OECD-Bildungsvergleich: Luft nach oben
Im Bildungsvergleich der OECD steht Deutschland mit seinem beruflichen Bildungssystem gut da. Es bleiben aber Gerechtigkeitslücken.
Das zeigt der am Donnerstag veröffentlichte Bericht der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Vor einem Jahr flossen noch 4,4 Prozent des BIP in Bildung.
Der Rückgang erklärt sich vor allem mit den sprudelnden Einnahmen, die aber nur teilweise an die Bildungseinrichtungen weitergegeben wurden. Im Bereich der Schulen hat Deutschland die Ausgaben zwischen 2008 und 2013 durchaus erhöht und zwar trotz sinkender Schülerzahlen.
Die Hochschulen sind allerdings nicht in gleicher Weise bedacht worden. Hier sind die Studierendenzahlen stark gestiegen – um fast 30 Prozent –, die Ausgaben jedoch nur mäßig, so dass pro Studierendem heute zehn Prozent weniger zur Verfügung stehen als 2008. „Die Ausgaben pro Studierendem sanken dabei in vergleichbarem Umfang wie in Spanien während der Finanzkrise“, so der Direktor für Bildung bei der OECD Andreas Schleicher.
Gute wirtschaftliche Lage
Einmal jährlich trägt die OECD die Bildungindikatoren ihrer Mitgliedsländer zusammen und legt sie in dem 640-Seiten starken Bericht „Bildung auf einen Blick“ übereinander. Wie auch in den Vorjahren schneidet Deutschland im Bereich der beruflichen Bildung gut ab, bekommt aber schlechte Noten in den Disziplinen Gerechtigkeit und Bildungsaufstieg.
Nur knapp neun Prozent der 15- bis 29-jährigen haben weder einen Job noch eine Ausbildung – nur in Island und den Niederlanden ist der Anteil geringer, in Spanien oder Griechenland jedoch bedeutend höher. Das ist ein Hinweis darauf, dass nicht nur das oft gelobte Berufsbildungssystem, sondern auch die gute wirtschaftliche Lage entscheidend dazu beitragen, die Jugendarbeitslosigkeit gering zu halten.
Auch in Deutschland spiegelt sich der internationale Trend zu Hochschul- oder vergleichbaren Abschlüssen wider. So nimmt inzwischen mehr als jeder Zweite ein Studium im sogenannten tertiären Bereich auf – darunter fallen auch die Meisterausbildung oder berufliche Zusatzqualifierungen. Dieser Anteil liegt inzwischen nur noch leicht unter dem OECD-Durchschnittswert von 61 Prozent.
Ungleiche Chancen
Allerdings sind die Chancen ungleich verteilt: Unter den 13 Prozent gering Qualifizierten, ein Anteil der in allen Generationen relativ stabil ist, sind überproportional häufig Menschen mit Migrationshintergrund. Was erklärbar ist mit dem geringen Bildungsstand, den viele der Gastarbeiter mitbrachten, die in den 60er- und 70er-Jahren nach Deutschland kamen. Doch der Bildungsaufstieg gelingt ihren Kindern und Enkeln nur mühsam: So hat fast die Hälfte der 25- bis 44-jährigen, deren Eltern keinen Berufsabschluss haben, wiederum keinen Abschluss – nur sieben Prozent schaffen es bis zum Abschluss auf Hochschulniveau.
Zum Vergleich: Wenn beide Eltern niedrigqualifiziert, aber in Deutschland geboren sind, verbleiben nur 15 Prozent der Mitzwanziger bis Mitvierziger auf dem gleichen Bildungslevel – jeder fünfte hat einen Abschluss auf Hochschulniveau. Eine vergleichbare Mobilität bekommt Kanada auch für die Menschen mit Zuwanderungshintergrund hin.
Größer als in anderen Ländern sind in Deutschland nach wie vor die Geschlechterunterschiede in Ingenieurwissenschaftlichen und technischen Fächern. Auf vier Studenten im Bereich Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen kommt eine Studentin. Im OECD-Vergleich beträgt das Verhältnis 3:1. Gerade das Studium solcher Fächer zahlt sich später aus: Wer Informatik oder Ingenieurwissenschaften, Mathematik oder Bauwesen studiert hat, verdient im Beruf wesentlich mehr als jemand, der einen Abschluss in der Fachrichtung Gesundheit oder soziale Dienst hat.
Hier schlägt das Geschlechterpendel in der Ausbildung und später im Beruf traditionell zur anderen Seite aus – was ein Grund dafür sein dürfte, dass die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen im Alter von 35 bis 44 Jahren in Deutschland wesentlich größer sind als in anderen OECD-Ländern: Vollzeiterwerbstätige Frauen mit einem Tertiärabschluss verdienen 34 Prozent weniger als Männer. (OECD-Durchschnitt 26 Prozent).
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