Nigeria – Bosnien-Herzegowina (Gruppe F): Kraft setzt sich durch

Dank des 1:0-Sieges gegen Bosnien-Herzegowina hat Nigeria weiterhin Chancen aufs Achtelfinale. Die Jungs vom Balkan müssen heimfahren.

Kenneth Omeruo (r.) kämpft weiter um den Einzug in die nächste Runde, Edin Dzeko nicht mehr Bild: ap

Die Startbedingungen: Für die bosnische Nationalmannschaft geht es nach dem 1:2 gegen Argentinien bei dieser WM weiter darum, auszuloten, wie weit es die vielleicht einzige goldene Fußballgeneration, die das Land jemals hervorbringen wird, bei dem Turnier schaffen kann. Für Nigeria, das nach dem 0:0 gegen den Iran heftig kritisiert worden ist, geht es bei jedem Spiel auch ums Große und Ganze, solange es in dem Land Menschen gibt, die Glauben, Fußball sei Sünde. Um den Achtelfinaleinzug geht es für beide Teams sowieso.

Das Spiel: Die ersten 20 Minuten gehören den Männern vom Balkan. Die verdiente Führung verwehren ihnen indes der Schiedsrichter Peter O'Leary aus Neuseeland und sein Assistent. Die beiden sehen Edin Dzeko im Abseits als er den Ball in der 21. Minute ins Tor schießt. Es war aber kein Abseits und schon flammt die Diskussion darüber wieder auf, ob man Schiedsrichter aus Ländern, in denen nicht mindestens vier europäische Champions-League-Teilnehmer kicken, für die WM buchen sollte.

Die Bosnier spielen nach dem Nicht-Tor-Tor weiter ansehnlich nach vorne und scheinen läuferisch überlegen. Dass Nigerias Mannschaft ihren ersten sehenswerten Angriff mit einem Tor abschließt – Peter Odemwinge trifft in der 29. Minute nach sehenswerter Vorbereitung durch Emenike – verkraften die Burschen von Trainer Safed Susic kaum. Ihr 4-2-3-1-Spiel verliert die Ordnung und stirbt. Pause.

Die Bosnier tragen den Ball oft und sicher, aber viel zu langsam nach vorne. Die Nigerianer formieren dagegen die bei dieser WM so erfolgreiche Fünfer-Abwehrreihe. Nichts zu machen. Bosnien macht das Spiel, Nigeria kontert. Bosnien bleibt zunächst ohne Chance, Nigeria vergibt die Chancen. Allein neunmal muss Bosniens Keeper Begovic halten. Nigeria verdient sich die Führung. Susic stellt Edin Dzeko einen Sturmpartner zur Seite. Wird Ibisevic das Spiel drehen können?

Es sieht nicht so aus. Bosnien führt weiter ein gepflegtes Spiel vor, aber die Durchschlagskraft fehlt. Nach einer Ecke köpft Ibisevic knapp über das Tor. Die robusten Nigerianer sind nicht zu überwinden. Am Ende fliegen viel Bälle hoch in den nigerianischen Strafraum. Einen Kopfball von Dzeko in der Nachspielzeit muss Torhüter Enyeama noch halten. Dann lenkt der nigerianischen Superkeeper eine Schuss von Dzeko an den Pfosten. Nun steht es fest. Bosnien ist ausgeschieden. Nigeria spielt weiter um den Achtelfinaleinzug.

Der entscheidende Moment: Emmanuel Emenike setzt sich vor dem 1:0 mit viel Kraft und ein wenig Gewalt am linken Strafraumrand gegen Bosniens Kapitän Spahic durch. Spahic fällt, Emenike marschiert. Kraft setzt sich durch. Ein Sinnbild für das Spiel.

Der Spieler des Spiels: Vincent Enyeama, seine Last-Second-Parade sichert Nigeria den ersten WM-Sieg seit 1998.

Die Pfeife des Spiels: In die wurde in der 21. Minute einmal zu viel gepustet. Das war kein Abseits, Herr O'Leary.

Die Schlussfolgerung: Der Abgesang auf den afrikanischen Fußball, der in den vergangenen Tagen vielerorts zu vernehmen war, er ist zu früh angestimmt worden.

Und sonst: Vetternwirtschaft. Trainer Susic wechselt 30 Minuten vor dem Ende seinen Neffen Tino Susic ein. Kann der kicken? Klar, dem Onkel hat wohl gefallen, was er von seinem Neffen im Mittelfeld von Hajduk Split gesehen hat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.