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Noch nicht über den Berg

■ Krankenhauszahl sinkt. Kassen und Behörde streiten weiter

In Hamburg werden in den kommenden Jahren weitere Krankenhäuser geschlossen. Genaue Zahlen wollte Professor Fokko ter Haseborg, seit Anfang des Jahres Vorsitzender der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), nicht nennen. Er zitierte aber seinen Amtsvorgänger und jetzigen Vize, Heinz Lohmann. Der hatte vor einigen Jahren aufgrund einer ökonomische Analyse prognostiziert, dass von den damals 43 Hamburger Krankenhäusern nur die 20 Größten überleben würden. Denn die erbrächten schon jetzt 90 Prozent aller Krankenhausleistungen in Hamburg. Fusionsverhandlungen werden zur Zeit zwischen den Krankenhäusern Bethanien, Elim, Jerusalem und dem Diakoniekrankenhaus Alteneichen sowie zwischen dem Allgmeinen Krankenhaus Harburg und dem Krankenhaus Mariahilf geführt.

Das leistungsbezogene Entgeltsystem, das 2003 eingeführt werden soll, „bedeutet für Hamburgs Kliniklandschaft weitreichende Veränderungen“, versichert ter Haseborg. Er sieht Chancen für einen „offenen und fairen Wettbewerb“, aber auch das Risiko eines fortgesetzen Budgetzwanges: „Der wird Auswirkungen für Patienten und Beschäftigte haben.“

Immer weniger Personal muss immer mehr Kranke betreuen. Etwa 3000 Arbeitsplätze wurden in den vergangenen Jahren bereits abgebaut. „Das war in erster Linie in der Verwaltung, nun wird es auch das medizinische Personal treffen“, kündigte Lohmann an. Damit das nicht zu Lasten der Patienten gehe, müsse man weiter optimieren.

Dieses Problem behandelt auch der Krankenhausplan, den eine Lenkungsgruppe mit Vertretern von Krankenkassen, Gesundheitsbehörde und HKG erarbeiten soll. Weil die Behörde den Plan um zwei Jahre verschieben will, hatte es am Dienstag Streit zwischen Behörde und Kassen gegeben (taz hamburg berichtete). „Alles ein Missverständnis“, sagt Stefan Marks, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Die Kassen seien an den Verhandlungstisch zurückgekehrt, weil man ihnen klar gemacht hätte, dass eine solche Verschiebung nicht eigenmächtig beschlossen wurde, sondern nur diskutiert werden sollte. Das sehen die Krankenkassen völlig anders: „Es besteht kein Konsens. Es ist zwar wahr, dass wir an dem nächsten Gespräch der Lenkungsgruppe teilnehmen, aber wir werden sehen, ob eine weitere Arbeit möglich ist“, sagt Vera Kahnert, Sprecherin der Ersatzkassenverbände.

Und: „Wir fordern weiterhin Planungssicherheit. Für eine Verschiebung des Zeitplans muss die Behörde schon verdammt gute Argumente haben“. Die Kassen wehren sich außerdem gegen die „Unterstellung“ der Behörde, sie würden mutwillig Missverständnisse kreieren, um aus der Verantwortung aussteigen zu können.

Sandra Wilsdorf

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