Neueröffnung des Dorint-Parkhotels: Bremen ist nicht Baden-Baden
Das Dorint-Parkhotel wird für mindestens 1,5 Millionen Euro saniert – und soll familienorientierter werden. Das Personal wurde komplett übernommen.
„Lang und zäh“ seien die Verhandlungen gewesen, sagt der Insolvenzverwalter des Parkhotels. „Sehr sportlich“ nennt sie der Geschäftsführer der Dorint-Kette, Olaf Mertens. Dorint hat das Haus zum 1. August als neuer Betreiber übernommen. Die Vorbesitzer hatten vor einem halben Jahr Insolvenz angemeldet.
Gestern stellte er seinen Mitarbeiter Stefan von Heine als neuen Parkhotel-Direktor vor. Zum erfolgreichen Abschluss der Übergabe-Gespräche dürfte beigetragen haben, dass die Immobilie denselben Besitzern gehört wie die Dorint-Gruppe: Ebertz & Partner (EB) aus Köln. Allerdings gibt es auch eine Bremer Beteiligung: Statt der Sparkasse, die ihre 25,1 Prozent am Gebäude verkaufte, sind jetzt die Bremer Kurt Zech und Joachim Linnemann im Boot. Den Immobilienunternehmern gehört die Kette „Atlantic Hotels“.
Neu vergeben sind auch die übrigen Betriebe, die vom Parkhotel bewirtschaftet worden waren: Das Restaurant „Höpkens Ruh“ ist an die Familie Schnitger gegangen, die Meierei im Bürgerpark soll vom Bremer Getränkegroßhändler Beckröge übernommen werden, der sie mit Barry Randecker vom „Theatro“ betreiben will.
Wie aber will Dorint das Parkhotel zurück in die Gewinnzone führen? Bei der Auslastung, die derzeit bei rund 60 Prozent liegt, sieht die neue Leitung keine allzu großen Spielräume. Allenfalls fünf Prozent mehr könne man anpeilen, heißt es. Aber, sagt Mertens: „Man hat in der Vergangenheit nach einem Publikum gesucht, das es hier nicht gibt.“ Denn: „Bremen ist nicht Baden-Baden.“ Stattdessen wolle man, neben den Business-Kunden, vermehrt Familien ansprechen. Dieser Logik folgend wird auch das Sterne-Restaurant im Haus dicht gemacht.
Erheblicher Sanierungsbedarf
Der Sanierungsbedarf scheint erheblich zu sein. Der neue Direktor Heine hat bereits die Fassade einrüsten lassen. Am Dach sei einiges auszubessern, sagt er, Toiletten müssten erneuert und sämtliche Steckdosen ausgetauscht werden, die Zimmer bräuchten ohnehin ein „Facelifting“. Der Schriftzug „Park-Hotel“ an der Fassade, der schon seit Längerem nicht mehr leuchtet, soll ohne den Zusatz „Dorint“ renoviert werden. 1,5 Millionen Euro an Investitionsmitteln habe allein der Immobilienbesitzer vertraglich zugesichert, sagt Mertens, Dorint werde ebenfalls in die Tasche greifen.
Veränderungen der Zimmerzuschnitte sind nicht geplant. Dabei sind von 175 Zimmern lediglich zwei mit barrierefreien Bädern ausgestattet – und das auch erst, seitdem der damalige Innenminister Schäuble im Parkhotel abstieg. Höher ist der Bedarf nicht? „Nein, das reicht völlig“, versichert Jens Wehrenberg, der als bisheriger und künftiger Vize-Direktor für Kontinuität sorgen soll.
Rotes Spezial-Telefon
Ist das Hotel angesichts der politischen Prominenz in seinen Mauern denn wenigstens abhörsicher? Spezielles Fensterglas habe man nicht, sagt Wehrenberg. Und als im Juni der isländische Staatspräsident im Parkhotel wohnte, habe es auch gar keine Sicherheitsstufe gegeben. 2009 allerdings, als sich die europäischen Außenminister im Parkhotel trafen, ließ sich die britische Ministerin – als einzige – ein rotes Spezial-Telefon installieren. Das hätte ihre Amtskollegen eigentlich schon mal stutzig machen können.
Zurück zu den Sorgen der normalen Leute: Das Personal, 193 MitarbeiterInnen, sei komplett übernommen worden, versichert Mertens, auch das Preisgefüge solle konstant bleiben. Das heißt konkret: Unter 109 Euro pro Einzelzimmer (ohne Frühstück) ist nichts zu haben, maximal kann man 2.850 Euro für eine Nacht ausgeben. Dann hat man die „Große Suite“ für sich – und im Vergleich zu Sankt Moritz, wo man durchaus das Zehnfache für eine einzige Nacht hinblättern kann, ein absolutes Schnäppchen gemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter