■ Querspalte: Nicht ohne meine Maus
Windows what? Damals in Babel war das Ding abgestürzt. Der High-End-Tower hat wohl dem Sysop nicht gefallen, der damals noch „Gott“ hieß. Danach begann das Elend. Das Programm war hinüber, total ausgestiegen. Kein Mensch verstand noch irgend etwas, sogar gott .com war abgemeldet. Es hatte zum Beispiel auch überhaupt keinen Sinn, in die config.sys einzutragen: „device = c: gott derherr.sys“. Das Betriebssystem meldet nur Fehler zurück. Seit gestern allerdings nicht mehr. Es gibt Windows 95. Man hat es, oder man hat es nicht. Ich gehe jedenfalls nie mehr aus dem Haus ohne meine Maus.
Na gut, man muß es natürlich nicht haben. Aber es kostet ja nicht viel, für die 32 Bit ist es schon fast halb geschenkt. Wer möchte denn mit lausigen 16 Bit rumlaufen? Bei einer Taktrate von 90 in der CPU? Ich jedenfalls nicht. Nein danke. Gehört habe ich neulich, daß es Leute gibt, die wirklich noch mit acht Bit arbeiten. Ist das nicht komisch?
Ist es eben nicht. Das sind wahrscheinlich dieselben Leute, die sich über Bill Gates aufregen. Nie was von Babel gehört? Und den Folgen? „Thank you Bill, we'll open a new Window“, hat neulich die Post geschwärmt, die Telekom heißt, weil wir ein neues Zeitalter haben.
Wer hat da gesagt, das sei gar nicht so neu, das Zeitalter und das Windows 95? Himmel, wann werden die das endlich begreifen, Upgrade gefällig? Natürlich ist das alles nicht neu. Aber absolut niemand hat schließlich etwas Neues gewollt. Kein normaler Mensch versteht seinen Computer. Eben deswegen gibt es Windows. Aber bitte „95“ und nicht etwa „3.11“, verstanden?
Klick mit der Maus auf den Icon, und es geschieht genau das, was dein Computer will. So ist die Welt wieder in Ordnung. Babel war DOS, Babel ist überwunden. Wer jetzt noch fragt, was zum Teufel denn Windows sei, der soll halt in der „.ini“- Datei nachschauen. Oder es bleiben lassen, was ja auch schon in Babel kein schlechter Rat gewesen wäre. Niklaus Halblützel
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