Obamas Schwester bei Google zu Gast: Schau mir in die Augen, Mädchen!
Google lädt regelmäßig umtriebige Frauen zum Vortrag ein. Am Montagabend redete die Kenianerin Auma Obama nicht über ihren Halbbruder Barack, sondern über ihre eigene Vision.
Sauti Kuu ist Swahili für „starke Stimmen“ und der Name des vor drei Jahren gegründeten Entwicklungsprojekts von Dr. Auma Obama. Obama ist zwar kein seltener Nachname im Westen Kenias, doch Auma ist tatsächlich verwandt mit Barack Obama. Bei der Google-Veranstaltung aus der Serie „Inspiring women@google“ am Montagabend in Berlin ging es dennoch nicht um ihren jüngeren Halbbruder und seine Wahlkampfkampagne, sondern um ihre ganz persönliche Geschichte und Arbeit.
Sie war acht Jahre alt, als sie ihre Stimme entdeckte, erzählt Auma. Als einziges Mädchen unter lauter Brüdern und einem patriarchalen Vater lernte sie früh, eine wichtige Frage zu stellen: Warum darf ich das nicht? 1980 brachte sie dann ein Stipendium des Deutschen Akademisches Austauschdienstes (DAAD) nach Deutschland, wo sie Germanistik und Soziologie in Heidelberg studierte und 1996 in Bayreuth promovierte.
Plötzlich musste Auma nicht mehr nur die Rolle einer Frau spielen, sondern sah sich auch den Erwartungen vieler Deutscher an sie als „Afrikanerin“ gegenüber: bunte Kleidung, talentiert im Kochen und Tanzen. Der Kampf um ihre Identität ging weiter.
Dennoch habe sie gerade durch die Frauenbewegung in Deutschland gelernt, wie sie ihr Frausein ausleben kann. Sie belegte interkulturelle Germanistik, las Goethe, Borchert und Böll und übte sich in interkultureller Kommunikation. „Richtig zuhören und kommunizieren ist das Wichtigste in einer Welt, in der es einen Überdruss an Worten gibt“, sagt Auma. Für sie fängt die Kommunikation mit dem Blick an. „Wer anderen nicht in die Augen schauen kann, der existiert nicht“, sagt sie. Ihr Ziel ist es, dass die Augen gerade von Mädchen in Kenia wieder leuchten.
Weg von der Opfermentalität
Da Erwachsene bereits so belastet seien mit Sorgen und Ängsten, arbeitet Auma mit jungen Menschen – gerade sind es 15 Jungen und Mädchen. Die Mädchen fördert sie besonders, da sie sonst hinter den Jungen zurückbleiben würden. Den Kern ihrer Arbeit sieht sie darin, ihnen Verantwortung beizubringen und von einer Opfermentalität zu befreien, die ihnen von der bisherige Entwicklungshilfe eingeimpft wurde. Es gehe darum, dass die Ärmsten der Welt lernen, sich selbst zu helfen, sagt sie.
Den Gästen riet Auma zum Schluss, nicht so schnell zu spenden, sondern sich zuerst richtig über die Arbeit von Organisationen und die Lebensumstände vor Ort zu informieren. Dabei müsse es nicht immer Afrika sein – auch Projekte im eigenen Land verdienten es, unterstützt zu werden.
Besonders sollten die Menschen anfangen, die Medienberichterstattung kritisch zu hinterfragen. Auma möchte, dass Kinder lernen, unabhängig zu sein. Sie selbst ist eine Frau mit eigener Vision – unabhängig von dem amerikanischen Präsidenten, mit dem sie einen Nachnamen und einen Vater teilt.
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