: Nichts als Polizei-Repression
■ Sozialarbeit in St. Georg gefährdet / Projekte halten Senator Wrocklages Maßnahmenpapier für das Viertel für Makulatur
Die „Zerschlagungs-Strategie“ der Hamburger Polizei gefährdet die Straßensozialarbeit in St. Georg. Acht Wochen nach den von Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) in einem Maßnahmenpapier angekündigten verschärften Polizeiaktionen im Viertel, hauen St. Georgs SozialarbeiterInnen ihm die Konsequenzen um die Ohren.
Insbesondere niedrigschwellige Angebote für die Drogenszene würden durch die polizeilichen Repressionsmaßnahmen erheblich erschwert, so der Sozialarbeiterverein „Basis Projekt“. Sei es bisher noch möglich gewesen, Kontakte zu den Jugendlichen vor Ort herzustellen, würde jetzt durch die Vertreibungsstrategie der Hamburger Innenbehörde die Arbeit der StraßensozialarbeiterInnen „teilweise unmöglich gemacht“.
Durch Gebietsverbote und Ingewahrsamnahmen könne die medizinische und psychosoziale Versorgung nicht mehr gewährleistet werden. Und auch die Aids-Prävention ist laut „Basis Projekt“ massiv gefährdet.
Die von den sozialen Einrichtungen in St. Georg angebotenen täglichen Überlebenshilfen – Essen, Trinken, Wäsche waschen, Ämtergänge – sowie Übernachtungsstellen können aufgrund der Vertreibungen durch die Polizei „nicht mehr in dem Umfang wie bisher in Anspruch genommen werden“, kritisieren die SozialarbeiterInnen.
Repressalien als Fortsetzung der Sozialpolitik mit anderen Mitteln ist nach Ansicht der Streetworker ein grundsätzlich falscher Ansatz – auch für die minderjährigen Drogenhändler, die sogenannten „Kinderdealer“. „Anstatt die Kinder dem Jugendhilfesystem zuzuführen, werden sie pauschal zu ,Frontdealern' marginalisiert und abgeschoben“, spielt das „Basis Projekt“ auf das Hin- und Hergeschiebe des „Kinderdealer“-Problems zwischen Jugendamt und Drogenreferat an. Eine auf Repressalien beruhende Drogenpolitik „ist nach unserer Auffassung zum Scheitern verurteilt und kontraproduktiv zu unserem Auftrag, jungen Menschen in problematischen Lebenslagen zu helfen.“ Silke Mertins
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