Nordderby in der 2. Fußball-Bundesliga: Fehler am richtigen Platz

Der FC St. Pauli gewinnt das Verfolgerduell gegen Eintracht Braunschweig mit 1:0. Matchwinner sind ein müder Holländer und der Rasen.

St. Pauli-Stürmer John Verhoek klatscht nach seinem Tor mit Enis Alushi ab, Daniel Buballa steht daneben und lacht.

Durfte endlich auch mal Kiezheld sein: St. Paulis Siegtorschütze John Verhoek (rechts) Foto: Lukas Schulze/dpa

HAMBURG taz | John Verhoek, wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Auf jeden Fall beim Rasen“. Der hatte ihm und seinem Team kurz zuvor das Tor des Tages beschert. Zehn Minuten vor Ende der Partie hatte Verhoek einfach mal abgezogen aus gut 20 Metern, weil „er keine Kraft mehr hatte“, noch weiter in Richtung des gegnerischen Tors zu marschieren.

Es war sein erster Torschuss und kein besonders platzierter dazu. Doch kurz vor dem Braunschweiger Keeper Rafal Gikiewicz tippte der Ball noch einmal auf dem vom Winter gezeichneten Rest-Rasen auf, änderte abrupt seine Richtung, sprang Gikiewicz statt in die fangbereiten Arme gegen die Schulter und von da ins Netz.

Das Tor bedeutete den Sieg in einem hart umkämpften, aber chancenarmen Duell der beiden Verfolger des Zweitliga-Spitzentrios, das derzeit im Gleichschritt in Richtung Bundesliga marschiert. „Ich werde mich nicht gegen solche Siege wehren“, antwortete St. Paulis Sportchef Thomas Meggle auf die Frage, ob der Sieg nun glücklich oder verdient gewesen sei.

Braunschweig ist damit wohl aus dem Aufstiegsrennen

Während die Spieler des FC. St. Pauli am Dienstagabend noch lange nach dem Abpfiff zusammen mit den meisten der 29.251 Zuschauer den Sieg feierten, schlichen die Braunschweiger Spieler wie geprügelte Hunde vom Platz. „Ein Platzfehler hat uns geschlagen“, ärgerte sich Ken Reichel, während sein Teamkollege Mirko Boland laut schimpfend und fluchend den Platz verließ. Mit der Niederlage hat sich Braunschweig aus dem Aufstiegsrennen wohl endgültig verabschiedet, während St. Pauli als Tabellenvierter an der Spitzengruppe dranbleibt.

Vor der Partie hatte alles nach einem 0:0 ausgesehen. Beide Abwehrreihen hatten zuvor schon ein Dutzend mal, und damit in mehr als der Hälfte der Spiele, kein Gegentor kassiert. Der geteilte Ligarekord und damit die Doppelnull-Nummer schien auch während des Spiels selten in Gefahr. Ein paar wenige Male kamen die Sturmreihen beider Teams zum Abschluss und schossen dabei so unpräzise, dass es kaum reichte, um die gegnerischen Torhüter auf Betriebstemperatur zu halten. Besonders auffällig in der Disziplin Chancen versieben war auch diesmal der Braunschweiger Domi Kumbela, nur ein Schatten seiner selbst. Kumbela stand zwar stets richtig, machte dann aber genauso stetig alles falsch.

Auf der anderen Seite agierte Verhoek zwar lange Zeit glücklos, bot aber eine kämpferisch ansprechende Partie und legte für Lennart Thy noch in der ersten Halbzeit gekonnt die beste Chance der Hausherren auf. Verhoek, der, so Meggle „in der Hinrunde extrem gelitten“ hatte, weil ihm einfach alles misslang und er kein einziges Mal traf, hat sich das Glück zurückerkämpft.

St. Pauli steht schon wieder vor einem Umbruch

Schon am Wochenende war ihm in Duisbug ein etwas kurioser Treffer gelungen, am Donnerstagabend nun wurde das erste Mal in der Saison zum Matchwinner. „Ich wusste gar nicht mehr wie sich das anfühlt“, gab der strahlende Holländer zu Protokoll, der die Hamburger nach der Saison in Richtung Heidenheim verlässt.

Neben Verhoek und Thy sind auch Seastian Maier und Enis Alushi auf dem Absprung. Auch Marc Rzatkowski wird nachgesagt, er flirte mit einigen Erstligisten, zu denen auch Werder Bremen gehören soll. Unklar aber ist, ob diese seine Zuneigung erwidern. Mit Christopher Buchtmann hingegen scheint sich Sportchef Meggle einig zu sein – die vertragsverlängerung dürfte noch im März verkündet werden.

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