OHB-STIFTUNGSPROFESSUR: "Das klang erpresserisch"
Der Sozialarbeit-Emeritus Rudolph Bauer warnt vor einer Aufweichung der Zivilklausel der Universität. Die sei Ausdruck der Forschungsfreiheit.
taz: Herr Bauer, Sie sind seit 2002 im Ruhestand. Gestern haben Sie im Akademischen Senat interveniert. Weshalb?
Rudolph Bauer: Ich bin seit der Gründung der Universität aktiv und mache mir Sorgen um ihre Entwicklung. Deshalb habe ich mich gestern im Akademischen Senat zu Wort gemeldet. Viel wichtiger fand ich aber, dass sich auch viele Studierende zu Wort gemeldet haben.
Die Studierenden haben sich durch die Offensive des OHB-Chefs Marco Fuchs provoziert gefühlt. Sie auch?
Die Position von Herrn Fuchs - die Bremer Uni ändert ihre Zivilklausel oder er zieht die Zusage für seine Raumfahrt-Stiftungsprofessur zurück - klingt ein wenig erpresserisch und undiplomatisch. Damit hat er sich keinen Gefallen getan.
Die Dekane wollen ihm dennoch folgen.
Die Dekane wollen die seit 1983 bestehende Klausel nicht abschaffen, aber überarbeiten. Was da intendiert ist, führt zu einer Entkernung. Man will den Schein bewahren, aber das was dahinter steht, wäre sehr anders.
Was sollte die Uni tun?
Die Uni müsste auf die Klausel bestehen. Wenn Herr Fuchs dann seine Zusage zurückzieht, dann kann das nur respektiert werden.
Viele ihrer ehemaligen Kollegen würden sehr bedauern, dass der Uni dann hohe Summen entgehen.
Solche Kooperationen werden immer mit der Unterfinanzierung der Hochschulen begründet. An diesem Argument kommt man auch nicht vorbei. Der Staat wird seiner Verpflichtung nicht gerecht. Er muss die materiellen Voraussetzungen für freie Forschung schaffen. Geschieht dies nicht, versuchen die Unis eben, sich von der Wirtschaft alimentieren zu lassen.
Mitglieder des Akademischen Senats haben die Zivilklausel als Einschränkung der Forschungsfreiheit gewertet. Können Sie das nachvollziehen?
Klassisch war die Freiheit der Forschung als Freiheit vor staatlichen Eingriffen gedacht. Jetzt gibt es auch Versuche der Eingriffe aus der Wirtschaft. Die Klausel hingegen schränkt die Freiheit nicht ein. Sie unterstreicht den Friedensauftrag der Uni. Dass sie selbst entscheidet, worüber geforscht und worüber nicht geforscht werden soll, ist ein Ausdruck ihrer Freiheit.
Was glauben Sie, wie die Debatte ausgeht?
Ich glaube, dass die Uni an der Substanz der Klausel festhält.
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