Obama vs. Bruce: Betroffenheit als Strategie
Bruce Darnell, Model US-amerikanischer Herkunft, soll die ARD aus der Misere retten. Wie Obama die USA. Geht die Strategie auf? Ein Check
Besoffenheit galt bisher als nicht ansteckender Geisteszustand. Im Fall der Barack-Obamania scheint diese Gesetzmäßigkeit zumindest bei manchen Medienmenschen außer Kraft gesetzt.
Je mehr Delegierte der demokratische Charismatiker für sich gewinnt, je mehr Primaries der Präsidentschaftskandidat für sich entscheidet, desto größer scheint das Bedürfnis nach "Change", "Erlösung", "Hoffnung" - in deutschen Medien. Wie gut, dass es seit Dienstagabend nun die "Erlösung de Luxe" (Spiegel-Online) auch hierzulande im Angebot gibt; einen astreinen Wandelkünstler, der seine Werte im entscheidenden Augenblick "glaubhaft rüberbringt": Bruce Darnell, der - Ha!- gebürtige US-Amerikaner, der in seiner neuen Vorabendshow "Bruce" weniger den unglücklichen Menschen in seinem Loft mit einer Stilberatung helfen will/darf als die demoralisierte ARD aus ihrer Vorabendquotenmisere retten soll. Was Obama für die USA ist, soll Bruce Darnell für die ARD sein.
Kann der ehemalige Soldat der Luftlandedivision von South Carolina da wirklich mithalten?
Vision: Die jüngeren FernsehzuschauerInnen ansprechen und für die öffentlich-rechtliche Anstalt gewinnen.
"Der Messias-Faktor" (Spiegel): Selbstverständlich hat Bruce Darnell ein Programm - Frauen, die sich hässlich finden, aufhübschen -, doch ein Erlöser wäre ja nur ein halber, wenn diese Mission nicht auch "gefühlt" bei den Menschen draußen im Land ankäme. Daher spricht Bruce von der ersten Sendung an in einfachen, aber hoch emotionalen Botschaften: "Dein Herz entscheidet." Oder: "Das Aussehen kommt und geht." Oder aber: "Dein Leben geht nicht nur um arbeiten, arbeiten!" Für den ersten Quotentest lief das okay, der Dienstagabend geht an Bruce, mit 2,05 Millionen ZuschauerInnen. Aber
Hoffnung wagen: "Da gibt es sicher noch Luft nach oben", wie ARD-Sprecher Burchard Röver nach der Sendung ankündigte. Der Marktanteil von 8,1 Prozent (Bruce) liege höher, als auf dem Sendeplatz (18.55 Uhr) durchschnittlich erreicht werde. Aber
Charisma: Tränen können großen Imageschaden anrichten, insbesondere wenn sie von Kameras gefilmt und in die Welt gesendet werden. Aber zum Glück ist Bruce keine Frau wie Obamas Konkurrentin Clinton, sondern ein Mann, der anderen Männern keine Angst mache und bei Frauen ähnlich beliebt sei, wie der schwule beste Freund (Spiegel), der
Style: immer immer eine gute Figur darstellt, zierlich, im Anzug, mit Lächeln, wenn er nicht gerade
Spin: seinen Zeigefinger vertraut anbiedernd in Werbetrailern auf sein zu gewinnendes Publikum richtet. Das hat schon bei Hillary Clinton, wie es aussieht, nicht das gewünschte Ergebnis gebracht.
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