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Archiv-Artikel

ORTSTERMIN: PETA UND DIE HAMBURGER DISKOFISCHE Der Clownfisch wirkt entspannt

Das Einzige, was dem Clownfisch in der Bar passieren kann, ist, dass das Veterinäramt ihn evakuiert

Das Aquarium steht hinter dem Tresen, im Rücken der Bedienung. Es ist ein großes Aquarium, es leuchtet hellblau und plätschert lautlos vor sich hin. Drei kleine Riffe sind nachgebildet, mit gelben Korallen, vielen Aquarienpflanzen und der typischen „Versunkener Schatz“-Deko am Rand. Auch ein kleiner Seestern, kaum daumennagelgroß, ist dabei.

Im Hoch 3, einer Bar am Rande des Hamburger Schanzenviertels, scheint sich niemand groß für die Fische zu interessieren. Aus zwei großen Lautsprechern in den Ecken wummert die Musik. In einer Nische neben dem Tresen versucht ein DJ, die wenigen Gäste zum Tanzen zu animieren.

Ob sie was zum Aquarium sagen will? Die Bedienung schüttelt den Kopf. Dabei macht das kleine Becken Ozean, bewohnt von vier Fischen, seinen Besitzern derzeit Ärger. Die Tierschutzorganisation Peta, die sonst ihre Mitglieder als PR-Gag schon mal in Cellophan verpackt, hat sich beim zuständigen Veterinäramt über das Aquarium beschwert. Die Fische seien enormen Stress ausgesetzt, die laute Musik sei schädlich für ihr Gehör und der verschobene Tag-Nacht-Rhythmus in einer Bar könne den Tieren zu schaffen machen.

Ein Gast hatte sich an die Tierschützer gewandt. Einer der Fische, der Anemonenfisch, besser bekannt als Clownfisch, sei „wie verrückt“ hin und her geschwommen, so Peta in ihrer Pressemitteilung, die mit der Zeile „Freiheit statt Nachtclub“ überschrieben war.

Die Meinungen der Experten über die Diskofische sind tatsächlich geteilt: Während Michael Gruber vom Meeresforschungszentrum Geomar in Kiel den Lärm für die Fische als äußerst bedenklich einschätzt, sieht Guido Westhoff, der Leiter des Tropen-Aquariums im Tierpark Hagenbeck keine Probleme. Die laute Musik des Nachtclubs werde durch das Wasser gedämpft.

Zumindest an diesem Abend ist der Clownfisch entspannt. Fleißig umrundet der kleine Artgenosse von Disneys Nemo die Koralle. Alle paar Zentimeter hält er an, schaut sich kurz um und schwimmt dann weiter. In einem steten, fast langweiligen Rhythmus. Statt wie im Film mit Hilfe von Pelikanen aus Aquarien zu fliehen, bewachen Clownfische Korallen. Diese bieten den Fischen Schutz vor Fressfeinden. Wenn die Koralle oder die Anemone fehlt, ist es in der freien Wildbahn mit dem Fisch schnell vorbei.

Das Einzige, was dem Clownfisch in der Bar passieren kann, ist, dass das Veterinäramt ihn evakuiert. Bisher sieht das Bezirksamt Mitte dazu aber keinen Anlass. Das Aquarium werde sogar von einem Biologen betreut, das haben die Barbetreiber dem Amt versichert. Zur Sicherheit wird sich eine Amtsveterinärin die Fische noch persönlich anschauen.

Sollte Peta am Ende doch Recht haben, müsste das Aquarium entweder aus dem Club in die Wohnung der Fischbesitzer geschafft werden oder – im schlimmsten Falle – ins Tierheim. Das habe in Notfällen auch einen Platz für Fische, heißt es aus dem Veterinäramt.

Aber solange seine Koralle mitkommt, weiß der Clownfisch, dass er sicher ist.FRIDA KAMMERER