Obama gewinnt Vorwahl in Wyoming: Ein Monster-Rennen

Obamas Sieg in Wyoming macht das Kopf-an-Kopf-Rennen spannender und den Wahlkampf erbitterter: Eine Obama-Beraterin bezeichnet Clinton als "Monster" - und muss gehen.

Ein symbolisch wichtiger Sieg für Obama. Bild: reuters

WASHINGTON taz Barack Obama hat wieder gesiegt. Der schwarze Senator gewann die parteiinternen Vorwahlen vom Samstag im Bundesstaat Wyoming mit 61 zu 38 gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton. Damit errang Obama erneut einen deutlichen Wahlsieg in einem demokratischen Caucus, obgleich Clinton erst am vergangenen Dienstag die wichtigen Wahlen in Ohio und Texas hatte für sich entscheiden können. Wyoming entsendet allerdings nur 12 Delegierte zum Parteitag der Demokraten im August. Der Bundesstaat, bei Wahlen fest in der Hand der Konservativen, hat mit seinen 500.000 Einwohnern die geringste Bevölkerungszahl aller 50 US-Bundesstaaten.

Obama konnte mit dem symbolisch wichtigen Sieg in einem Wahlkampf, in dem längst jede Stimme Gold wert ist, seinen Vorsprung vor Clinton weiter ausbauen. Nach einer Zählung des US-Senders CNN hat Obama nun 1328 gebundene Delegierte, Clinton hingegen 1190.

Das Obama-Lager hofft, bei der anstehenden Vorwahl am Dienstag in Mississippi erneut den Vorsprung in der Delegiertenzahl weiter ausbauen und die Verluste von Ohio und Texas wettmachen zu können. In Mississippi wird es um insgesamt 33 festgelegte Delegierte gehen. Beide Bewerber können in diesem historischen Kopf-an-Kopf-Rennen rechnerisch schon jetzt nicht mehr die magische Zahl von 2045 Delegierten erreichen, die für die automatische Parteinominierung zum offiziellen Kandidaten in der November-Wahl nötig ist. Es gilt daher als immer wahrscheinlicher, dass eine Entscheidung erst auf dem Parteitag im August in Denver fällt.

Die nächstwichtigere Vorwahl findet am 22. April in Pennsylvania statt. In dem von Rezession und Arbeitsplatzabbau geplagten Staat geht es um 160 Delegierte. In aktuellen Umfragen liegt Clinton in Pennsylvania mit etwa 15 Prozentpunkten vor Obama.

Die Senatorin hatte in Wyoming in den vergangenen Tagen gemeinsam mit ihrem Mann Bill sowie ihrer 28-jährigen Tochter Chelsea mit großem Einsatz gegen Obamas Umfragen-Vorsprung angekämpft. Die geballten Auftritte waren für den nordwestlichen Staat so ungewöhnlich, dass die regionale Zeitung Wyoming Tribune- Eagle überwältigt von einem "Clinton Blitzkrieg" schrieb.

Unterdessen gingen zwischen den beiden Kampagnenlagern die verbalen Schlachten weiter: Hillary Clinton streute in Interviews erneut ihren Vorschlag, mit ihr könne Obama als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten antreten. Und Obamas außenpolitische Beraterin, Harvard-Professorin und Pulitzerpresiträgerin Samantha Power, bezeichnete Clinton gegenüber der schottischen Zeitung The Scotsman als "Monster" - woraufhin sie sich zwar entschuldigte, aber offiziell ihren Hut nehmen musste.

Clinton zögerte nicht lange, um auch eine weitere Äußerung Powers aufzuspiessen: In einem anderen Interview, diesmal mit dem britischen Sender BBC, hatte Power gesagt, dass Obamas Irak-Politik vermutlich nach seinem Einzug ins Weiße Haus anders aussehen werde. Obama sagt bislang, dass er als Präsident die US-Truppen innerhalb von 16 Monaten aus dem Irak abziehen will. Das, so Power, sei nur im allergünstigsten Fall machbar. Clinton sagte daraufhin, "das ist das neueste Beispiel, wie er dem amerikanischen Volk eines verspricht, und Menschen in anderen Ländern anderes verspricht."

Obamas Sprecher Bill Burton beeilte sich zu erklären, dass Obama derartige Charakterisierungen auf das Schärfste verurteile. Sie hätten nichts im Wahlkampf zu suchen. Doch war dieser emotionale Ausrutscher Powers innerhalb von knapp zwei Wochen bereits der zweite Fall, in dem Patzer höchstrangiger Mitarbeiter Obama zwangen, öffentlich zu erklären, dass er wirklich meint, was er sagt. Schlecht für einen Politiker, dessen gesamte Kampagne auf dem Immage von Authentizität und Wahrhaftigkeit beruht.

Die Clinton-Kampagne drängt unterdessen auf einen Anerkennung der Wahlen in Florida und Michigan.

In beiden Staaten hatte Hillary Clinton im Januar gewonnen. Damals hatte bereits festgestanden, dass das Ergebnis nicht anerkannt wird, weil die regionalen Parteichefs ihre Primaries gegen den Willen der zentralen Parteiführung vorverlegt hatten. Da das Ansinnen bereits Streit in der Partei ausgelöst hat, diskutieren Parteistrategen die Möglichkeit, einer Neuwahl, wobei Florida keine Bereitschaft dazu signalisert haben soll. Beide Kandidaten hatten in Florida und Michigan keinen Wahlkampf geführt, Obama hatte in Michigan noch nicht einmal auf dem Stimmzettel gestanden.

Den bislang absoluten Spendenrekord eines Präsidentschaftsbewerbers konnte im vergangenen Monat Barack Obama aufstellen. Er sammelte im Februar 55 Millionen US-Dollar an Wahlkampfspenden ein. Clinton kam laut eigenen Angaben auf 35 Millionen. Insgesamt haben alle Präsidentschaftsbewerber dieses Vorwahlkampfes bislang an die 500 Millionen US-Dollar eingesammelt.

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