KURZKRITIK VON JAN ZIER : Nobles Gäste-Buch
Es ist ein üppiger Bildband für die daheim Gebliebenen, für all jene, die nur nun gerade nicht sehen, ihrem Besuch nicht zeigen können, was hier so hängt. Und es ist Werbung, für die Kunsthalle, aber auch für jene 22 Museen, die jetzt zwei Jahre lang Werke aus der hiesigen Kunsthalle beherbergen dürfen, solange dort umgebaut wird. Und es ist eine Dokumentation dessen, was die Welt schon das „Bremer Modell“ nannte: die Langzeit-Leihgabe und damit Aufsplittung einer Sammlung. Üblich ist sonst meist eine Tournee des großen Ganzen, so wie gerade beim Münchner Lenbachhaus, das bis 2012 generalsaniert wird.
Auf fast 250 Seiten werden in dem jetzt erschienenen Buch „Noble Gäste“ nicht nur fast alle ausgeliehenen Exponate meist großformatig und farbig wiedergegeben – es sind rund 200 aus einem Inventar aus 1.600 Kunstwerken und 200.000 Arbeiten auf Papier. Auch darf jeder der 22 Leihnehmer sein Haus darstellen und sagen, was er gerne aus Bremen haben wollte und warum. Bei der Münchner Alten Pinakothek etwa war es Masolios „Madonna mit Kind“ – nicht nur, weil das nie wieder auszuleihen sein wird, sondern weil sie auch einschlägigen eigenen Bestand vorzuweisen haben. Und im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern werden sie jetzt sogar eine Mini-Retrospektive von Max Slevogt veranstalten. Und so ist ist der Katalog auch eine Anleitung für Kunstreisende. Jan Zier
Hachmannedition, 33 Euro