: Null-Kultur in Harburg
■ Rieckhof und Bürgerhaus Wilhelmsburg werden die Zuwendungen gekürzt
Verschlossene Türen werden die jährlich rund 100.000 BesucherInnen des Harburger Rieckhofs in einem guten halben Jahr vorfinden, wenn bis dahin nicht die Finanzierung des Kulturzentrums gesichert ist: „Wir gehen mit unserem Angebot komplett auf Null“, drohte Geschäftsführer Jörn Hansen gestern an. Der Grund: Der Rieckhof muß im Haushaltsjahr 1996 mit erheblichen Zuwendungskürzungen rechnen.
Um mehr als 100.000 Mark soll der Etat gegenüber 1994 schrumpfen. Im städtischen Haushalt wird an allen Ecken und Enden gespart, und da soll Stadtteilkultur natürlich nicht vom Rotstift verschont bleiben. „Natürlich darf der Erhalt des Zentrums nicht gefährdet werden, aber vielleicht müssen das Programmangebot und die Personalausgaben verringert werden“, sieht Bernhard Hellriegel, Verwaltungsdezernent im Bezirk Harburg, einen Ausweg aus der Misere.
„Nicht mit uns“, kontert Hansen. Miete, Betriebs- und Personalkosten seien nicht zu reduzieren. „Wir sind dann gezwungen, dicht zu machen.“
Gleiches befürchtet Axel Trappe, Geschäftsführer des Bürgerhauses Wilhelmsburg, dessen Etat ebenfalls im kommenden Jahr um zehn Prozent gekürzt werden soll. Fazit: „Ein kulturelles Programm wird es im Bürgerhaus nicht mehr geben, es sei denn zu Eintrittspreisen, die in Wilhelmsburg niemand bereit sein wird aufzubringen.“ Dem kulturellen Verfall stehe somit nichts mehr im Wege. Trappe rechnet auch mit Personalentlassungen.
Die Mittel, die im Bürgerhaus und im Rieckhof eingespart werden, sollen zum Teil an das Freizeithaus Kirchdorf-Süd weitergeleitet werden. Dessen Topf in Höhe von 103.000 Mark wurde jüngst von der Stadtentwicklungsbehörde gestrichen. „Unser schmaler Bezirksamtshaushalt erlaubt es nicht, alle drei Einrichtungen aus eigener Tasche zu bestreiten“, klagt Hellriegel. Sein Bezirk werde deshalb jetzt mit den zuständigen Fachbehörden verhandeln, um Nachbesserungen zu erreichen. hh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen