OHNE DIE USA HAT DER GLOBALE KLIMASCHUTZ KEINE CHANCE: Ein Vorbild an Ignoranz
Globaler Klimaschutz ohne die USA? Das ist eine Rechnung ohne den Wirt. Denn das wirtschaftlich und militärisch stärkste Land der Welt ist auch bei der Klimaerwärmung Spitze: Mehr als 20 Tonnen Kohlendioxid bläst jedeR US-BürgerIn durchschnittlich pro Jahr in die Atmosphäre, doppelt so viel wie die Deutschen. Doch damit nicht genug: Die USA geben das schlechte Vorbild einer Wirtschaft, die nur auf quantitatives Wachstum schielt, und beeinflussen internationale Verhandlungen über den Klimaschutz ganz enorm.
Das wird sich nun als fatal erweisen. Denn US-Präsident George W. Bush sieht sein Versprechen, Schadstoffe zu reduzieren, nur als Versprecher an. Und die Energiekrise in Kalifornien deutet er nicht als Auftrag, Strom einzusparen, sondern als Anzeichen, dass es zu wenig heimische Energie gebe – was selbst der wirtschaftsfreundliche Economist als „Bullshit“ bezeichnet. Energiepolitisch marschieren die USA in die industrielle Steinzeit, in der Schornsteine für den Wohlstand qualmen mussten. Die Zeiten der „Negawatts“, als die Kraftwerke am Stromsparen verdienten, sind wohl vorbei.
Klimaschutz also ohne die USA? Dafür dürften die Amerikaner bei den anstehenden Verhandlungen die Details zum Kioto-Protokoll nicht blockieren, sondern müssten sie einfach passieren lassen. Das Protokoll träte in Kraft, würde die Unterzeichner binden, aber nicht die USA. Zu Deutsch: Der größte Verschmutzer könnte weitermachen wie bisher, die anderen müssten sich anstrengen.
Viel geholfen wäre dem Klima damit nicht. Natürlich könnte der Rest der Welt dann die USA als Umweltfrevler an den Pranger stellen und hoffen, dass sich das grüne Gewissen der Amerikaner regt. Doch solche Appelle waren den USA auch bisher herzlich egal: Ein Land, dessen öffentliches und privates Leben von billiger Energie abhängt, wird sich so nicht das Heizen und Autofahren vermiesen lassen. Bleiben die USA bei ihrer Haltung, ist es mit dem ohnehin schwachen weltweiten Klimaschutz vorbei. Die Zeche für diese Ignoranz werden überall Millionen von armen Menschen zahlen. Auch Florida wird dann unter Wasser stehen. Aber das ist kein Trost. BERNHARD PÖTTER
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