piwik no script img

Neuer Song von Rapper Eko FreshKlug, aber abgeguckt

Alles nur geklaut? In seinem neuen Song rappt Eko Fresh über Diskriminierung, Rassismus und Mesut Özil – die Idee hatte aber ein anderer Musiker.

Musiker Eko Fresh (bürgerlich Ekrem Bora) liefert seine musikalische Antwort zur Özil-Debatte Foto: Horst Galuschka/imago

Eko Fresh rappt in seinem neuen Song „Aber“ über Diskriminierung und Rassismus. Es ist auch seine Antwort auf die Özil-Debatte. „Eine der wenigen klugen“, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, die den 35-Jährigen den „Rapper der Stunde nennt“. Großes Lob, vielleicht zu groß in Anbetracht der Tatsache, dass sowohl der Song, als auch das dazugehörige Musikvideo nicht die Idee des Musikers waren.

Der 29-jährige US-Rapper Joyner Lucas veröffentlichte im November 2017 seinen Song „I’m not racist“. Das Musikvideo zählt über 80 Millionen Klicks. Ein weißer Mann mit „Make America Great Again“-Kappe sitzt einem Schwarzen mit Dreadlocks und Goldkette gegenüber. Der Raum karg; nur ein Tisch und zwei Stühle, auf denen die Männer sitzen. Sie schleudern sich eine Aneinanderreihung von Vorurteilen an den Kopf. „I’m not racist“, „Ich bin nicht rassistisch“, wiederholen sie immer wieder.

Auch Eko Freshs Musikvideo zeigt eine Gegenüberstellung, symbolisiert durch zwei Männer, einen „Deutschen“ und einen „Türken“. Auch sie sitzen sich in einem kargen Raum gegenüber. Dass Inhalt und Aufbau von Text und Video dem des US-Rappers gleichen, ist kein Zufall. „Inspired by Joner Lucas“, wird als Disclaimer zu Beginn des Videos eingeblendet. Klein und transparent, aber er ist da. Ob es Absprachen mit dem Label des US-Rappers gab? Das Management von Eko Fresh antwortete bis Redaktionsschluss nicht auf die Anfrage der taz.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Ich bin kein Nazi, aber / mich stören die Alibabas / mit ihrem Islam-Gelaber“, beginnt „der Deutsche“ in Bomberjacke. Wütend springt er auf, nichts als purer Hass kommt aus seinem Mund. Er endet mit den Worten: „Ich steh’ für unser Land, denn ich wähl’ die AfD.“ Dann übernimmt „der Türke“: „Ich liebe Deutschland / Aber ihr seid miese Heuchler.“ Er lobt seinen Präsidenten und schimpft über ein gottloses Land, in dem ihn niemand wirklich haben will. Eko Fresh schreitet schließlich schlichtend ein und setzt sich zwischen die beiden Stühle. „Ihr bekommt das schon hin“, sind die letzten Worte eines durchaus treffenden und klugen Songs, der eine aktuelle Debatte kommentiert.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

In beiden Musikvideos rappt dieselbe Stimme wütend aus zwei verschiedenen Mündern. Hass, Vorurteile, Verachtung. Die Songs spiegeln die Zerrissenheit der Gesellschaft und haben eine wichtige Message, die hoffentlich viele erreicht. Dennoch wäre es schön, wenn Eko Fresh beim nächsten Song eine eigene Darstellung einfiele – ganz ohne abzuschauen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Also wenn ihr euch mit HipHop auskennen würdet hättet ihr wohl gemerkt das eine eigene Version eines vorhanden Songs quasi zur Tradition gehört.... Von daher legitim was er macht

  • Die Quellenangabe ist vorhanden, mir ist keine einschränkende Selbstverpflichtung des Künstlers auf pure Eigenschöpfungen bekannt. Verhebt er sich weil er der stilistischen Anlehnung ans Original inhaltlich nicht gerecht wird oder zum Diskurs nix beizutragen hat? Irgend ein überzeugendes Argument?

    Sorry, aber kann man mir den eigentlichen Grund für den Diss des Songs erklären? Nun, alternativ könnte man es auch so lesen: "Dennoch wäre es schön, wenn Eko Fresh beim nächsten Song eine eigene Darstellung einfiele – ganz ohne abzuschauen." Klingt irgendwie ähnlich wie der Fall von dem Fußballer, der immer dann nicht genügend war, wenn, jetzt fällt mir der Name nicht ein, aber das war doch erst kürzlich, äh, na, …. die Ironie des Artikels fällt schon auf, oder?



    Fazit: die Autorin schiebt den Ball ins eigene Netz, Mal schaun wieviel Trolle in den Torjubel einstimmen.....

    • @Lex:

      Eigentor à la Mesut-Drama? Interessante Sichtweise. Ich denke, dass es in DE ganz allgemein stark an einer Kultur der Wertschätzung fehlt. Es ist extrem einfach, etwas nicht gut genug zu machen und dafür kritisiert zu werden. Verbale Anerkennung gibt's dagegen kaum (alter, immer noch gültiger(?) Pädagogen-Spruch: So lange ich nichts sage, ist alles gut!). Das führt zu ganz vielfältig empfundenen Ausgrenzungen; Rassismus gehört zu den hässlichsten Erscheinungsformen, ist aber nur eine.

      • @Senhor Amor:

        Ich stimme voll und ganz zu. Mit ihrer Absicht Eko Fresh bloßzustellen, hat die Autorin lediglich die ”unkaputtbare”, tief verankerte herablassende Sichtweise auf Menschen mit Migrationshintergrund wiedergegeben. In der klassischen Ausdrucksform: ein halbes mütterliches Lob, gefolgt von Tadel. Enttäuschend aber nicht allzu überraschend, dass selbst „linke“ Medien nicht frei davon sind.

    • @Lex:

      Ich stimme dir zu. Das war ein Eigentor. Der Artikel versucht dem Deutschtürken EkoFresh für den Song der Stunde Respekt zu zollen scheitert mit der fordernden Aussage, es genüge nicht ein Lied zu recovern, er müsse schon einen eigenen Song herausbringen. Das erinnert stark an den Dramatiker Brecht. „Ich erkläre also wahrheitsgemäss, dass ich die Erwähnung des Namens Ammers leider vergessen habe. Das wiederum erkläre ich mit meiner grundsätzlichen Laxheit in Fragen geistigen Eigentums.“Seine Bewunderer sprachen von Adaption und Bearbeitung, seine Gegner nannten diese Methode Plagiat, Piraterie, schamlosen Diebstahl. Er holte sich seine Vorlagen, wo er sie fand. Es kam ihm nicht darauf an, ob es sich um Grössen der Vergangenheit oder um Zeitgenossen handelte, um Villon, Marlowe, Shakespeare – oder um Kipling, Gorki und Klabund.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Er ist nicht mehr so jung, braucht aber immer noch das Geld.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Fresh ist er leider auch nicht mehr.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      hahahaha, danke für den lacher am morgen!