Notunterkünfte in Bremen: Flüchtlinge in der Turnhalle

Weil wieder mehr Menschen nach Deutschland geflohen sind als vorhergesehen und Wohncontainer nicht fertig sind, muss Bremen auf Notunterkünfte zurückgreifen

In Dortmund mussten Flüchtlinge schon vor einem Jahr in Turnhallen leben. Bild: dpa

Auch in Bremen müssen Flüchtlinge in einer Turnhalle untergebracht werden, wie Sozialsenatorin Anja Stahmann (Die Grünen) am Donnerstagabend bekanntgab. „Das ist nur eine Übergangslösung“, sagte sie den Mitgliedern der Sozialdeputation. Der Grund: Die Container für bis zu 60 Menschen, die auf einem Schulgrundstück in der Vahr stehen sollen, seien anders als geplant zum November nicht bezugsfertig.

Eigentlich hatte die rot-grüne Landesregierung stets davon gesprochen, anders als andere Kommunen Flüchtlinge weder in Zelten noch in Turnhallen einquartieren zu wollen. Doch wegen der stetig steigenden Zahl von Menschen, die vor Krieg und Armut nach Deutschland fliehen, ginge es jetzt nicht anders, so Stahmann. Im Oktober seien 130 Flüchtlinge dem Land Bremen zugewiesen worden, etwa ein Prozent aller derjenigen, die in Deutschland um Asyl bitten.

Vor allem aus Syrien habe sich die Zahl der Flüchtlinge im Oktober erhöht, sagte Stahmanns Mitarbeiter Karl Bronke. Damit werde die Prognose für 2013 wohl übertroffen. Statt mit 1.000 rechne man jetzt mit 1.200 Menschen. Das bedeutet, dass Bremen noch mehr Heimplätze braucht als geplant. Bereits jetzt reichen die Betten in Flüchtlingsheimen nicht aus, sie sind überbelegt (die taz berichtete).

Zudem wird sich die Fertigstellung von Mobilbauten in Vegesack, Hemelingen und Walle mit Platz für insgesamt 320 Personen um jeweils zwei Monate verzögern, wie Stahmann sagte. Bisher waren sechs Monate Bauzeit veranschlagt. Im Unterschied zu den Containern sollen die Mobilbauten gut heizbar sein, und die Sanitäranlagen befinden sich in den Häusern.

Der Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten führt auch dazu, dass die Zentrale Aufnahmestelle (Zast) in Habenhausen – in der alle Neuankömmlinge zunächst leben müssen – so überbelegt ist, dass Flüchtlinge dort auch auf den Fluren schlafen müssen, wie Sozialsenatorin Stahmann den Deputierten sagte. „Die Zast ist unvertretbar überbelegt“, sagte ihr Abteilungsleiter Karl Bronke. Ausgelegt ist sie für 160 Personen, derzeit leben rund 290 dort.

Für kurzfristige Entlastung sorgen soll, dass die Jugendherberge zehn Sechsbett-Zimmer zur Verfügung stellt. Weitere 130 Not-Plätze wird es in Gebäuden in Gröpelingen und Osterholz geben. In zwei Wochen soll der Beirat Horn abstimmen, ob in der Berckstraße Container für 60 Menschen aufgestellt werden. Immerhin seien im Oktober 50 Menschen in Wohnungen umgezogen, so Bronke.

In jedem Wohnheim gebe es mittlerweile eine Ansprechpartnerin, die sich um Wohnungen für die Flüchtlinge bemühe. Schließlich, so versicherte Senatorin Stahmann den Deputierten, sei es nach wie vor das erklärte Ziel, dass Flüchtlinge in normalen Wohnungen leben können wie andere auch.

Ihr Mitarbeiter Bronke sagte aber auch, dass das Betreuungsangebot verbessert werden müsse. Dies betreffe sowohl die Spielkreise für kleine Kinder als auch das Schulangebot für die größeren. „Es soll Integration vom ersten Tag an geben.“

Die Deputierten kritisierten am Donnerstag vor allem die Lage der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in der Zast. „Ich habe einen jungen Mann getroffen, der sagte, er lebe seit einem halben Jahr mit drei, vier anderen auf zwölf Quadratmetern“, sagte Cindi Tuncel von der Fraktion der Linken.

Er habe in dieser Zeit nicht zur Schule gehen können. Tuncel hatte, genauso wie Abgeordnete von SPD und CDU, gehört, dass andere Jugendliche immer noch keine Lunchpakete mit in die Schule bekämen und wegen der eingeschränkten Kantinenzeit morgens vor der Schule nicht frühstücken könnten.

Wie viele Plätze derzeit zur Verfügung stehen und wie viele gebraucht werden, kann die Sozialsenatorin am Dienstag sagen.

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