Niedersächsischer CDU-Politiker tritt zurück: Sex-Fragen "ohne Hintergedanken"
Nach dem Chat mit einer 15-Jährigen tritt CDU-Politiker Mindermann nun doch zurück. Laut der Mutter des Mädchens soll er auch sexuelle Fragen gestellt haben. Die Fraktionsführung zeigt sich erleichtert.

HAMBURG taz/dpa | Nachdem weitere Details über seinen Facebook-Chat mit einer 15-Jährigen bekannt geworden sind, hat der niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Frank Mindermann am Freitag alle seine politischen Ämter niedergelegt.
Tags zuvor hatte der 43-Jährige angekündigt, bei der Landtagswahl 2013 nicht wieder anzutreten, nachdem der Weser-Kurier über seinen Chatverkehr mit dem Mädchen berichtet hatte. Von "unangemessenen persönlichen Fragen" des Politikers hatte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Jens Nacke, am Donnerstag gesprochen. Die Mutter des Mädchens hatte sich mit einer Dokumentation des Chats an Mindermanns Partei gewandt. Um sexuelle Belästigung sei es in dem Chat aber nicht gegangen, sagte Nacke. Mit seiner Ankündigung, bei der Landtagswahl nicht mehr anzutreten, habe Mindermann bereits "die Konsequenzen gezogen".
Am Freitag wandte sich dann die Mutter des Mädchens an die Medien: In dem Chat, in dem es zunächst um die Möglichkeit eines Praktikums ging, habe der Politiker aus Stuhr bei Bremen ihrer Tochter sehr wohl auch sexuelle Fragen gestellt. Mindermann soll die Minderjährige demnach nicht nur gefragt haben, ob sie gerne Miniröcke und enge Jeans trage, sondern auch berichtet haben, als 31-Jähriger eine 16-jährige Freundin gehabt zu haben. Auch wie ihr erstes Mal gewesen sei, habe der Politiker gefragt. Das werde zu persönlich, soll die Schülerin ihn gebremst haben.
Mindermann selbst gab in seiner Rücktrittserklärung an, den Chat "ohne jeglichen Hintergedanken" geführt zu haben. Seine Äußerungen entsprächen aber "nicht den moralischen Ansprüchen, die ich mir als Abgeordneter gesetzt habe". Bei dem Mädchen und seinen Eltern entschuldigte sich Mindermann in der Erklärung "aufrecht". Zugleich wolle er "an dieser Stelle auch betonen, dass meine Äußerungen keinen strafrechtlich relevanten Charakter hatten".
CDU-Fraktionschef Björn Thümler begrüßte den Rücktritt: Mindermann folge damit auch dem Wunsch der Fraktionsführung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden