piwik no script img

Notprogramm nach Chemieexplosion

In Italien bei Massa Carrara 15 km Küste gesperrt / Notfallpläne für verseuchte Flüsse  ■  Aus Rom Werner Raith

Der italienische Umweltschutzminister hat drei Tage nach der Explosion im Chemiewerk Farmoplant für den gesamten Strand der Umgebung ein Badeverbot erlassen. Damit sind jetzt 15 Kilometer Küste vor den Städten Massa und Carrara gesperrt. Ursprünglich bezog sich das Verbot auf eine Strecke von nur einem Kilometer. Gleichzeitig sollen in den angrenzenden Provinzen Notfallpläne zum Schutz der Flüsse ausgearbeitet werden. Nach amtlichen Angaben ist die Wasservergiftung möglicherweise nicht nur auf den niedergehenden Staub des Pestizids Rogor, sondern auch auf den Bruch einer Trennwanne zurückzuführen, in der auf dem Fabrikgelände das zum Löschen verwendete Wasser gesammelt wurde. Die Betreiber Farmoplants behaupten noch immer, daß die entwichene Wolke mit dem Pflanzengift in keiner Weise menschengefährdend sei.

Die italienische Regierung hat inzwischen verfügt, daß die gesamte Anlage nun doch, wie es ein Volksentscheid im vorigen Oktober gefordert hatte, endgültig stillgelegt wird; der Zivilschutzminister hatte nach dem Unfall zunächst nur eine Arbeitspause von sechs Monaten vorgeschlagen. Vorangegangen war der Entscheidung eine Reihe wilder Auseinandersetzungen in Massa. Als bekannt wurde, daß es in der Skandalfirma bisher nicht weniger als 40 größtenteils vertuschte Zwischenfälle gegeben hat, blockierten aufgebrachte Bürger stundenlang das Rathaus. Um die drei dort festgesetzten Politiker samt Gefolge wieder nach Rom geleiten zu können, setzte die Polizei schließlich Tränengas ein. Der Leiter des örtlichen Tourismusbüros sagte am Dienstag, mindestens 20.000 Touristen hätten ihre Zelte in Massa abgebrochen und andere ihre Buchungen annulliert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen