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Nicht nur kaputtes Wasser

■ Wolfgang Morell – Ein Leben auf Film: Das Metropolis zeigt eine Retro des Regisseurs

Mit diesem Erfolg hatte niemand gerechnet. Als im September 1981 der Film Beispiel Elbe – Zerstörung eines Lebensraumes anlief, hatten der Produzent Wolfgang Morell und Heiner Roß vom Metropolis den Nerv der Zeit getroffen. Der Elbe-Film lief im Programm, und zusätzlich meldeten sich ganze Schulklassen für zahlreiche Extra-Vorführungen an. „Der Film bewegte die Menschen“, meint Roß, „und er zeigt, was Filmförderung hätte bewegen können.“

Wolfgang Morell ist tot. Der 45jährige Filmer starb im Oktober an einer schweren Krankheit. Aus diesem Anlaß werden im Metropolis-Kino seine Filme gezeigt.

Den Anfang macht der oben erwähnte Elbe-Film. Erstmals wurde hier das Zusammenspiel aller Faktoren gezeigt, die die Elbgebiete in ein riesiges Industriegebiet verwandeln sollen. Vieles von dem, was Wolfgnag Morells Film vor 16 Jahren noch im Trick darstellen mußte, ist heute bittere Realität.

Auch Projekt Moorburg dokumentiert die Zerstörung eines jahrhundertealten Lebensraums. Entlarvend wird dem Zuschauer vorgeführt, wie skrupellos angeblich vorrangige wirtschaftliche Interessen durchgesetzt werden.

Die Entstehung dieser frühen Filme stand immer im Kontext zu Morells umweltpolitischem Engagement. Am deutlichsten wird dies in seinem letzten Film Im Zeichen des Wassers, eine 80minütige Komposition aus Bildern und Musik. Er verzichtet bewußt auf das kommentierende Wort und verläßt sich auf die Aussagekraft seines „Mediums“– des Wasser. Er selbst nannte seinen Film einen Filmessay. Jedes Segment erzählt eine eigene Geschichte – in der Zusammensetzung entsteht die Komposition, die die Formenvielfalt des Wassers in seinen Kreisläufen visualisiert.

Es ist ein ruhiger Film und wird von der Kritik sogar als meditativ bezeichnet. Es wäre aber verkehrt, daraus den Schluß zu ziehen, Morell habe beschlossen, Politik durch Ästhetik zu ersetzen. Er selbst gibt hierfür selbst die plausibelste Begründung: „Gerade beim Wasser wird immer nur die Seite gezeigt, die schon kaputt ist. Es muß andere Wege geben, und mein Weg ist es, zu definieren, was ich retten will. Dazu gehört, den Menschen dahin zu führen, sich als ein Element der Natur zu begreifen und so seinem zerstörerischen Wirken ihr gegenüber ein Ende zu setzen. mim

Montag, 1. 12., 21.15 Uhr, „Beispiel Elbe – Zerstörung eines Lebensraumes“– Vorführung mit Gästen

Freitag, 5. 12., 19 Uhr, „Projekt Moorburg“

Samstag, 6. 12., 17 Uhr, „Wasserzeichen“

Sonntag, 7. 12. und Montag, 8.12, jeweils 17 Uhr, „Im Zeichen des Wassers“

Montag, 8. 12., 17 Uhr, „Im Zeichen des Wassers“, alle Filme im Metropolis

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