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Archiv-Artikel

Nobelpreisträger gesucht

Der Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht“ wird 40

Als Bundessieger Physik gewann Andreas von Bechtolsheim 1974 bei „Jugend forscht“. Damals war er 18 Jahre alt. Inzwischen ist er als Mitgründer der kalifornischen Computerschmiede Sun Microsystems Milliardär.

Seit 40 Jahren gibt es „Jugend forscht“ und von Bechtolsheim hat die steilste Karriere unter den Gewinnern des wissenschaftlichen Nachwuchs-Wettbewerbs vorzuweisen. Das Finale des Bundeswettbewerbs 2005 findet vom 26. bis 29. Mai in Dortmund statt. Nach Abschluss der Regional- und Landeswettbewerbe stellen 218 Jungforscher ihre Projekte vor. Mit seinem Aufruf zur Suche nach den „Forschern von morgen“ leitete „Stern“-Chef Henri Nannen 1965 die Erfolgsgeschichte des bekanntesten deutschen Talentwettbewerbs ein. Inspiriert war Nannen von dem amerikanischen Vorbild der „Science Fairs“. Nannens Idee war auch ein Reflex auf die Kritik am Bildungssystem der 60er Jahre, als das Wort vom „Bildungs-Notstand“ Karriere machte.

Der Wettbewerb stieß in der deutschen Industrie auf Wohlwollen und Unterstützung. Heute fördern rund 140 teilweise namhafte Unternehmen „Jugend forscht“. In Nordrhein-Westfalen etwa hat sich die Bayer AG des Landeswettbewerbs angenommen. Der Bundespräsident ist seit 1977 Schirmherr des Bundes-Wettbewerbs.

244 Mädchen und Jungen beteiligten sich an der ersten Runde von „Jugend forscht“ 1965/66. Damals überzeugte einer der Gewinner mit einem selbst gebauten Computer. In diesem Jahr präsentierten während des Wettbewerbs fast 9000 Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsergebnisse unter dem Motto „Der nächste Level“. 218 junge Wissenschaftler haben sich mit 120 Projekten für das Bundesfinale vom 26. bis 29. Mai in Dortmund qualifiziert.

Florian Kotzur und Stefan Krumpen aus Bad Münstereifel haben ein Jahr lang an photonischen Kristallen geforscht. „Viel wichtiger als das Forschen ist das Treffen von Gleichgesinnten“, meint Florian, der schon das dritte Mal am Wettbewerb teilnimmt. „Wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören“, sagt der 16-jährige Schüler.

Die Forschungsfragen haben sich gewandelt. 1969 – während sich die Supermächte ein Wettrennen im Weltall lieferten - machte ein Raketenmodell das Rennen. Im Jahr 2005 wird das Handy zum Messinstrument bei Physik-Versuchen umfunktioniert. Und im Laufe der vier Jahrzehnte haben immer mehr Mädchen den Spaß an der Wissenschaft entdeckt. Ihr Anteil stieg von acht auf heute fast 40 Prozent.

Die Jugendlichen forschen in den Kategorien Biologie, Chemie, Mathematik/Informatik, Physik, Technik, Geo/Raumwissenschaften und Arbeitswelt. Mehr als 2000 Experten aus Wirtschaft und Lehre bewerten heute in zwei Alters-Sparten die Ergebnisse unter anderem nach Kreativität, Exaktheit der Untersuchungen und Originalität. In diesem Jahr etwa wird ein Klebstoff aus Knoblauch präsentiert.

Ein Erfolg bei „Jugend forscht“ war für viele Jungforscher der Startschuss für eine wissenschaftliche Karriere. Allerdings wartet „Jugend forscht“ noch immer auf einen Nobelpreisträger. Vielleicht schafft es einer der diesjährigen Jungforscher. KIRSTEN NÄHLE