linke GAL-Flügel. Sie haben sich selbst aufgestellt, ohne sich vorher der Unterstützung wichtiger Strömungen zu versichern. Ein gewagtes Unterfangen?
Kann sein. Aber interne Offenheit und Transparenz ist grüne Tradition. Man sollte nicht immer nur mit Netz und doppeltem Boden agieren. Interview:
Sven-Michael Veit
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