piwik no script img

Neues Milchbauern-BündnisWeniger ist mehr

Nach der Anhebung der Milchquote hat sich jetzt ein neues Milchbauern-Bündnis formiert - unter anderem fordert es eine Reduzierung der produzierten Milchmenge.

Trinken Sie mehr Milch - auch das fordert das neue Bündnis. Bild: ap

BERLIN taz | Ein neues Bündnis aus Bauern, Umweltschützern und Menschenrechtlern hat vor den dramatischen Folgen des Preisverfalls bei der Milch gewarnt. Nicht nur die Milchbauern stünden am Rande des Abgrunds. "Auch eine ganze Landwirtschaftskultur ist in Gefahr", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber.

Die aktuelle Politik hat auch Konsequenzen für die Tierhaltung, die unter dem enormen Preisdruck kaum noch möglich ist. Zudem führe die Abnahme von Grünland zu Artenschwund und klimafeindlicher Freisetzung von Kohlenstoff, erklärte Friedrich Ostendorff vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Hintergrund ist die Anhebung der Milchquote, die im vergangenen Jahr trotz der weltweit sinkenden Nachfrage nach Milch von den EU-Agrarministern beschlossen wurde. Die Folge ist die Produktion von Milch-Überschüssen, für die für Lagerhaltung und Exportsubventionen allein im Jahr 2009 in Deutschland mehr als 600 Millionen Euro Steuergelder gezahlt wurden. Zwischen 18 und 24 Cent erhalten Milchbauern pro Liter, was die Produktionskosten lediglich zur Hälfte deckt.

Das neue Bündnis setzt auf eine bedarfsorientierte europäische Milchpolitik und eine Reduzierung der Milchmenge, die einen kostendeckenden Erzeugerpreis erlaubt.

"Wir wollen kein planwirtschaftliches System mit vom Staat garantierten Preisen", sagte Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. "Aber wir fordern sehr wohl eine starke Position für die Milchbäuerinnen und Milchbauern."

Ostendorff sagte, dass aber auch die VerbraucherInnen gefragt seien: "Trinken Sie Milch!" forderte er. "Das hilft den Milchbauern sehr."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • H
    H.St.

    Wenn aber der Staat/ die EU über die Milchquote das Angebot bestimmen bestimmen sie auch den Preis mit.

     

    Und wenn dei Quote wie geplant in einigen Jahren abgeschafft wird produzieren die großen industrieartigen Bauern soviel Milch, dass der Preis sinkt und die kleinen nur durch Subventionen für "Landschaftspflege" teilweise überleben können.

  • AH
    Andreas H.

    Ein klassischer Beweis, dass Politiker sich nicht in die Wirtschaft einmischen sollten:

    "... Anhebung der Milchquote, die im vergangenen Jahr trotz der weltweit sinkenden Nachfrage nach Milch von den EU-Agrarministern beschlossen wurde."

     

    Und was soll diese Forderung?

    "Aber wir fordern sehr wohl eine starke Position für die Milchbäuerinnen und Milchbauern."

    Eine starke Position fordern? Das ist doch absurd! Die müssen mit der Zeit gehen und sich selbst in eine starke Position navigieren durch neue Geschäftsmodelle und alte Wirtschaftphilosophien.

     

    "Das neue Bündnis setzt auf eine bedarfsorientierte europäische Milchpolitik und eine Reduzierung der Milchmenge, die einen kostendeckenden Erzeugerpreis erlaubt."

    Ach nein?! Welch eine Erkenntnis. Die Idee hinter dieser Aussage lernt man schon im Wirtschaftsunterricht der 8. Klasse: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.