Obama würdigt Irak-Krieg: Abzug in stolzer Siegerpose

Der einst als Kriegsgegner angetretene Barack Obama feiert den Irakfeldzug als großen Erfolg. Er erinnert vor Soldaten an die – US-amerikanischen – Toten des Krieges.

Der Präsident mit seiner First Lady und seinen Soldaten in Fort Bragg. Bild: dapd

BAGDAD/FORT BRAGG dapd/dpa/taz | US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat in Bagdad an einem Festakt zum bevorstehenden Abzug der letzten US-amerikanischen Truppen teilgenommen.

In seiner Rede vor US-Soldaten, die in diesen Tagen ihre letzten Stützpunkte an die Iraker übergeben, sagte er am Donnerstag, die irakische Armee sei jetzt in der Lage, mit dem Terrorproblem alleine fertig zu werden. Die USA wollten dem Irak jedoch weiterhin als Partner zur Seite stehen.

Bereits am Mittwoch hatte US-Präsident Barack Obama bei einer Zeremonie auf einem Stützpunkt der US-Streitkräfte das Ende des Irakkrieges gewürdigt. Der Irak sei zwar nicht perfekt, aber die bis zum 31. Dezember abziehenden US-Truppen verließen "eine stabile Nation", sagte er vor Soldaten in Fort Bragg im US-Staat North Carolina.

Obama begrüßte Soldaten, die aus dem Einsatz aus dem Irak zurückkehrten und hob hervor, der Krieg gehe nicht mit einer "letzten Schlacht, sondern mit einem letzten Marsch nach Hause" zu Ende.

Auf einem Müllplatz in Bagdad hat ein Reporter der New York Times rund 400 Blatt geheime Akten gefunden, die eigentlich vernichtet werden sollten. Das berichtet das Blatt in seiner Internetausgabe am Mittwochabend. Die Dokumente enthielten Verhörprotokolle mit US-Soldaten nach dem - bis heute ungesühnten - Massaker an 20 irakischen Zivilisten in Haditha im Jahr 2005. Die Protokolle geben Aufschluss über die Perspektive der Soldaten, für die das Töten von Zivilisten, etwa, weil sie sich unbefugt einem Checkpoint nähern, zur Normalität geworden war.

Damit werde eines der "außerordentlichsten Kapitel in der Geschichte der amerikanischen Streitkräfte" abgeschlossen.

104.000 IrakerInnen seit Beginn des Krieges getötet

Obama erwähnte in seiner Ansprache die ersten Schlachten vor neun Jahren gegen die Streitkräfte des damals von Saddam Hussein beherrschten Landes.

"In Schlachten von Nassirija über Kerbela nach Bagdad brachen die amerikanischen Soldaten das Rückgrat eines brutalen Diktators in weniger als einem Monat", sagte Obama. Er erwähnte nicht, dass er selbst damals erklärter Gegner dieses Krieges gewesen war und später die Präsidentschaft vor allem mit dieser Haltung gewonnen hatte.

Obama traf nach seiner Ankunft zunächst fünf Veteranen, die erst kürzlich aus dem Irak zurückgekehrt waren. Er setzte sich auch mit den Hinterbliebenen eines getöteten Soldaten zusammen.

Seit der Invasion 2003 kamen fast 4.500 Soldaten im Irak ums Leben, 32.000 wurden verletzt. Laut Informationen der unabhängigen Website "Iraq Body Count" sind mindestens 104.000 IrakerInnen seit Beginn des Krieges getötet worden.

Das Ende eines Krieges, der so lange gedauert habe, sei etwas Besonderes, erklärte der Präsident. Obwohl die Mehrheit der US-Amerikaner laut Umfragen den Abzug aus dem Irak befürwortet, kritisierten Teile der Republikaner den Abzug. Obama hinterlasse einen instabilen Irak und überlasse ihn dem Einfluss des Iran.

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