Neues Album von Mexican Institute of Sound: Partys, politisch
Ironisch, tanzbar und politisch: Auf seinem neuen Album „Político“ schlägt Mexican Institute of Sound eine harte Gangart an.
Die mexikanische Folkszene ist für Außenstehende kaum zu überblicken. Banda, Ranchera, Cumbia, Nortena, Mariachi sind nur die bekanntesten Genres. Doch neben der traditionellen Volksmusik ist Mexiko schon allein durch seine Nähe zu den USA stark von aktuellen Poptrends beeinflusst. Kaum verwunderlich, dass sich dort eine eigenständige DJ-Szene entwickelt hat, die Folk mit elektronischen Sounds anreichert.
Explosive Hybride wie Cumbia Digital oder auch Nortec sind so entstanden und erfreuen sich inzwischen auch jenseits der Landesgrenzen steigender Beliebtheit. Einer der kreativen Köpfe dieser jungen elektronischen Musikszene ist Camilo Lara. Entsprechend ist auch sein Künstlername bilingual gewählt. Er nennt sich Mexican Institute of Sound, oder eben Instituto Méxikano de Sonido.
Waren seine bisherigen Alben in erster Linie partytauglich, so schlägt Lara mit „Político“ eine härtere Gangart an. Im Alltagsleben der Gegenwart ist es selbst für DJs unmöglich, sich aus der politischen, von Drogenkrieg und Wahlbetrug überschatteten Entwicklung herauszuhalten.
Mit der Single „México“ liefert Lara daher eine ironische Hymne auf sein Land. Von schmetternden mexikanischen Trompeten angetrieben, beschreibt der 36-Jährige den Stillstand seines Landes: „Wie viel Zeit muss noch vergehen, bis sich die Lage verbessert / Wir alle sind Opfer eines beschlagnahmten Staates / mit einer Regierung, die in Gewinne des Drogenhandels verwickelt ist / Es ist eine verfaulte Nation mit einer verletzten Bevölkerung“, singt er, um dann im Refrain das Land mit Lobgesängen zu feiern, wie sie sonst in Fußballstadien angestimmt werden.
„México, México – rarara.“ Die Farben der mexikanischen Flagge dichtet er passend zum Drogenkrieg um: „Grün wie Marihuana / Weiß wie Kokain / Rot dein Blut.“
Wild durchmischt
Überzeugend an „Político“ ist aber vor allem, dass sich Lara nicht einfach mit politischen Tönen seiner Haltung vergewissert, sondern ein musikalisch zwingendes Album produziert hat, das man durchaus als Soundtrack einer komplexen Gesellschaft bezeichnen könnte.
Alle Klangelemente aus diesem Maelstrom herauszufiltern, ist unmöglich, Lara mischt alt und neu munter durcheinander. Manches ist der Banda-Musik entnommen, andere Songs sind deutlich von traditioneller Cumbia beeinflusst.
Darunter blinken stets auch Achtziger-Jahre-Synthesizerhooklines und schnelle, raveartige Partybreaks, Sinnbild des urbanen Bastardpop, auf.
Neben den politischen Songs finden sich auch Instrumentals. Mit dem Song „Tipo raro“, auf deutsch „Seltsame Type“, gibt Lara dem Album dann noch eine persönliche Note. Hier besingt er einen Mann, der Probleme hat, ein weibliches Pendant zu finden. „Es ist ungefähr so schwer, wie einen Anwalt zu finden / Jemand, der dir nicht gleich die Haare vom Kopf frisst.“
Die Texte auf „Político“ sind anders als bei vorherigen Alben von MIS komplett in Spanisch gesungen. Ohne Sprachkenntnisse entgeht Hörern die Ernsthaftigkeit des Vortrags. Durch seine ironisch gebrochene Erzählweise, schafft es Lara dennoch, dass die Songs tanzbar bleiben und die politische Botschaft nicht die euphorische Stimmung des Albums überlagert.
Mexican Institute of Sound „Político“ (Chusma/Groove At- tack); live 5. Oktober Berlin, 7. Oktober Köln, 10. Oktober Tübingen
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