Nominierungsparteitag in Gefahr: "Gustav" stiehlt McCain die Show
Der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner muss seinen Nominierungsparteitag wegen des Hurrikans umstellen. Präsident Bush soll erst mal fernbleiben.
Dahin ist die Hoffnung auf strahlende Fernsehbilder beim Nominierungsparteitag der Republikaner in Minneapolis. Hurrikan "Gustav" droht das Jubelereignis, bei dem der konservative US-Präsidentschaftskandidat John McCain offiziell nominiert werden soll, gründlich zu verhageln. Nach Auskunft der Parteileitung sind die Organisatoren in Minneapolis dabei, das Programm des Parteitags umzustellen. Es wäre "unsensibel, den Parteitag abzuhalten, wenn Menschen an der Golfküste leiden", sagte McCain.
Zu deutlich hat die Nation in Erinnerung, wie die mangelnden Hilfsmaßnahmen nach dem Hurrikan "Katrina" vor drei Jahren aufgrund des Desinteresses und der Unfähigkeit der Regierung von Präsident George W. Bush hunderten von Menschen das Leben kosteten. Sowohl McCain als auch seine frisch ernannte Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin hatten angekündigt, am Sonntag in die Krisenregion reisen zu wollen und sich in Jackson, im US-Bundesstaat Mississippi, über die Vorbereitungen auf den Hurrikan informieren zu lassen. Die gefährdeten Menschen in der Region seien in seinen Gedanken und Gebeten, sagte McCain.
Auch sein Konkurrent, der demokratische Spitzenkandidat Barack Obama, erwägt einen Besuch in den gefährdeten Gebieten. In einem Interview mit dem Sender CBS gab Obama zugleich zu bedenken, dass seine Visite die lebenswichtigen Hurrikan-Vorbereitungen auch stören könnte.
US-Präsident Bush wird wegen "Gustav" wahrscheinlich nicht wie angekündigt am heutigen Montag zum Parteitag der Republikaner reisen. Das teilte das Weiße Haus mit. "Wir arbeiten an anderen Möglichkeiten." Zuvor hatte auch McCain die Verschiebung des Treffens mit Bush wegen des Wirbelturms nicht ausgeschlossen.
Eine Änderung des Parteitagsprogramms bei den Republikanern ist schon deshalb wahrscheinlich, weil die Gouverneure der auf "Gustavs" Kurs liegenden Staaten nicht wie geplant teilnehmen werden. Möglich sei, zitierten US-Medien hochrangige Parteifunktionäre, dass ein Teil des Parteitags in eine Geldspenden-Sammelaktion zugunsten von Hurrikan-Opfern umgewandelt werde.
ADRIENNE WOLTERSDORF
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