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Nicht hingucken geht nichtTragischer Kreislauf

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Den Tod von Kindern können wir nicht hinnehmen. Aber ein anderer Blick wäre nicht schlecht.Kinderschutz heißt auch Eltern stärken, braucht Zeit und Vertrauen.

W eil die Jugendämter zu spät reagieren, kann wieder kann ein Kind sterben – jederzeit. Das ist die schlagzeilentaugliche Botschaft der Studie, die jetzt die Uni Konstanz vorgelegt hat. Der Grund sei, dass ein beträchtlicher Teil der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) nicht gut arbeite. Das Paradoxe ist nun: Eben diese Botschaft könnte die Lage noch weiter verschärfen.

Den Sozialarbeitern fehlt Ruhe für Routine und Reflexion. Die Politik ändert nach jedem spektakulären Fall unter Druck die Regeln. Und die Medien? Sind auch beteiligt, indem sie über all das berichten.

Der Tod von Kindern ist nicht hinzunehmen. Gäbe es keinen öffentlichen Druck, wäre es um die ASD-Ausstattung noch schlechter bestellt.

Nicht hingucken geht also nicht. Aber ein anderer Blick: Die Lebenslage von Kindern in Armut muss umfassend verbessert werden, statt dass immer nur das Schlimmste verhindert wird. Das Jugendamt darf nicht den Ruf einer Armutspolizei haben. Und Kinderschutz heißt auch, die Eltern zu stärken.

Die Stadt hat nach den Todesfällen viele neue Regeln geschaffen. Weitere Todesfälle verhindert hat das nicht. Warum also nicht endlich eine Fallzahlobergrenze und eine großzügige Ausstattung der ASD? Verschwendet wäre das Geld sicher nicht.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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2 Kommentare

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  • M
    Mark

    Mit einer Fallobergrenze wird m.M. nur Missstand verwaltet. Das Problem ist doch einfach zu verstehen: Es steht im Grundgesetzt, dass das Wohl von Kindern und Jugendlichen zu schützen ist. Wenn es Geld kostet, kostet es. Aber mit Sparideen oder Lohnstop oder einem miesen Image macht man den ASD nicht besser, sondern schlechter und das bedeuet, dass solche Sachen passieren: Kinder sterben. Und, da hat die Kommentatorin eben richtig gelesen: Es kann wieder passieren.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Wohl des Kindes sollte über alles gehen

    Kinder sterben in diesem Land,obwohl sie nicht sterben müssten,wenn dem entsprechend Ämter die für den Schutz der Kinder zuständig sind,wie z.B. die Jugendämter ihre Aufgabe mehr Gewicht verleihen würden.Mit Absichtserklärungen und schönen Worten werden Kinder die starben,nicht wieder zurück ins Leben gebracht.