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Nils Schuhmacher Hamburger SoundtrackEin Haufen ganz okayer Lügen

Olivier Libaux drückte es in einem Interview einmal so aus: „Ich weiß, dass es einige Leute gibt, die Nouvelle Vague nicht mögen. Und die schreien sehr laut. Andererseits weiß ich, dass viele Leute Nouvelle Vague okay finden.“ Nun gilt „okay“ in der Regel nicht als höchste Form der Zuneigung. Man wundert sich, dass das einer Band (1. 10., Mojo Club) genügen soll, die immerhin dafür gesorgt hat, dass Meilensteine der Punk- und New-Wave-Musik einen Zweitwohnsitz in den Hotellobbys dieser Welt erhielten. Aber ob nun Understatement oder nicht: Das Bemerkenswerte ist ja, dass ihre Coverversionen nicht nur Abwehr oder Akzeptanz erzeugen, sondern auch Pointen, die Libaux aber egal sind.

So zum Beispiel „Making Plans for Nigel“. Der Song der britischen XTC – „nicht unterschätzt, aber erfolglos“ (Rolling Stone) – wurde eine Zeitlang auf der Webseite des Telefondienstes der Air France präsentiert. In ihm heißt es unter anderem: „We’re only making plans for Nigel, we only want what’s best for him”, „Nigel just needs this helping hand” und: „Nigel is happy in his work”.

Wenn mit der menschlichen Wahrnehmung alles „okay“ ist, müssten so viele Lügen auf einem Haufen eigentlich dafür sorgen, dass Air France zusammenfällt und der Kapitalismus gleich mit. Aber so viel Einfluss haben Nouvelle Vague dann eben doch auch wieder nicht.

Etwas anders soll es um Simbiatu Ajikawo bestellt sein. Die Britin entfaltet unter den Namen Little Simz (1. 10., Uebel & Gefahrlich), ein „Rap Experimental“ (Eigeneinschätzung), in dem Spuren von Grime, Dub­step, Jazz, Soul und R ’n’ B enthalten sind. Vor allem ihre dringliche Art zu rappen hat ihr spätestens mit dem neuen Album „Grey Area“ den Ruf eingebracht, eine Art Stimme ihrer Generation zu sein.

Diese starrt aktuell auf den Brexit-Abgrund, hat aber auch noch weitere Gründe, wütende, anklagende, kämpferische Lieder zu schreiben, die Nouvelle Vague später dann covern können. Ajikawo hat dafür jüngst zwar einige Auszeichnungen erhalten, dieses Etikett aber glücklicherweise ausgeschlagen (und BA hat sich auch noch nicht ins Spiel gebracht).

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