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Ölpest-Urteil zwölf Jahre danach

■ Die Katastrophe der Amoco Cadiz kostet 195 Millionen Mark / Ökologische Schäden bleiben außen vor

Chicago (ap/taz) - Was kostet die Natur? Diese Frage hatte jetzt erneut ein Bundesgericht in Chicago zu beantworten. Zwölf Jahre nach der verheerenden Ölpest-Katastrophe in der Bretagne, ausgelöst durch den Supertanker „Amoco Cadiz“ quält sich die amerikanische Justiz noch immer mit den Schadenersatzforderungen von Fischern, Gemeinden und französischer Regierung. Bis heute haben viele der betroffenen Fischer keinen Centime gesehen. Jetzt entschied Bundesrichter Charles Norgle, daß die Amoco-Corporation, die Eignerfirma des Supertankers, insgesamt umgerechnet 251 Millionen Mark (einschließlich Zinsen) Schadenersatz zahlen soll. Die Rechtsanwälte des US-Konzerns haben allerdings schon wieder Berufung gegen das Urteil vom Dienstag angekündigt. Die Fischer und Gemeinden müssen weiter auf ihr Geld warten.

Der französischen Regierung sowie den betroffenen Gemeinden und Geschäftsleuten in der Bretagne werden vom Gericht nur 195 Millionen Mark zugesprochen. Den Rest in Höhe von 56 Millionen Mark soll die britische Firma Shell erhalten, die den Tanker gechartert hatte. Sie erhält für die verlorengegangene Ladung fast ein Viertel der gesamten Entschädigungssumme.

Die „Amoco Cadiz“ war am 16. März 1978 vor der französischen Nordküste auf Grund gelaufen. 258 Millionen Liter Öl hatten die bretonische Küste in eine schwarze Schlammwüste verwandelt. Europa hatte seine bis heute größte Ölkatastrophe. Tourismus und Fischerei brachen zusammen, die Austern schmeckten noch ein Jahr danach wie Tankstellenschläuche. Zum Vergleich: Die „Exxon Valdez“, die im vergangenen Jahr vor der Küste Alaskas auf einen Felsen lief, hatte „nur“ 42 Millionen Liter Öl verloren.

Die kaum abschätzbaren Schäden wurden von Experten auf 250 bis 500 Millionen Mark geschätzt, wobei allein das Regierungsprogramm zur Wiederherstellung der Meeresfauna 55 Millionen Mark kostete. Der Rest setzte sich aus den Verlusten der Fischer und den Mindereinnahmen des Tourismus zusammen. Die Schäden der Natur selbst blieben unberücksichtigt. Die französischen Anwälte von Regierung und Gemeinden hatten insgesamt rund 350 Millionen Mark Schadenersatz verlangt. Am 11. Januar 1988 waren ihnen umgerechnet rund 120 Millionen DM Schadenersatz zugestanden worden. Dagegen waren sie in Berufung gegangen.

Zu der Ölkatastrophe war es gekommen, nachdem bei der „Amoco Cadiz“ die Ruderanlage ausgefallen war und sie deswegen von Schleppern durch den Ärmelkanal gezogen wurde. Als bei einem starken Sturm die Trossen brachen, lief das riesige Schiff drei Kilometer vor der bretonischen Küste auf Felsen und zerschellte. 160 Kilometer Küste wurden verölt.

-man

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