Neuseeländisches Sicherheitsvideo: Zauberstab im Flugmodus
Eine Elbin erklärt die Sitzgurte, Gollum schleicht durch die Flugzeugkabine: Air New Zealand zeigt seinen Passagieren ein spezielles Sicherheitsvideo.
Mit Flugsicherheitshinweisen ist es wie mit einem Fruchtbonbon: So sehr man sich jedesmal vornimmt, das Bonbon diesmal komplett aufzulutschen, spätestens nach 20 Sekunden beißt man es doch durch. Und so sehr man sich auch vornimmt, dem freundlichen Kabinenpersonal diesmal wirklich (wirklich!) zuzuhören, spätestens nach 20 Sekunden schaut man sich lieber im Bordjournal an, welche Filme laufen, oder ist schon eingeschlafen.
Damit die Passagiere mal bis zum Ende zuhören, hat sich Air New Zealand einen einfachen Trick ausgedacht: Sie haben ihre Sicherheitshinweisvideos einfach so unterhaltsam machen, dass man gar nicht aufhören will, sie zu gucken, und sei es um zu erfahren, wie es weitergeht.
So gibt es etwa eine gezeichnete Version mit Ed O'Neill (Eine schrecklich nette Familie) und Melanie Lynskey (Two and a Half Men), eine Aerobic-Version mit dem US-Komiker Richard Simmons und auch ein Video, in dem die Flugbegleiteruniformen nur gebodypaintet sind, die Stewards also nicht mehr tragen als ihren drolligen neuseeländischen Akzent.
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Der neueste Film ist im Wortsinne fantastisch geworden: Es ist eine Hobbit-Version, voller Wesen aus der Sagenwelt von Mittelerde. Eine Elbenstewardess erklärt die Benutzung der Sitzgurte, dunkle Ritter legen enttäuscht ihre elektronischen Geräte beiseite, während ein Magier seinen Zauberstab schnell noch in den Flugmodus stellt.
Haarige Hobbitfüße werden zwischen die richtige Verwendung von Schwimmweste und Sauerstoffmaske geschnitten, Gollum schleicht durch die Kabinengänge und sogar Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson hat einen kleinen Cameo-Auftritt.
Das ist gleich mehrfach naheliegend, denn erstens ist Neuseeland bekanntermaßen das Heimatland von Peter Jackson und war Hauptdrehort der Mittelerde-Filme. Und zweitens naht der internationale Kinostart des ersten Teils von „Der Hobbit“. Da kann ein wenig virale Aufmerksamkeit nicht schaden, für die Fluglinie, für den Film, für das Land und überhaupt.
Alles mal wieder nur Marketing also? Ja. Schon. Aber egal: Gut gemacht ist gut gemacht. Da kann man auch mal viereinhalb Minuten zuschauen, sich drüber freuen und bucht deswegen trotzdem nicht gleich bei Air New Zealand. Und vielleicht ist die Welt sogar ein kleines bisschen sicherer geworden, weil wieder mehr Leute verstanden haben, wie die Brace-Position aussieht.
Leser*innenkommentare
wauz
Gast
@Praxisdepp
Ich bin es einfach leid, dass man mich zu letzt, wenn alles schon entschieden und versaut ist, herangezogen werde, um die Trümmer durch Werbemaßnahmen zu retten. das ist deutsche Praxis, gerade und von studierten BWLern.
Klar ist die Idee, den Kunden mit netten und interessanten Videos zu instruieren, super. Und dafür jemanden zu gewinnen, der davon einen Vorteil hat, ist schlau. Das machen Neuseeländer so.
In Deutschland ist das leider nicht der Fall.
Und auch du, lieber Praxisdepp, hast es in 98% aller Fälle mit einem fertig designten Produkt zu tun, das von anderen Praxisdeppen konstruiert, gefertigt, verpackt, in den vertrieb gebracht usw... Und du darfst dann mit ein bisserl PR die Katastrophe geradebiegen.
Das Leben wär' viel schöner, wenn man die Marketingleute von Anfang an gefragt hätte...
Dann gäbe es, nur um mal ein prominentes Beispiel zu nennen, auch noch Siemens-Handys.
@kauz
Gast
Netter Artikel und guter Einfall von den Kiwis.
@kauz: Jeder der den Artikel liest, versteht was der Author mit Marketing meint.
Oh Gott, da muss ich mich nun schon täglich im Beruf mit unzähligen Marketing Besserwissern rumschlagen und nun auch noch auf taz. Da finden sie sich so toll weil sie ach so viele Fachbegriffe und Theorien auswendig gelernt haben. Wenn es dann aber an die Wirklichkeit und Praxis geht, dann haben mind. 99% keinen Plan mehr. Hät' ich doch früher gewusst wieviele Theorieidioten es in dem Gebiet gibt, hätte ich nie Marketing & Customer Operations Planning studiert =(
wauz
Gast
Ein Huf ist kein Pferd
Marketing ist mehr als nur erweiterte Werbung. Was hier im Artikel als Marketing bezeichnet ist, ist geschickte PR.
das Marketing einer Firma fängt beim Produkt an. Das Produkt und der Markt müssen zusammenpassen. Es geht weiter mit den passenden Preisen und den richtigen Vertriebswegen. Und dann kommt die Kommunikation mit den Kunden und der Öffentlichkeit.
Also, lieber Journalist: schreib nicht 'Pferd' wenn du nur ein Bein meinst...