Ökostrom und Second Hand-PC: Grüne Inseln im Internet
Immer mehr Internet-Provider arbeiten mit Ökostrom. Firmennetze helfen Strom und Rohstoffe sparen.
BERLIN taz | Das Internet ist ein riesiger Stromschlucker. Der Physiker Alex Wissner-Gross von der Harvard Universität hat laut Sunday Times ausgerechnet, dass eine durchschnittliche Google-Suche sieben Gramm CO-2 freisetzt. Anders gesagt: 20 Mal googeln entspricht einem Kilometer Auto fahren. Inzwischen belasten Informations- und Kommunikationstechnologie das Klima stärker als der Luftverkehr.
Rund 50.000 Server-Räume gibt es inzwischen in Deutschland. Oft braucht die Kühlung der riesigen Maschinen genau so viel Energie wie ihr Betrieb. In London aber nutzt Telehouse Europe die Abwärme, um Wohn- und Geschäftsgebäude zu heizen, in der Schweizer Gemeinde Uitikon profitiert ein Hallenbad von der überschüssigen Hitze. Und als vorbildlich in punkto Energiesparen gilt der Webhoster Strato, der innerhalb von 18 Monaten seinen Stromverbrauch um ein Drittel gesenkt hat.
In seinen Rechenzentren in Berlin und Karlsruhe wurden die Server so angeordnet, dass die Wärme abgesaugt und die Kühlung nur in den Gängen an den Vorderseiten der Geräte eingesetzt wird. Ist es draußen kälter als acht Grad, nutzt Strato Außenluft. Darüber hinaus teilen sich hier oft mehrere Kunden einen Server, so dass weniger Strom für Leerlauf drauf geht. Während früher beim Einkauf von neuer Hardware auch bei Strato ausschließlich die Leistung zählte, spielt das Etikett "energiesparend" heute eine ebenso große Rolle. Die Anschaffung ist zunächst zwar etwas teurer - aber nach elf Monaten hat sich ein "grüner" Prozessor amortisiert, versichert Unternehmenssprecherin Annette Hoxtell. Und schließlich bezieht das Unternehmen nur Ökostrom.
So hält es auch der kleine Internetprovider Biohost, der die Websites von etwa 250 Kunden pflegt. Außerdem bemüht sich Unternehmenschef Lars-Helge Wilbrandt, möglichst effizient zu programmieren - eine Tugend, die mit immer größeren Speicherkapazitäten der Computer bei vielen Berufskollegen verloren gegangen ist. Heute können die meisten Rechner bedeutend mehr, als ihre Nutzer brauchen.
Viel sinnvoller als einen "intelligenten" und stromfressenden Computer auf jedem Schreibtisch zu stellen ist ein firmeninternes IT-Netz, so wie es die Taunusstadt Bad Soden vorgemacht hat. Zwei zentrale Rechner bearbeiten alle Verwaltungsvorgänge, jeder Mitarbeiter bekommt nur ein Terminal und eine Tastatur. Die Stadt spart hierdurch 60 Prozent Strom.
Auch beim Energieverbrauch des einzelnen PCs gibt es riesige Unterschiede. Doch deshalb gleich ein neues Gerät anzuschaffen, ist nicht ratsam. In jedem Computer stecken viele wertvolle Rohstoffe. Und seine Produktion verbraucht etwa so viel Strom wie sieben Jahre Laufzeit des Geräts, hat Germanwatch errechnet. Viele PCs erreichen eine solche Nutzungsdauer nie, weil die Hersteller mit speicherfressender Software immer größere Geräte auf den Markt drücken. Hier hilft der Verein ReUse-Computer: Die dort organisierten Recycler machen ausgemusterte Computer wieder einsatzfähig.
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