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Neuer ägyptischer Präsident MursiEngere Beziehungen zum Iran

Der neue ägyptische Präsident will die Beziehungen zum Iran intensivieren. Ziel sei ein „strategisches Gleichgewicht“ in der Region.

„Teil meines Programmes": der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi. Bild: reuters

DUBAI rtr | Der neu gewählte ägyptische Präsident Mohammed Mursi strebt engere Beziehungen zum Iran an. Der Politiker der Muslimbrüder sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Fars, er wolle die Beziehungen zur Islamischen Republik ausweiten, um ein strategisches Gleichgewicht in der Region zu schaffen.

„Dies ist Teil meines Programmes“, zitierte Fars den Politiker. Nach Angaben der Agentur fand das Interview am Sonntag wenige Stunden vor Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentenwahl statt.

Der Islamist Mursi setzte sich bei der Stichwahl mit knappem Vorsprung gegen den früheren Luftwaffenchef Ahmed Schafik durch. Damit behaupteten die religiös konservativen Muslimbrüder ihre führende Position auch in der Präsidentenwahl.

Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission vom Sonntag vereinigte der Kritiker des früheren Mubarak-Systems rund 52 Prozent der Stimmen auf sich. Das neue Staatsoberhaupt soll am Sonntag sein Amt in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land antreten.

Update 26.06.:

Am Montagabend ließ Mursi den Bericht von Fars dementieren. „Der Präsident hat dieser Agentur kein Interview gegeben, und das, was veröffentlicht wurde, entbehrt jeder Grundlage“, sagte sein Sprecher der staatlichen ägyptischen Nachrichtenagentur MENA.

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6 Kommentare

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  • K
    kaboum

    Toni meint das wohl nicht ernst. Ausserdem spielt die MuBrü den Israelis in die Hände. Schon bald wird es heissen, dass die Sinai Halb-Insel ein gesetzesfreier Raum ist, auf den Morsi und co. wenn überhaupt, nur geringen Einfluss haben. Dann wird sich Israel im Namen des Guten, der Demokratie und der heiligen Menschenrechte "gezwungen sehen " zu intervenieren, und die Sinai-Halbinsel wiedermal zu besetzen. Mark my words...kann aber noch n Jahr dauern!

  • E
    end.the.occupation

    >> israel sollte einen antrag auf aufnahme in die eu stellen und mitglied in der nato werden,

     

    Damit wir diesen national-religiösen 'Blut und Boden'-Fanatikern und deren Apartheidsstaat bei der Befreiung des Bodens von dessen palästinensischer Bevölkerung helfen?

     

    Westliche Werte pur.

  • D
    dorian

    na wunderbar, da bin ich wirklich froh, dass der neu gewählte "demokratische" präsident als erstes davon halluziniert die partnerschaft mit der großartigen "demokratie" iran aufzubauen.

     

    wir werden uns alle noch wundern, wenn sich die ökonomischen probleme in iran und ägypten weiter verschärfen, werden diese prämodernen gesellschaften sich auf irgend nen religiösen quatsch besinnen und sich nen feind suchen. dann ist die "vereinbarung" zwischen ägypten und israel makulatur.

     

    israel sollte einen antrag auf aufnahme in die eu stellen und mitglied in der nato werden, damit diese religiösen pappnasen gar nicht erst auf dumme gedanken kommen.

  • T
    Toni

    @ Ansar Hezbollha

     

    Was soll dieser unterschwellige antisemitische Kommentar?

  • A
    Ant-iPod

    Ich bin froh, dass Herr Mursi sich nun als Präsident versuchen darf.

    Es ist ein klarerer Bruch mit der alten Mafia, als dies dem anderen Kandidaten auch nur möglich gewesen wäre.

     

    Das nicht in erster Linie die gerade erst entstandenen Demokraten gewinnen, sondern die oppositionelle Organisation, die am besten aufgestellt und strukturiert ist, wundert mich wenig. Um so weniger, als das die Muslimbrüder wenig verdächtig sind, an alten Regimestrukturen dfesthalten zu wollen, von denen die Menschen zu Recht die Nase voll haben.

     

    Um so bemerkenswerte finde ich seine sofortige, außenpolitische Deeskalation.

    Im kleinen 1x1 der Politik steht normalerweise unter der Rubrik "wie kann ich die immensen Probleme im Inneren überdecken und von ihnen ablenken? - Schaffe eine äußere Bedrohung" - Mursi hingegen strebt offenbar das genaue Gegenteil an.

    Den strategischen Weitblick zu haben, dass eine militärlische Konfrontation mit dem Iran verheerende Folgen für die gesamte Region haben wird und folglich zu verhindern ist... das beeindruckt mich schon.

    Dies gepaart mit der ausdrücklichen Betonung der Vertragstreue Ägyptens - also insbesondere den Friedensvertrag mit Israel - das ist ein sehr positiver Anfang.

     

    Seine mit sichtlicher Rührung vorgetragene Ansprache an die Ägypter... verdammt soll ich sein, aber es hat auch ich bewegt.

     

    Deshalb habe ich keine Angst vor diesen Muslimbrüdern und bin zuversichtlich, dass Ägypten die richtigen Weichen gestellt hat.

    Sicher wird es noch drei oder vier Legislaturen brauchen, bis sich demokratische Prozesse etabliert haben und es bleibt abzuwarten, ob dies (eingedenk der starken Position des Militärs) gelingt.

     

    Nach diesen Neuigkeiten bin ich diesbezüglich jedoch positiv eingestimmt und freue mich auf die Zukunft.

  • AH
    Ansar Hezbollah

    Kann ich nur begrüßen!